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„Korrupte Medizin“: AKH-Chef unterstützt Autor

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Der Wiener AKH-Chef Reinhard Krepler begrüßt, dass das Buch von Hasn Weiss "mögliche Korruptionsbereiche" zum Thema mache. Die Offenlegung der Firmenverbindungen von Ärzten und Wissenschaftern sei "nicht zu kritisieren, sondern zu loben".

Wie der ehemalige “Bittere Pillen”-Co-Autor auf die Idee zu dem Buch kam? Eine Novartis-Managerin habe ihn vor drei Jahren mit Informationen über das Naturalrabatt-System der rund 1.000 ärztlichen Hausapotheken informiert. Diese hätten Arzneimittel für 110 Mio. Euro von den Unternehmen bekommen. Weiss: “Ein Geschenk von 110.000 Euro pro Arzt zusätzlich zu dem, was sie verdienen. Die Naturalrabatte wurden abgeschafft. Geldrabatte sind erlaubt. De facto heißt dass, dass sich gar nichts geändert hat. Mich hat das geärgert.” Hinter der damaligen Affäre könnten – so hört man – Marktkämpfe zwischen zwei Generika-Herstellern gestanden sein.

Nach abgelegter Pharmareferentenprüfung nahm Weiss an einem Pharma-Marketingkongress teil. Dort sei faktisch erklärt worden: “An erster Stelle steht der Geschäftserfolg.” Insgesamt hätte es von Seiten der Arzneimittelindustrie geheißen: “Wir sind keine forschungsgetriebene Branche, wir sind eine marketinggetriebene Industrie.” Es gehe vor allem um “Me Too”-Präparate und keine echten Neuerungen.

AKH-Chef Kepler nicht „empört”

In dem Buch sind auch mehrfach Vorwürfe gegen österreichische Spitzenmediziner enthalten. Hier geht es um die klinische Forschung, die zum überwiegenden Teil von der Industrie finanziert wird. Öffentliche Gelder für klinische Forschung gibt es in Österreich und Europa fast nicht, in den USA zu einem geringen Anteil. Hier haben Kliniker bereits im Vorfeld der Veröffentlichung des Buches die Vorwürfe als unhaltbar bezeichnet.

Der Chef des Wiener AKH, Reinhard Krepler: “Ich bin an sich sehr froh, dass dieses wichtige Thema behandelt wird. Ich sehe es positiv, das die Kenntnis über mögliche Korruptionsbereiche weiter Verbreitung findet. Die Stadt Wien hat aber sehr strikte Antikorruptionsvorschriften, die auch im Wiener Krankenanstaltenverbund umgesetzt werden.”

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