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Winnetou´s Kriegsbeil: Apache Air Assault

Waffenstarrende Festung der Lüfte: Apache AH-64.
Waffenstarrende Festung der Lüfte: Apache AH-64. ©Waibel
Flugsimulatoren haben es schwer. Zwar gibt es eine eingefleischte Fan-Basis, doch die Mehrheit der zahlenden Gamer steht auf unkomplizierte Unterhaltung. Kaum vorstellbar, dass beides in ein Spiel zu packen ist. Activision präsentiert uns mit „Apache Air Assault“ eines der vielversprechendsten Heli-Sim-Games der letzten Jahre.
Winnetou auf dem Kriegspfad

Apache Kampfhubschrauber sind die Allzeckwaffen der Lüfte. Ob taktische Unterstützung von Bodentruppen, Bekämpfung von gegnerischer Fahrzeuge oder auch die präzise Bombardierung von kleineren Zielen, der amerikanische Kampfhubschrauber hat sich den Status einer Legende erarbeitet, gefürchtet vom Feind und Held so manchen Hollywood-Blockbusters. Im Action-Titel von Activision darf sich der Spieler hinter den Steuerknüppel eines der coolen Geräte schwingen und sich in einer Vielzahl von unterschiedlichsten Einsätzen beweisen. Der Realitätsgrad trägt dabei nicht nur den kritischen Anforderungen von Simulationsfans Rechnung, sondern soll auch Actionsfans, die unkomplizierte Unterhaltung suchen, zufriedenstellen.

In wechselnden Szenarios steuert der Spieler einen bis unter die Rotorblätter mit allerlei Kriegsspielzeug bewehrten Apache AH-64. Die Szenerie ist durchwachsen: So wechseln liebevoll gestaltete Städte mit großflächigen Waldgebieten, idyllische Küstengewässer mit kargen Wüstenlandschaften. Insgesamt weiß die Optik, die von Satellitenbildern hochgerechnet wurde, zu überzeugen, im Detail war aber die Flüssigkeit des Spielgeschehens offenbar ganz oben auf der Prioritätenliste der Entwickler, was manchmal deutliche sichtbare Einschränkungen bei der Grafik mit sich bringt. Die Waffeneffekte und Explosionen sind aber äusserst sehenswert, man kann erahnen, mit welcher Wucht die Waffen des stählernen Indianers den Gegner zerlegen. Auch die Lichteffekte sind sehenswert, der Sound von Waffen sowie Funksprüche sind sehr stimmig und wuchtig inszeniert.

Dabei ist der Großteil der Positiva bereits schon aufgezählt. – In insgesamt 16 Missionen der Kampagne stellt sich das Geschehen meist recht gleichförmig dar: Die Verteidigung der eigenen Basis, das Beschützen von Verbündeten aus der Luft wie auch ein schier aussichtsloser Kampf gegen eine Übermacht sind eigentlich die Standards der Kampagne. Zumeist geht es darum, aus taktisch klugen Positionen die Gegner zu beharken, meist geht es aber ohne lange Planung und Umschweife zur Sache. Hier kommen Actionfans voll auf ihre Rechnung. Im Verlauf der Kampagne kann man sich auch hinter den Knüppel eines Hind schwingen und auch Drohnen steuern. 

Im Simulationsmodus steuert sich der Heli kniffliger, mit Maus und Tastatur ist das Manövrieren aber auch im Arcade-Modus eine Herausforderung. Um ein Gamepad kommt man dabei nicht herum. Ich fand es enttäuschend, meinen sehr luxuriösen Saitek X 52 nicht ordentlich zum Laufen zu bekommen, welche Konfiguration ich auch probierte. Was den Schwierigkeitsgrad anbelangt, so dürfte manch Feierabend-Actiongamer bei so mancher Mission frustriert ins Pad beißen. Da schwanken die Missionen stark, bereits zu Beginn hat man eigentlich fantastisch inszenierte Escortmission zu knacken, die auf dem leichtesten Modus selbst Profis verzweifeln lässt. So etwas sollte nicht sein.

Technisch brilliert das Spiel mit sehr realitätsgetreuen Features, deren Anwendung aber oft durch den hohen Actionfaktor des Spiels nur sehr selten taktisch klug einzusetzen ist. Denn was nutzt die Steuerung der Bordkanone via Wärmebildkamera, wenn der Heli zwar im Hovermode quasi vom zweiten Besatzungsmitglied auf der Stelle gehalten wird, damit aber zum Tontauben-gleichen Schießbudenziel für aufschaltende Gegner mutiert. Lediglich die Momente, während derer die Feinde durch die Bekämpfung von Bodenzielen abgelenkt sind, sind die Glücksmomente, in denen man mit dem brachialen Bordgeschütz die Gegner gleich reihenweise zerlegen darf.

Auch werden Simulationsfreaks zu kritisieren wissen, dass sich die Munition des Kampfhubschraubers während der Einsätze selbst wieder auflädt, oder sich Bordinstrumente nicht direkt bedienen lassen. Das und nicht nutzbare vorhandene Features des Apache lassen den Titel leider in Mittelmäßigkeit versumpfen.

Fazit:

Potential verschenkt. So lässt sich der augenscheinlich übereilte Release des Apache Actiongames zusammenfassen. Offenbar wurde hier das Hitpotential von „Apache Air Assault“ der ausgeglichenen Bilanz der Bücher im Vorweihnachtsgeschäft geopfert. Die Technik weiß zu überzeugen, die Features sind realitätsnah, die Kampagne wartet mit einem stimmigen Setting auf. Es fühlt sich toll an, am Knüppel eines der furchterregendsten Kriegsgeräte der Gegenwart unter den bösen Buben aufzuräumen. Doch leider limitieren scheinbar sinnlos implementierte weil kaum nutzbare Features wie der Wärmebild-Modus das Vergnügen, der Schwierigkeitsgrad schwankt wie ein Seemann auf Landgang. Für mich auch ein großes Rätsel ist, dass die Erfassung eines der besten und populärsten Flight-Sticks wie der Saitek X52 so große Schwierigkeiten bereitet. Satz mit nix – das war wohl Nix. Mehr Feintuning hätte „Apache Air Assault“ Bestnoten beschert – alleine schon aufgrund mangelnder Alternativen. So bleibt unter dem Strich nur ein mittelmäßiges Flug-Actiongame für frustresistente Heli-Fans übrig. Ein Fall für die Patch-Abteilung!

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