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WM 2010: Dramatik und Elferkrimi - Uruguay erreichte Halbfinale

Uruguay hat das Halbfinale der Fußball-WM in Südafrika erreicht. Am Freitagabend setzte sich der zweifache Weltmeister (1930, 1950) in einem nicht immer hochklassigen, aber hochdramatischen Spiel vor rund 70.000 Zuschauern in Johannesburgs Soccer City gegen Ghana erst im Elfmeterschießen mit 4:2 durch.

Zum tragischen Helden des letzten im Turnier verbliebenen afrikanischen Teams wurde Asamoah Gyan, der in der letzten Minute der Verlängerung einen Strafstoß an die Latte setzte. Sowohl nach 90 als auch nach 120 Minuten war es 1:1 gestanden.

Uruguay, das zur Pause mit 0:1 in Rückstand lag, steht damit erstmals seit dem vierten Platz von 1970 wieder unter den besten Vier einer Endrunde und trifft am Dienstag auf die Niederlande. Zum “Helden” Uruguays wurde Luis Suarez, der mit seinem Handspiel zwar den Strafstoß verschuldete und die Rote Karte sah, sein Team aber so überhaupt erst ins Elferschießen brachte. Ghana, das schon im Achtelfinale gegen die USA “nachsitzen” musste, hatte Geschichte schreiben wollen, und die bisherigen afrikanischen “Rekordhalter” Kamerun (Viertelfinale 1990) und Senegal (Viertelfinale 2002) hinter sich lassen.

70.000 Zuschauer in der Soccer City von Johannesburg, panafrikanische Unterstützungserklärungen im Vorfeld der Partie und ein großes Selbstvertrauen. Dennoch oder gerade deswegen dauerte es fast eine halbe Stunde, bis Ghana auf Betriebstemperatur gelaufen war. Bis dahin spielte nur die lauffreudige und aggressive Mannschaft aus Uruguay, die das Geschehen völlig unter Kontrolle hatte. Gemeinsame Aktionen des gefürchteten Sturmduos Diego Forlan/Suarez waren freilich selten, vor allem über Eckbälle und Freistöße wurde die “Celeste” gefährlich.

So musste Ghana-Tormann Richard Kingson mehrmals eingreifen, entschärfte bei der heikelsten Situation allerdings keinen gegnerischen Schuss, sondern verhinderte ein Eigentor von John Mensah (18.) nach Eckball. Doch nachdem Suarez aus 15 Metern das Ziel nur knapp verfehlt hatte (26.), war das Pulver der Südamerikaner vorerst verschossen. Mit einer Doppelchance in der 30. und 31. Minute durch Vorsah bzw. Solo-Stürmer Gyan läuteten die Ghanaer ihre Halali ein.

Spielfreude und Mut kehrten zu den “Black Stars” zurück. Stellvertretend dafür sei Portsmouth-Legionär Kevin-Prince Boateng erwähnt, der nicht nur das Spiel nach vorne ankurbelte, sondern sich auch einem Fallrückzieher versuchte (45.). Uruguay, das in der 38. Minute seinen Kapitän und Innenverteidiger Diego Lugano mit einer Verletzung verlor, war von der Rolle und unterstrich diesen Befund noch wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff: Beim Weitschuss von Muntari aus fast 30 Metern machte Goalie Fernando Muslera erst einen Schritt in die falsche Richtung und hatte schließlich keine Chance mehr – das 1:0 für Ghana war quasi mit dem Halbzeitpfiff perfekt.

Nach dem Wechsel zeigte sich Uruguay – das erste Mal bei dieser WM mit einem Rückstand konfrontiert – wieder leicht erholt. Und das 1:1 resultierte, passend zum Spielverlauf, aus einem Freistoß: Auch Forlan durfte sich beim gegnerischen Tormann Kingson bedanken, der sich erst in die falsche Richtung bewegte und schließlich nur zusehen konnte wie sich der Ball über seinem Kopf ins lange Eck senkte (55.). Kingson wirkte in der Folge völlig verunsichert, ermöglichte durch seine Passivität etwa Suarez einen Volleyschuss ins Außennetz (62.).

Ghana sah sich wieder Druck ausgesetzt, tauchte im Gegensatz zu den ersten dreißig Minuten aber auch selbst gefährlich vor dem uruguayischen Tor auf. Die besten Chancen allerdings hatte das organisierter und entschlossener nach vorne spielende Uruguay durch Suarez, dessen Schüsse Kingson parierte (71., 78.). Doch auch der Wille zur Offensive auf beiden Seiten konnte die Verlängerung nicht verhindern.

Dort war beiden Teams die Erschöpfung deutlich anzusehen, prägten zahlreiche Fehler das Geschehen. Ghana dominierte, Uruguay verteidigte vor allem. Gyan (110., 115./Scotti klärte kurz vor der Linie) und Boateng (119.) hatten gar die Möglichkeit auf das 2:1. Als Suarez in der 121. Minute nach einem Strafraumgetümmel auf der Linie mit der Hand “klärte” und Rot sah, schien die Partie für Ghana gewonnen. Doch Gyan setzte den Strafstoß an die Latte (122.).

Das fast Unglaubliche: Nur sechs Minuten später verwandelte Gyan als erster Schütze seines Teams im Elfmeterschießen den Strafstoß bombensicher. Und doch musste Ghana nach dem dritten, von Kapitän Mensah bemerkenswert schlecht geschossenen Versuch wieder zittern. Zwar zeigte auch Uruguays Maxi Pereira im vierten Anlauf Nerven, doch Dominic Adiyiah verschoss ebenfalls. Uruguay-Routinier Sebastian Abreu setzte den Ball schließlich lässig zum Triumph ins Tor.

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