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Wohnturm in belebter Siedlungslage

Licht von allen Seiten Der geschindelte Holzbau wird von allen Seiten mit Licht versorgt.
Licht von allen Seiten Der geschindelte Holzbau wird von allen Seiten mit Licht versorgt. ©González
Hittisau - Unweit des Ortszentrums von Hittisau ragt der Wohnturm von Familie Fetz-Eberle neben drei großen Baukörpern zweier Wohnanlagen in die Höhe. Einfamilienhäuser in Zentrumslage im Dorf sind nicht unumstritten. Wie kann privater Grund in exponierter Lage gut genutzt und bebaut werden?
Leben & Wohnen in Hittisau

Am Rande des Ortszentrums der Gemeinde Hittisau im Bregenzerwald führt eine kleine Zufahrtsstraße zu drei großen Baukörpern. Hier wurde zentrumsnah und an der Einfahrtsstraße gelegen, verdichteter Wohnbau umgesetzt. Noch vor der Errichtung der Anlage hatten Christina Fetz-Eberle und Andreas Fetz das angrenzende Grundstück von den Eltern geschenkt bekommen und die Errichtung eines Einfamilienhauses geplant. „Wir waren uns bewusst, dass wir, wenn wir im Dorf bauen wollen, auch sinnvoll mit dem Grund, den wir hier zur Verfügung haben, umgehen müssen. Die neue Situation hat dieses Bewusstsein aber nochmals geschärft.“ Das Grundstück selbst ist großzügig, dennoch riet Architekt Georg Bechter den Bauherren in die Höhe zu denken und den Baukörper an die dreigeschoßige Wohnanlage in unmittelbarer Nachbarschaft anzugleichen. So wird das Dorf um einen Baustein weitergebaut und das Baugrundstück bleibt zur Hälfte frei für einen noch nicht realisierten zweiten Baukörper, der in der Planung bereits mitgedacht wurde. „Uns ging es um einen verantwortungsvollen Umgang. Wir wollten nicht den ganzen Grund für uns beanspruchen und haben an einen weiteren Baukörper gedacht, der auf dem Grund noch entstehen könnte.“Der Baukörper positioniert sich in den Hang und die Ebenen schrauben sich mit dem Treppenkern nach oben, den (Schwieger-)Vater und Metallbauexperte Josef Eberle realisierte. Das tiefschwarze Stiegenhaus aus Stahl folgt dem Prinzip eines Stecksystems. „Das Schwarzstahl wurde geschnitten und gebogen. Die Einzelteile sind wie Reißverschlüsse gesteckt und verkeilt.“ Ein Hingucker, denn das Stiegenhaus wirkt wie ein aufwendiges Interieur und hat durch seine Großzügigkeit selbst Möbelcharakter.

12-12-2014 12-38-45
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Vier Ebenen müssen im Haus erschlossen werden. Die Parkebene liegt auf Straßenniveau. Von hier aus gelangt man durch eine Außentreppe, die sich schräg in den Hang hineinschneidet, zum Eingangsbereich, der skulptural angelegt wurde. Von dort aus nimmt einen im Inneren gleich die Treppenanlage in Empfang, die zur Küche führt und einem Essbereich mit raumhoher Verglasung hin zur Außenterrasse. Auf dieser Ebene befinden sich noch drei Schlafräume für Eltern und Kinder. Im obersten Bereich, direkt unter dem Dach, dessen fünfeckige Außenform auch den Innenraum bestimmt, ist der Wohnbereich angesiedelt.

Das Haus ist aus Holz konstruiert. „Die Bauherren haben gleich zu Beginn artikuliert, dass sie sich einen Holzbau wünschen. Außen wurde verschindelt, wie auch bei der Wohnanlage gegenüber. Im Innenraum sind die gesamten Massivholzdecken sichtbar.“ So entsteht ein haptisch wirkender Raum mit warmer Atmosphäre. Im Innenausbau wurde einheitlich Eichenholz für Einrichtungsgegenstände, Küche, Böden und Türen verwendet. „Das einheitliche Material strahlt viel Ruhe aus“, erzählt Christina Fetz-Eberle. „Die Küche haben wir bei Tischler Raimund Fink aus Krumbach anfertigen lassen, das räumliche Konzept stammt aber vom Architekten.“

„Generell war es uns wichtig, dass alles sehr klar und gut strukturiert ist. Die Kanten und Ecken des Hauses haben uns im ersten Moment während der Planung irritiert. Mittlerweile erleben wir die Atmosphäre im Haus gerade deshalb als sehr behaglich. Es gibt viele Rückzugsorte und kleine Winkel.“

Einblicke und Ausblicke strukturieren das Haus über großzügige Fenster, die Licht dorthin strömen lassen, wo es gebraucht wird, und Ausblicke in die Landschafts- und Ortsräume von Hittisau ermöglichen. Die Wohnbereiche werden mit Tageslicht von mehreren Seiten durchflutet: von der Morgensonne bis hin zum Sonnenuntergang ist die Sonne tagsüber im Haus präsent. Terrassen auf zwei verschiedenen Niveaus betten das Haus in die gegebene Topografie ein.

„Energetisch haben wir uns sehr pragmatisch dafür entschieden, die umliegende Struktur mitzunutzen. Durch unser Grundstück läuft wegen der umliegenden Wohnanlagen die Fernwärmeleitung. Wir haben uns daher entschieden, uns hier anzuschließen und keine eigene Lösung anzustreben.“


 Daten & Fakten

Objekt: Haus Fetz-Eberle, Hittisau

Architektur: Georg Bechter Architektur, Langenegg/Hittisau; Mitarbeit Alexander Lang

Statik: Eric Leitner zte, Schröcken
Planung: (Zeit) 2011/12
Ausführung: 2013/14
Nutzfläche: beheizt 156m²
Bauweise: Holzständerbau
Keller: Hanggeschoß WU-Beton
Fußböden: Estrich geschliffen; Eiche geölt
Heizung: Fernwärme, kontrollierte Be- und Entlüftung
Fenster: Holz
Fassade: Tannenschindeln

Ausführung: Zimmerer: Zimmerei Bilgeri, Riefensberg; Möbeltischler: Raimund Fink, Krumbach; Stiegenhaus: Metall Eberle exklusiv, Hittisau; Elektrik: Elektro Österle; Installateur: Dr’Wäldar Installateur

Energiekennwert: 33 kwh/m²a


Quelle: VN/ Leben & Wohnen

Für den Inhalt verantwortlich:
vai Vorarlberger Architektur Institut

Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter architektur vorORT auf v-a-i.at

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