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Zerstörung von Bechtold-Skulptur soll Präzedenzfall werden

22. Bezirk, 1220 Wien-Donaustadt: Seit 1987 war sie Bestandteil des Platzes vor dem Austria Center Vienna: die "Interkontinentale Skulptur", bestehend aus fünf riesigen Monolithen. Im Jänner dieses Jahres wurde sie ohne Wissen des Künstlers Gottfried Bechtold abgebaut und dabei schwer beschädigt.
Bechtold erhielt Preis für Video- und Medienkunst

“Man kann das mit Geld nicht gut machen, man kann nur aufpassen, dass das nicht noch einmal passiert”, meinte der Vorarlberger Bildhauer und Konzeptkünstler Gottfried Bechtold am Montagabend am Rande einer Diskussion im project space Karlsplatz.

Skulptur beschädigt
Vor 23 Jahren hatte Bechtold die 60 bis 100 Tonnen schweren Steine aufwendig aus fünf verschiedenen Kontinenten angeschafft. Heute sind Bohrlöcher mit bis zu 20 Zentimetern Durchmesser in den bis zu 3,5 Milliarden Jahre alten Urgesteinen. “Ich habe mich bemüht, die Steine unversehrt nach Wien zu bringen, und diese Mühe wurde jetzt mit Füßen getreten”, so Bechtold. Er hatte damals den internationalen Wettbewerb zur Gestaltung des Vorplatzes gewonnen und die in einem Fünfeck aufgestellten Monolithen als Kommunikation zwischen den fünf Kontinenten präsentiert.

Demontage ohne Absprache
Kommunikation war es, an der es bei der Entfernung der Steine gemangelt hat. Thomas Rupperti, Vorstand des Austria Center Vienna, hatte die Demontage der Skulptur im Jänner ohne Absprache mit dem Künstler angeordnet. Bei den unsachgemäßen Bohrarbeiten entstanden tiefe Löcher, Abplatzungen und Spaltungen der Steine. Bechtold sieht sein Kunstwerk zerstört und plant nun rechtliche Schritte. Ein schwieriges Unterfangen, da die Zerstörung eines Kunstwerks laut Rechtsanwalt Axel Anderl im Urheberrechtsgesetz nicht geregelt ist.

Anwalt: “Zerstörung von Volksgut”
Die Internationale Amtssitz- und Konferenzzentrum Wien AG (IAKW AG) hat das Austria Center gepachtet und die Skulptur damals in Auftrag gegeben und bezahlt. Die Bezahlung bedeute jedoch nicht zwangsläufig, dass die Skulptur ihr gehöre, so Anderl im Rahmen des Kulturtalks. “Der Bau wurde damals teilweise mit öffentlichen Geldern bezahlt, also ist es praktisch eine Zerstörung von Volksgut.” Für Bettina Leidl, Geschäftsführerin der Initiative “Kunst im öffentlichen Raum” der Kunsthalle Wien, handelt es sich um einen Präzedenzfall und die Frage des Respekts vor Kunstwerken generell. “Dass hier weder der Kontakt zum Künstler gesucht, noch die Information eingeholt wurde, wie die Skulptur schonend entfernt werden kann, ist unglaublich.”

“Juristisch kommen wir aus dieser Sache nicht mehr raus”
Dietmar Steiner, Direktor des Architekturzentrum Wiens, hält sowohl eine Entfernung als auch eine Versetzung der Skulptur für unangebracht: “Dieses Werk ist für mich so stark mit der Idee und dem Ort des Konferenzzentrums verbunden, dass sie diesem erst einen Sinn gegeben hat.” Heutzutage sei es im “durchmöblierten öffentlichen Raum” ohnehin schwierig genug für Künstler, Freiraum zu finden. Kommerzialisierung habe allerorts Platz, Kunst werde nicht mehr so wertgeschätzt wie früher. “Juristisch kommen wir aus dieser Sache nicht mehr raus, es braucht politischen und öffentlichen Druck.”

Klage wegen Sachbeschädigung?
Die einzige Hoffnung des 1947 in Bregenz geborenen Künstlers Bechtold ist nun, dass sein Anliegen weiterhin Beachtung findet. Nachdem er im Jänner bei seinem Versuch, die Bauarbeiten zu stoppen, vom Gelände verwiesen worden war, forschte er nach, welche Möglichkeiten er hat. Er plant nun, wegen Sachbeschädigung zu klagen. “Man kann die Steine nicht mehr reparieren, sondern nur noch entsorgen”, so Bechtold. “Eine erneute Aufstellung in dem Zustand werde ich auf keinen Fall zulassen.”

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