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Wohnraum-Mangel: Wien will 1.000 mobile Holzhäuser bauen

Es herrscht Wohnraummangel in Wien - die mobilen Holzhäuser sollen helfen.
Es herrscht Wohnraummangel in Wien - die mobilen Holzhäuser sollen helfen. ©APA (Sujet)
Nachdem die Aufstockung des Wohnraums in Wien erst ab 2018/19 umgesetzt werden kann, greift man zur "Sofortlösung" der mobilen Holzhäusern, wie sie von den Grünen immer wieder vorgeschlagen wurden. Möglichst bald sollen diese temporären Wohnraum bieten, so Wohnbaustadtrat Ludwig.

Die ersten dieser schnell zu errichtenden und mobilen, weil zerleg- und wieder aufbaubaren Einheiten sollen noch im heurigen Jahr entstehen. Wo genau, wollte Ludwig noch nicht verraten. Es werde gerade eine Listen mit möglichen Standorten erstellt. Fest steht jedenfalls, dass diese Holzbaulösungen für ein paar Jahre auf Betriebsbaugebiet, Arealen mit Bausperre oder im Umfeld von U-Bahn- oder Bahntrassen (mit der Widmung “Verkehrsband”, Anm.) stehen werden.

Wohnungsmangel durch starkes Bevölkerungswachstum in Wien

Die Stadt Wien will die Neubauleistung im Wohnbereich massiv anheben: Konkret schwebt Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) eine Steigerung von 30 Prozent ab 2017 im Vergleich zum derzeitigen Niveau vor, sagte er am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Das bedeutet konkret jährlich 13.000 statt 10.000 neue Wohnungen – vorerst bis zum Jahr 2020.

Unter anderem sollen die geförderten Einheiten von zuletzt rund 7.000 auf bald 9.000 pro Jahr gesteigert werden, kündigte der Ressortchef an. Und er ließ aufhorchen, dass die Anzahl an neuen Gemeindewohnungen bis 2020 verdoppelt wird – von bisher geplanten und im rot-grünen Koalitionspapier festgeschriebenen 2.000 auf 4.000.

Die präsentierte “Wohnbauoffensive” sei eine Reaktion auf das Wiener Bevölkerungswachstum, dass zuletzt deutlich stärker ausfiel als prognostiziert. Allein im Jahr 2015 zählte die Bundeshauptstadt 43.200 neue Bewohner.

Wien will ab 2017 um 30 Prozent mehr neue Wohnungen bauen

Der Ressortchef bezeichnete die Novität als “Bypass”, weil besonderer Druck herrsche. Für eine bestimmte Zielgruppe – Stichwort Flüchtlinge – seien die Holzhäuser aber nicht gedacht: “Es wird keine gesonderte Wohnform speziell für Asylberechtigte geben.” Diese werde man in die gesamte Struktur “eingleisen”.

Um die erhöhte Neubauleistung zu erreichen und gleichzeitig die Errichtungskosten eindämmen zu können, sind zusätzliche Maßnahmen geplant. So will Ludwig etwa durch bessere Verfahrensabläufe den Zeitraum zwischen Bauträgerwettbewerb und Wohnungsübergabe auf maximal 32 Monate beschränken – was einer Zeitersparnis von vier Monaten gleich käme.

Finanzielles Einsparungspotenzial soll durch geänderte Vorschriften in den Ausschreibungen gehoben werden. Der Stadtrat will etwa derzeit verpflichtende Gemeinschaftsräume hinterfragen: “Wenn diese nur für zwei Kindergeburtstage im Jahr genutzt werden, ist mir das zu wenig.” Denkbar wären z. B. etwas größere Sozialräumlichkeiten, die sich mehrere Wohnbauten teilen. Lockern will Ludwig außerdem die sogenannte Stellplatzverpflichtung. Sie schreibt vor, wie viel Autoparkplätze der Bauträger miterrichten muss – derzeit einen pro 100 Quadratmeter Wohnfläche. “Das ist natürlich ein Kostentreiber”, eine Reduktion des Schlüssels also vorstellbar.

Mobile Holzhäuser: Große Anstrengung für Stadt Wien

Neue Wohnungen brauchen auch entsprechende Grundstücke: Deren Beschaffung soll einfacher werden. Derzeit sei die Regel so, dass andere Ressorts Areale in ihrem Besitz dem Wohnbauressort anbieten, wenn diese nicht mehr gebraucht würden. Ludwig will ein umgekehrtes Prinzip einführen. Soll heißen: Das Wohnbauressort meldet aktiv bei anderen städtischen Dienststellen Bedarf an. Sollten sie ein Grundstück nicht hergeben wollen, müssen sie die “Beweislast” erbringen, dass das Areal doch noch gebraucht und daher dem Wohnbau nicht überlassen werden kann.

Wie hoch die Kosten für das gesamte Wohnbaupaket liegen, konnte Ludwig heute noch nicht beziffern – nur soviel: “Es wird eine große Anstrengung für die Stadt bedeuten.” Hoffnung in Richtung mehr finanzielle Flexibilität macht man sich im Zuge der laufenden Verhandlungen zum Finanzausgleich bzw. zum Stabilitätspakt. Wien drängt ja bekanntlich darauf, dass nachhaltige Investitionen aus dem Pakt künftig herausgerechnet werden dürfen, um dafür weiterhin Fremdmittel aufnehmen zu dürfen.

Wiener Wohnbaupaket – Grüne jubelnd, ÖVP abwartend

Das von Stadtrat Michael Ludwig (SPÖ) präsentierte Wiener Wohnbaupaket hat am Mittwoch für gemischte Reaktionen gesorgt. Die Grünen zeigten sich – als Koalitionspartner wenig überraschend – erfreut. Die ÖVP wiederum sprach von “vollmundigen Ankündigungen”, denen auch Taten folgen müssten, wie Parteichef Gernot Blümel per Aussendung einforderte.

Die Schwarzen im Rathaus zeigen sich unterm Strich aber doch einigermaßen zufrieden: “Auch wenn wir nicht mit allen vorgestellten Maßnahmen – vor allem im Hinblick auf den weiteren Ausbau des Gemeindebaus in Wien – einverstanden sind, ist der Fokus auf die Optimierung, Beschleunigung und Steigerung der Effizienz bei der Planung und Entwicklung eine Grundrichtung, die eindeutig zu begrüßen ist”, resümierte Blümel.

Uneingeschränkt positiv beurteilten die Grünen die Maßnahmen. Wien werde damit auch in den kommenden Jahren in der Lage sein, leistbaren Wohnraum in hoher Wohn- und Aufenthaltsqualität zur Verfügung zu stellen, lobte Planungsstadträtin Maria Vassilakou. Wohnbausprecher Christoph Chorherr betonte via Aussendung die “starke grüne Handschrift” im Paket und nannte etwa die Verdopplung der Gemeindewohnungen, die temporären Holzhäuser oder die schnelleren Planungs- und Bauverfahren.

(apa/red)

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