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Zugsunglück mit Schwerverletzten: Wiener Rettungskräfte hielten Übung in Simmering ab

Die Wiener Rettungsorganisationen probten am Samstag ein Zugsunglück
Die Wiener Rettungsorganisationen probten am Samstag ein Zugsunglück ©Bilderbox (Sujet)
Eine Kollision zweier Personenzüge am Gelände des Zentralverschiebebahnhofs der ÖBB in Simmering mit 30 Schwerverletzten war die Ausgangslage einer Übung der Wiener Rettungsorganisationen.
Zugsunglück-Übung in Wien: Bilder

Die Annahme war, das ein Personenzug Samstagfrüh auf ein falsches Gleis geriet und auf einen anderen Personenzug prallte. Trotz einer Vollbremsung fuhr die Garnitur mit etwa 30 Stundenkilometer auf die andere auf, 30 der rund 70 Passagiere wurden schwer verletzt.

Rettungskräfte probten Zugsunglück in Wien-Simmering

Mehr als 200 Einsatzkräfte – Berufsrettung mit dem Katastrophenzug, Rotes Kreuz, Arbeitersamariterbund, Johanniter und Malteser – waren seit 6.00 Uhr zusammengekommen, um für den Ernstfall zu proben. Ein derartiges Szenario sei durchaus plausibel, sagte Einsatzleiter Gerald Weichselbaum. Zuletzt gab es zum Beispiel 2014 in Hütteldorf ein ähnlich gelagertes Bild nach einem Zugsunglück.

Als erstes am fiktiven Einsatzort war Martin Endl von der Wiener Berufsrettung. Der erste Wagen macht bei solchen Unglücken zunächst die Bestandsaufnahme – wie viele Personen sind betroffen, wer ist wie schlimm verletzt, was ist notwendig – und gibt die Informationen an die Einsatzzentrale weiter. Diese ergreift aufgrund dieser Meldungen die weiteren Maßnahmen, während der erste Wagen zunächst auch die Einsatzleitung an Ort und Stelle übernimmt.

Alarmstufe zwei ausgerufen

In diesem Fall wurde Alarmstufe zwei ausgerufen. Das bedeutet, dass neben der Berufsrettung auch die anderen Rettungsorganisationen alarmiert werden und dass die Wiener Krankenhäuser darüber informiert werden, dass sie Vorkehrungen für eine größere Anzahl von Verletzten treffen sollten. Insgesamt gibt es vier Alarmstufen: Alarmstufe drei wurde zuletzt bei einer Hausexplosion in der Mariahilfer Straße im April 2014 ausgelöst, als ein 19-Jähriger für seinen Suizid eine Gasleitung manipuliert hatte. Alarmstufe vier ist von der Schwere her drei ähnlich, unterscheidet sich aber von der Dauer. “Vom Personaleinsatz her war zum Beispiel das Flüchtlingsaufkommen 2015 an den Bahnhöfen Alarmstufe vier für uns”, sagte Weichselbaum.

Bei Zugsunfällen steht für die Einsatzkräfte zunächst die Sicherheit im Vordergrund. “Wir haben es hier doch mit ÖBB-Leitungen mit 15.000 Volt zu tun”, erläuterte Weichselbaum. Die Bahn dreht in solchen Fällen sofort den Strom im betroffenen Bereich aus der Ferne ab, sagte ÖBB-Sprecher Roman Hahslinger. Dennoch wird ein Experte so schnell wie möglich zum Unglücksort geschickt: “Es könnte noch Restspannung auf den Leitungen sein, und diese müssen geerdet werden”, erklärte Hahslinger die Maßnahmen.

Sichtung und Priorisierung der Opfer

Die Besatzung des Erstfahrzeuges ging unterdessen in die Waggons und führte eine sogenannte Triage durch. Das ist eine Sichtung und Priorisierung der Opfer für weitere Behandlungsmaßnahmen nach Schweregrad. Endl erläuterte, dass die Verletzten nach dem Grad ihrer Blessuren mit bestimmten Farben gekennzeichnet werden. Rot und Gelb bezeichnen die schweren Fälle. In Akutsituationen muss das Team des ersten Rettungswagens selbstverständlich sofort eingreifen, etwa um Blutungen zu stillen. “Außerdem müssen wir schauen, dass die Passagiere im Zug bleiben”, sagte Endl.

Am späten Vormittag begannen die Rettungskräfte mit der Bergung der Verletzten aus den Zuggarnituren. Katastrophenzug der Berufsrettung, Zelte und weitere Einrichtungen standen bereit, um die Opfer erstversorgen zu können, bevor sie in Krankenhäuser gebracht werden konnten.

Inklusive Nachbesprechung war die Übung bis 14.00 Uhr angesetzt. Die Rettungskräfte kommen Weichselbaum zufolge ziemlich oft zusammen, um Einsätze für Großkatastrophen zu proben. Etwa 20 Mal pro Jahr treffen einander die Vertreter der WienerRettungsorganisationen für gemeinsame Übungen.

(APA/Red.)

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