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"Wir haben keinen Spielraum für schwere Fehler"

Oberst Ernst Albrecht und ein WEGA-Beamter in der Roßauerkaserne
Oberst Ernst Albrecht und ein WEGA-Beamter in der Roßauerkaserne ©vienna.at
10.300 Einsätze und 644 "Zugriffe" machte die Wiener Polizei-Spezialeinheit WEGA im Jahr 2009. Die Elitepolizisten sind tagtäglich im Einsatz. "Wir sind uns unserer exponierten Lage bewusst. Da gibt es keinen Spielraum für schwere Fehler", sagt WEGA-Kommandant Oberst Ernst Albrecht.
Polizei-Sondereinheit WEGA
Ausbildung von WEGA-Polizisten

“Wir sind überall dort, wo’s brennt”, erklärte Albrecht am Donnerstag bei einer Pressepräsentation im Hauptquartier in der Wiener Roßauerkaserne. Keine Frage, Albrecht braucht gute Leute. 241 Mann stehen derzeit im Dienst, 216 sind tatsächlich im Einsatz und 25 fungieren als Trainer. Sehr wichtig sei Einsatzdisziplin. “Jeder muss sich seiner Rolle bewusst sein. Es wird sehr viel versucht, in Richtung Teamfähigkeit zu trainieren.”

Einer von 21 “Neuen” und seit September bei der Spezialeinheit ist Florian Grünsteidl. Der Defense Liner des Wiener Footballteams Raiffeisen Vikings ist körperlich fraglos in Topform. “Für mich ist es hier optimal, ich bleibe durch das harte Training toll in Form. Bisher hatte ich nur ‘normale’ Einsätze.” “Normal” sind für die Elitepolizisten freilich Einsätze, bei denen Waffen im Spiel sind oder sie gleich mehreren Aggressoren gegenüber stehen. Mit Vikings-Headcoach Chris Calaycay gebe es jedenfalls ein Abkommen: Grünsteidl ist vom Fitnesstraining im Verein befreit.

WEGA-Beamte sind täglich in ganz Wien verteilt auf Streifendienst, um bei Hochrisikosituationen rasch eingreifen zu können. “Sicher ist, dass bei einem Einsatz mit erhöhter Gefährdung die WEGA minutenschnell am Einsatzort ist”, betonte Landespolizeikommandant General Karl Mahrer. Auch der Sicherheits- und Ordnungsdienst bei Großveranstaltungen obliegt der Spezialeinheit.

Die WEGA ist 2009 in Wien im Rahmen ihrer Streifentätigkeit zu 10.300 Einsätzen wegen erhöhter Gefährdung gerufen worden. Dabei wurden 141 Festnahmen durchgeführt und 1.170 Anzeigen erstattet. 350 Mal hat die Sondereinheit mittels Einsatz von Körperkraft Waffengebräuche verhindert. Selbst griffen die Beamte 29 Mal zur Waffe, gaben aber nur einmal einen Schuss ab. Zu den Aufgaben der Einheit zählen auch Taucheinsätze, Abschiebungen und Sprengungen. Die WEGA führt außerdem die Aus- und Weiterbildung der Wiener Polizeibeamten, des Ordnungsdienstes und der Einsatzeinheiten aus den übrigen Bundesländern durch.

Aufgenommen werden in die laut Mahrer “sehr begehrte” Mannschaft mit “sehr hohem Sozialprestige” nur die Besten. Das Um-Und-Auf schlechthin ist körperliche Fitness: Ein drei Kilometer-Lauf unter 14 Minuten ist Pflicht. In einem Parcours muss binnen 20,5 Sekunden über bzw. unter sechs Hindernisse gesprungen, geklettert und balanciert werden, zusätzlich gilt es eine rund 50 Kilo schwere Puppe aus der “Gefahrenzone” zu retten. Wer das nicht schafft, wird nicht für die weiteren Tests zugelassen. Klimmzüge, Standweitsprünge, Liegestütze und Sit-Ups dürfen ebenfalls kein Problem für die Anwärter sein, die vorher zumindest ein Jahr normalen Polizeidienst absolviert haben müssen. Ein “Körpertest”, an dem bisher alle weiblichen Bewerber scheiterten – versucht haben es allerdings erst drei Frauen.

Ist die erste Hürde geschafft wartet auf die Bewerber noch ein Schießleistungstest, überprüft wird weiters taktisches Verhalten und die Reaktions- sowie Koordinationsfähigkeit. Die Bewerber mit den meisten Punkten werden danach einem genauen psychologischen Hearing unterzogen, bei dem Werthaltungen, emotionale Stabilität, Teamfähigkeit und Motivation abgeklopft werden.

Trotz dieses rigorosen Auswahlverfahren mangelt es nicht an Nachwuchs. 2009 bestanden von 66 Bewerben 40 die Prüfungen, die 23 Besten wurden für die sechs monatige Ausbildung zugelassen, in der täglich mindestens achtstündiges Training auf dem Programm steht. Geübt wird auf Bauernhöfen, in U-Bahn-Schächten oder Sportstadien das Vorgehen bei verschiedenen Bedrohungslagen vom Messer-Angriff bis zur Notwehr-Schussabgabe.

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