AA

Zurück in die Zukunft: Alarmstufe Rot 3

Effektstrotzende Schlachten in knallbunter Optik: Alarmstufe Rot 3.
Effektstrotzende Schlachten in knallbunter Optik: Alarmstufe Rot 3. ©Waibel
Manchmal kommt es anders als man denkt. Das müssen auch die Sowjets erfahren, als sie in die Zeitlinie pfuschen. Doch davor hat uns ja Doc Emmet Brown schon gewarnt.  

Der Kreml steht unter Feuer, das Kollektiv wankt, die Führung flüchtet. Zum Glück haben die findigen russischen Ingenieure im stillen Kämmerlein eine Zeitmaschine gebastelt, die zugegebenermaßen noch nicht getestet wurde. Doch in der Not frisst der Teufel Fliegen, sagt man, und so setzt sich die Führungsriege in die Kapsel, um in der Zeit zurückzureisen und Albert Einstein um die Ecke zu bringen, der ja bekanntermaßen mit der Erfindung der Atombombe dem Westen zu seiner Dominanz verholfen hat. Doch in der Zeitlinie herumzupfuschen ist ein gefährliches Unterfangen, und so sehen sich die Rückkehrer zwar mit einer mächtigen UdSSR in ihrem Vorhaben bestärkt, jedoch andererseits mit zwei Feinden konfrontiert, da nebst dem Klassenfeind Amerika samt Verbündeten nun der starke Osten als Feind gegenüber steht und die Russen zur Kapitulation auffordert. Da nützt es auch nix, seine Atomraketen auf den Weg schicken zu wollen, weil da ohne die Existenz von Albert Einstein keine Atomwaffen existieren in der Gegenwart.

Mit dieser herrlich trashigen Introsequenz, so spielt Tim Curry den künftigen russischen Premierminister, startet Alarmstufe Rot 3 und ist so schräg, wie man es von der vorherigen Teilen kennt. Dabei werden in breitester Süffisanz sämtliche Klischees bereitwillig bedient. Die herrlich abgefahrene Story wird in gelungen inszenierten und im Stil der Serie aufgemachten Videozwischensequenzen präsentiert. Dabei geben sich einige B-Promis die Klinke in die Hand: Tim Curry (Rocky Horror Picture Show, Die Jagd auf Roter Oktober), Andrew Divoff (LOST), Kelly Hu (X2, The Scorpion King), Jenny McCarthy (Scream 3), Ivana Milicevic (Casino Royale), Jonathan Pryce (Pirates of the Caribbean), J.K. Simmons (Spider-Man, Juno), Peter Stormare (Prison Break, Armageddon), George Takei (Star Trek, Heroes), um nur einige der prominentesten zu nennen.

Jede noch so kleine Änderung der Vergangenheit hat Auswirkung auf die Zukunft. Was schon Marty McFly in “Zurück in die Zukunft “immer wieder aufs Neue lernen musste, erfährt auch die mächtige UdSSR aufs schmerzvollste. Wieder zurück in der veränderten Gegenwart ist Russland neu erstarkt – hat jedoch plötzlich zwei statt wie bisher nur einen Feind. Und da ohne Einstein niemals Atomwaffen erfunden wurden, muss auch darauf verzichtet werden. Aber wozu haben die Sowjets genügend Weltraumschrott im Orbit, den man auf Knopfdruck auf die Widersacher abladen kann? Trotz der knuffigen bunten Optik und dem allgegenwärtigen Humor der Entwickler mit Persiflagen auf alles und jeden steckt unter der schrägen Haube immer noch ein ausgewachsenes “Command & Conquer”.

Nach wie vor geht es also darum, eine Basis hochzuziehen, für Rohstoffnachschub zu sorgen, Einheiten zu produzieren und ins Getümmel zu stürzen. Der Spieler hat die Wahl zwischen Sowjets, Allierten und dem Reich der Aufgehenden Sonne, welches vom Lieutenant Zulu Darsteller aus Raumschiff Enterprise als Imperator repräsentiert wird. Jede dieser drei Kampagnen umfasst neun Missionen, die man vor jedem Einsatz sowohl in drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden angehen könnt, als auch mit einem Kumpel via Internet oder Xbox Live im Koop-Modus. Wer keine realen Mitstreiter haben möchte, erwählt sich einen KI Kollegen, dem man fortan rudimentäre Befehle erteilt, die dieser mal besser mal schlechter erfüllt. Mehr als “Position einnehmen”, “Angreifen” und dergleichen ist aber nicht drin.
Die Krux an der Sache: Manchmal produziert der KI Kamerad munter Einheiten, um sie wie Lemminge an der feindlichen Verteidigung aufreiben zu lassen. Die Credits dazu gehen vom gemeinsamen Konto. Da entwickelt der an sich coole Koopmodus im Zusammenspiel mit einem menschlichen Temmate sein volles Potential.

Wie seit eh und je geht es darum, seine Basis oder bestimmte Einheiten zu erhalten und den Feind ungespitzt in den Boden zu rammen. Eine genaue Missionsbeschreibung lässt keinerlei Fragen offen, dazu können bei gewissenhafter Spielweise sogar Bonusziele auf den Maps erspielt werden. Die Rohstoffgewinnung wurde etwas vereinfacht, so fährt ein Sammler nur von einem Gebäude zum anderen, während es das Erz in der Mine abbaut, um es gegenüber zu Credits zu verarbeiten. Damit wäre zumindest das Problem mit der fast schon legendären Problematik der suizidalen KI der Sammler aus der Welt. Stattdessen geht es schnell zur Sache, flotte Action war wohl im Fokus der Entwickler von Electronic Arts. Die Kaserne bietet Zugriff auf Infanterie, Flugfelder auf Fluggeräte und die Werft baut allerlei See-Fahrzeuge an. Die Einheiten sind mitunter abenteuerlich: So setzen die Sowjets auf Kampfbären innerhalb ihrer Infanterie, während die Japaner auch mal Kampfroboter loslassen. Die Alliierten hingegen werfen dressierte Delfine gegen feindliche Schiffe ein. Daneben stehen auch noch (weibliche) Spezial-Einheiten zur Verfügung – bei den Russen ist das Natasha, eine Scharfschützin, die auch Luftschläge anordnen kann. Die Alliierten schicken dagegen Tanya in die Schlacht.

Anstelle der einstigen Superwaffen gibt es in Alarmstufe Rot 3 die sogenannten “Geheimprotokolle”. Hierbei handelt es sich um besonders mächtige Waffen, die einige Zeit brauchen, bis sie aufgeladen und verfügbar sind. Während die Russen ihren Weltraumschrott auf den Gegner entladen, nutzen die Alliierten die Möglichkeit der Kryonik, um den Feind zu stoppen. Es gibt jede Menge dieser geheimen Protokolle, und in Kombination mit konzentriertem Truppenfeuer lassen sich so gegnerische Basen in Minutenschnelle zu Schutt und die dazugehörigen Truppen in Altmetall verwandeln. Vom Missionsdesign her baut Alarmstufe Rot 3 auf erweiterbare Missionen, will heißen, ist eine bestimmte Etappe der Mission erfüllt, erweitert sich die Schlachtmap, und neue spannende Ziele eröffnen sich. So können die Missionen oft eine ordentliche Zeitspanne in Anspruch nehmen und eröffnen so die Möglichkeit, voll in die Stimmung einzutauchen. Jederzeit lässt sich aber jede Mission abspeichern, um später fortzusetzen.

Die Steuerung auf dem PC hebt sich nicht vom üblichen Genrestandard ab und geht wie bei der Command and Conquer Serie flott von der Hand. Auf der Konsole wurde die Steuerung hervorragend an den Controller angepasst, über ein Ringmenü hat man jederzeit den vollen Überblick. Technisch macht “Alarmstufe Rot 3” auf beiden Systemen einen sehr guten Eindruck: Die knallbunte Grafik mag nicht jedermanns Geschmack sein, ist jedoch äußerst stimmig umgesetzt. Der Soundtrack bietet von härteren Klängen bis zu Bombast eine breite Palette an musikalischer Untermalung. Die ganzen irrwitzigen Einheiten und Ideen legen sich um das Grundgerüst des klassischen “Command & Conquer”-Gameplays. Die KI ist insgesamt recht gut ausgefallen, schwankt jedoch mitunter gewaltig.

Fazit:
Sowohl auf dem PC als auch auf der Xbox 360 macht Command and Conquer Alarmstufe Rot alles richtig. Ein origineller eigenständiger Look, die berühmten Ingamevideos, die die Story weitererzählen, abgefahrene Einheiten, Wortwitz und Action gepaart mit einfachem Zugang und zahllosen coolen Features wie dem neuen Coop-Modus machen Echtzeitstrategen, die mit Augenzwinkern an ein solches Game herangehen können, zu einem echten Fest für die Sinne. Und in der Sammlung eines Command and Conquer Fans darf Alarmstufe Rot 3 sowieso nicht fehlen.

  • VIENNA.AT
  • Spiele-News
  • Zurück in die Zukunft: Alarmstufe Rot 3
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen