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WM und NFL - Dazwischen liegt eine Welt

Es ist die Weltmeisterschaft im American Football. Vom Profitum sind die österreichischen Akteure aber weit entfernt.

Zwar dominieren die heimischen Teams seit Jahren den Europacup, am Amateurstatus ändert das nichts. Die US-Profiliga (NFL) bleibt allerdings auch für Spieler der sieben weiteren WM-Teilnehmer ein unerfüllter Traum. Ausnahmen sind an einer Hand abzuzählen, die besten Spieler der Welt spielen nicht bei der WM.

Football Traditionssport in USA

Der Grund ist ein einfacher: Internationaler Football hat keine Tradition. Die USA sind dem Rest der Welt in einem Maße überlegen, dass selbst eine Auswahl zweitklassiger College-Spieler beim WM-Turnier der klare Topfavorit ist. Dazu sind Spieler, die auch nur im Entferntesten eine Chance haben, im Sommer bei einem NFL-Team vorstellig zu werden, üblicherweise nicht gewillt, sich dem Verletzungsrisiko einer WM auszusetzen.

Vereinzelte Spieler bei Football-WM mit NFL-Erfahrung

Ausnahmen sind der australische Punt-Spezialist Ben Graham von den Arizona Cardinals und US-Verteidiger DeWayne Lewis, der 2009 bereits NFL-Erfahrung gesammelt hat. Sonst müssen aber auch die USA ihr Team aus College-Absolventen zusammenstellen, die mittlerweile neben dem Footballselbst einem Job nachgehen. “NFL-Spieler werden noch länger kein Thema sein“, meinte US-Verbandschef Scott Hallenbeck. Ein “Dream Team” wie im Basketball würde keinen Sinn machen.

Das liegt auch am Level der Konkurrenz. “88:0-Siege bringen auch in den USA niemandem etwas”, betonte Hallenbeck. Bei der ersten WM-Teilnahme vor vier Jahren in Japan setzte sich das US-Team im Finale erst in der Verlängerung gegen den Gastgeber durch. In Japan ist Football ebenso wie in Mexiko, Kanada und den USA Schulsport. “Tägliches Training ist eine andere Dimension“, sagte Österreichs Verbandspräsident Michael Eschlböck. Profiliga gibt es in Europa seit der Einstellung der NFL Europa 2007 keine mehr.

In Österreicht verdient man mit Football kein Geld

In der NFL liegt das jährliche Durchschnittseinkommen bei knapp einer Million Dollar (700.000 Euro). In Österreich dagegen verdienen selbst die Topspieler mit ihrem Sport keinen Cent. Sie sind Eurobowl-Sieger und mehrfache Meister, die Regeneration kommt aber in vielen Fällen durch ihre Brotberufe zu kurz. “Es sind Idealisten, die viel Kraft, Energie, Urlaub und ihr eigenes Geld in den Sport investieren“, erklärte Eschlböck. Dem Verband (AFBÖ) und den Vereinen bliebe es nur, möglichst professionelle Strukturen und Trainingsmöglichkeiten zu bieten.

Dafür wird unter anderem in US-Trainer investiert. “Wir sind aber in vielen Bereichen an die Grenzen des Amateurtums gestoßen“, versicherte Eschlböck. Football-Profiteams sieht er auch in den nächsten 15 bis 20 Jahren in Österreich nicht. Die Vereinen verfügen überhaupt nicht über die finanziellen Mittel, 45 Spieler (so groß ist ein WM-Kader) zu bezahlen. “Die Motivation, besser zu werden, ist ohnehin mehr wert als Geld”, meinte der AFBÖ-Präsident.

Auslandssemester auf US-Colleges

Ein Schritt zur Weiterentwicklung ist es, Spielern Auslandssemester auf US-Colleges zu ermöglichen. Eschlböck ist überzeugt, dass zumindest fünf bis zehn Österreicher das Zeug hätten, in einigen Jahren bei entsprechender Ausbildung in der höchsten College-Liga (Division I) Fuß zu fassen. “Wegen der Erfolge schauen die Amerikaner schon ein wenig auf uns“, erklärte der Verbandschef. “Die WM ist eine Chance, sich zu präsentieren.”

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