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„Popstars - Die Tour“: Kritik am Konzert in Wien

Zwei Sänger von "Overground" im Moulin Rouge |&copy Vienna Online
Zwei Sänger von "Overground" im Moulin Rouge |&copy Vienna Online
Kritiker Wolfgang Hauptmann von der Austria Presseagentur lässt kein gutes Haar am Auftritt der "gecasteten" Stars "Overground" und "Preluders" in Wien.

Man hatte den Eindruck, die Fans der Schulband aus Hintertupfing waren nach Oberlaa gepilgert, um eine während des Unterrichtsjahres brav einstudierte Aufführung zu bejubeln. Aber es waren keine Amateure, die am Samstagabend in Wien auf der Bühne standen, sondern Acts, die „Popstars“ genannt werden. Dass Preluders und Overground keine solchen sind, sondern lediglich willige Melkkühe gewiefter Manager offenbarte sich schonungslos. „Popstars – Die Tour“ endete in Österreich – und die Show war tatsächlich das Letzte.

1.500 kreischende Mädchen, vielleicht rund 100 ebensolche Buben und eine geschätzte Handvoll reifere Besucher, die eigentlich schon wissen sollten, wo die musikalische Schmerzgrenze liegt, hatten sich in den Turnsaal verloren, der sich Kurhalle nennt. Zunächst gab es Werbung: Ein Trailer für einen Kinofilm flimmerte über die aufgezogene Leinwand, man pries ein Kosmetikprodukt, einen Softdrink, der eine blaue Zunge macht, und die neue Single von Bro’Sis, mit der man sein blaues Wunder erlebt. „Ich denke, wir haben eine wunderschönes Programm für Euch“, irrte ein Moderator.

Manuel Ortega “ausgebuht”

Vanilla Ninjas machten den Anfang: Die hübschen 20-Jährigen aus Estland, die charismatischsten Akteure im Paket, taten vier Nummern lang, die alle nach Achtziger und irgendwie gleich klangen, zumindest so, als würden sie tatsächlich Instrumente spielen. „Typische Girlgroups gibt es genug“, meinten Katrin, Lenna, Maarja und Piret im Interview. „Wir lieben Rock und können uns durchaus vorstellen, in Zukunft etwas härtere Songs zu machen.“ Ihre Mission ist keine einfache: „Vielleicht gelingt es uns, einen Teil des Publikums dazu zu erziehen, toughere Musik zu hören.“

Zwischen den nächsten Werbeblöcken durfte Manuel Ortega zeigen, warum er noch nicht den großen Durchbruch geschafft hat. „Wenn ihr buh ruft, kommen Preluders und Overground nicht“, mahnte der Moderator die offensichtlich wenig am Lokalmatador interessierte Menge. „Es ist schön hier zu sein“, versprüht der Sänger, dessen größte Leistung es bisher war, Österreich mit einem Lied beim Songcontest zu vertreten, das sich wie „All Right Now“ von The Free anhörte, Zweckoptimismus. Der war auch angebracht, denn die 08/15-Songs, die uninspirierte Darbietung und das unsichere Pendeln zwischen Alpen-Latino-Image und versuchter Ernsthaftigkeit reichen höchstens für Mittelmaß.

Der Unterschied zwischen Preluders und Overground liegt im Geschlecht. Alles andere ist austauschbar. Beide Formationen tanzten, sangen Playback und taten so, als würden sie bedeutend sein. Mit der in der Kurhalle vorgeführten Choreografie würden die Deutschen nicht einmal einen Gymnastikworkshop an einer Volkshochschule bestehen. Die Songs klingen wie ein Konglomerat aus vielen bekannten anderen Songs, Textzeilen wie „I Wanna Sex You Up“ passten „hervorragend“ zum Kinderpublikum – wenn schon peinlich, dann ordentlich. Wenn das die Rettung der Musikindustrie sein soll, dann steuerte die Titanic bereits auf den Eisberg zu.

Von Wolfgang Hauptmann/APA

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