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Zum Internationalen Tag der psychischen Gesundheit 2012: Versorgungsmängel in Österreich

Der Tag der psychischen Gesundheit soll das Bewusstsein für Depression und Co. schärfen
Der Tag der psychischen Gesundheit soll das Bewusstsein für Depression und Co. schärfen ©Bilderbox
Die Psyche ist für immer mehr Menschen ein wahres Sorgenkind - auch in Österreich leiden 900.000 Menschen an psychischen Erkrankungen. Depressionen, Angststörungen, Burnout und Co. sind auf dem Vormarsch. Zum Tag der psychischen Gesundheit wurde eine neue Studie veröffentlicht, welche die vielfach kritisierte Situation der mangelnden Versorgung für Betroffene bestätigt.
Milliardenhohe Kosten

Am 10. Oktober ist der  Internationale Tag der psychischen Gesundheit. Eine zu diesem Anlass veröffentlichte neue Analyse bestätigt, was  in der jüngeren Vergangenheit bereits mehrfach diskutiert wurde: Die Dichte des Versorgungsnetzes für Betroffene lässt in Österreich auf verschiedenen Ebenen zu wünschen übrig. Viele wissen auch nicht von der Existenz von Helplines und Anlaufstellen, an denen ihnen geholfen werden kann.

Millionen Menschen weltweit betroffen

Psychiatrische Erkrankungen betreffen weltweit mindestens rund 400 Millionen Menschen, nach manchen Schätzungen bis zu 1,5 Mrd. Personen. Rund 45 Millionen Menschen leiden an Schizophrenie, die wohl diskriminierteste psychiatrische Erkrankung. Rund zehn Prozent der Deutschen und der Österreicher haben Depressionen, etwa die Hälfte davon ist direkt behandlungsbedürftig. In den USA erreicht der Anteil der Betroffenen an der Gesamtbevölkerung sogar 17 Prozent. Die Zahl der Alzheimer-Kranken steigt weltweit rapide an.

Man schätzt deren Zahl derzeit weltweit auf elf bis zwölf Millionen Menschen. 45 Millionen Personen leiden an Epilepsie. Geistige Behinderungen betreffen 4,6 Prozent der Menschen unter 18 in den Entwicklungsländern. Dieser Anteil beträgt in den Industriestaaten 0,5 bis 2,5 Prozent. 140 Millionen Menschen sind weltweit alkoholkrank. Mehr als 400 Millionen betreiben chronischen Alkoholmissbrauch und sind suchtgefährdet. In Österreich stehen rund 900.000 Personen wegen psychischer Leiden in Behandlung.

Die Helpline bietet Hilfe

Zahlreiche Servicestellen bieten Hilfestellung bei psychischen Problemen. Der Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen weist zum Internationalen Tags der seelischen Gesundheit in einer Aussendung auf das Hilfs- und Serviceangebot im Psychologenverband hin. “Betroffene sollten sich nicht scheuen und sich rechtzeitig Hilfe suchen”, rät Ulla Konrad, Präsidentin des Psychologenverbandes.Mit der “Helpline”, wurde eine kostenlose telefonische Beratungsstelle geschaffen, an der PsychologInnen anonym und vertraulich informieren und beraten. Neben einer Klärung möglicher Problemstellungen werden Ansätze und Wege zu verschiedenen Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Die BÖP-Help-Line ist unter der Telefonnummer 01 / 504 8000 erreichbar.

Wege zu einem Psychotherapeuten

PsychologInnen und ihr breites Leistungsspektrum findet man auch im Internet unter www.psychnet.at In der 1. klinisch-psychologischen Ambulanz können Betroffene auch persönlich zur psychologischen Behandlung kommen. Diese ist kostenpflichtig und kann sowohl als Einzelberatung aber auch von Paaren in Anspruch genommen werden. Die Terminvergabe für ein Erstgespräch erfolgt telefonisch über die Helpline.

“Der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen erleichtert mit diesen Hilfsangeboten Menschen den Zugang zu psychologischen Leistungen, denn niemand muss mit seinen Problemen alleine bleiben”, so Ulla Konrad abschließend.

Defizite im Versorgungsnetz

Die genannte Analyse zum Thema wurde von der Integrated Consulting Group in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium und der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) erstellt, hieß es in einer Aussendung am Dienstag.

Die in der Untersuchung erneut dargestellten Defizite sind folgende:

  • Österreich sei eines der Schlusslichter im Mental Health Index
    der OECD.
  • Die volkswirtschaftliche Kosten der Erkrankungen würden weiter steigen.
  • Eine fragmentierte Versorgungsstruktur hinke im internationalen Entwicklungen nach.
  • Es gebe einen Facharztmangel in der Psychiatrie, die Allgemeinmediziner übernähmen einen Großteil der Versorgung.

Die Aussendung der Autoren: “Dem Vergleich mit Ländern wie Italien, Deutschland, Finnland, Schweden, Dänemark und Norwegen hält unser Land nicht stand. Der Mental Health Index der OECD zeigt Österreichs Rückständigkeit eindeutig. Obwohl ein Anstieg der Erkrankungen prognostiziert ist, weist Österreich im Vergleich zu den anderen Ländern zersplitterte, zentralisierte Strukturen auf, die durch einen Mangel an Fachärzten für Psychiatrie gekennzeichnet sind und Betroffene in Schwerpunktspitälern isolieren.”

Kosten für psychische Erkrankungen überschlagen sich

Die Analyse enthält – mit Verweis auf das World Economic Forum – auch Daten, wonach sich weltweit die Kosten für psychische Erkrankungen bis zum Jahr 2030 mehr als verdoppeln würden und damit die Kosten von Erkrankungen wie Krebs und Diabetes um ein Vielfaches übersteigen würden. Produktivitätsverluste, hohe Arbeitslosenraten bei den Betroffenen und häufigere und längere Krankenstände wären weitere Auswirkungen dieser Entwicklung.

(apa/red)

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