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Wild - Trailer und Kritik zum Film

Es ist der Schlüsselmoment einer jeden Romanze, wenn sich die Blicke zweier Fremder erstmals treffen. Die Liebe auf den ersten Blick, sie entflammt auch in "Wild" - zwischen einer Frau und einem Wolf.

Was manche verstören mag, packt die Berliner Regisseurin Nicolette Krebitz in einen furiosen Film über weiblichen Trieb und die Lossagung von der Gesellschaft.

Wild – Die Handlung

Nicht frustriert, vielmehr gleichgültig wirkt Ania (Lilith Stangenberg) in ihrem Alltagstrott. In ihrem Job als IT-Expertin in einer Kreativagentur ist die junge, introvertierte Frau unterfordert; die Betriebsfeier vergisst sie erst, sitzt dann den ganzen Abend allein an der Bar und springt dann abrupt aus dem Auto, in dem sich rund um sie Büropärchen vergnügen. Die Avancen eines Kollegen lassen sie ebenso kalt wie die ruppige Art und Weise ihres Chefs (Georg Friedrich), per Ballwurf gegen die Bürowand einen Kaffee einzufordern.

Umso deutlicher ist dann das Blitzen in Anias Augen, als es eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit zur schicksalhaften Begegnung kommt. Am Waldrand nahe der Hochhaussiedlung in Halle-Neustadt sichtet sie ihn: den Wolf. Sie blickt ihm tief in die gelb schimmernden Augen, ist gebannt – und bleibt es. Der Gedanke an das Raubtier lässt sie nicht mehr los, bald schmiedet sie Pläne, es zu fangen. Als Fleischköder nicht reichen, inszeniert sie ihre eigene Lappjagd, betäubt den Wolf per Schuss, sperrt ihn in ein leer stehendes Zimmer in ihrem Appartement ein. Sie lauscht seinem rastlosen Auf- und Ablaufen, seinem Hecheln, beobachtet ihn durch das Loch in der Wand – bis er in einer surrealen Szene mit gewaltiger Kraft ebendiese zu Fall bringt und keinerlei räumliche Barriere mehr zwischen ihnen ist.

Ania verlässt ihr eigenes Leben zunehmend, bis sie der Zivilisation gänzlich den Rücken zukehrt. Immer mehr gleicht sie sich dem Wolf an und legt die Fesseln ihres so kontrollierten Lebens dabei ab. Ironie dabei: Anias Verwandlung ruft starke Reaktionen aus ihrem Umfeld hervor, lässt sie aber auch mehr denn je mit ihrem Umfeld interagieren. Selbst ihr Chef reagiert nicht abgeschreckt, sondern fasziniert.

Wild – Die Kritik

Die sinnlichen Momente des Films spielen sich zwischen Ania und dem Wolf ab. Dass Theaterschauspielerin Lilith Stangenberg die vielen Szenen tatsächlich mit einem wilden Wolf gedreht hat, zahlt sich aus: Die Gefahr, die von diesem einschüchternden, knurrenden Wesen ausgeht, ist ebenso greifbar wie die sichtbare Verbindung, die die beiden aufgebaut haben. Stangenberg liefert ein ungemein intensives Spiel ab, vollzieht glaubwürdig und einnehmend die tierische Verwandlung, während der Wiener Georg Friedrich den interessierten Kerl hinter der rauen Schale aufblitzen lässt.

Wer Ulrich Seidls “Tierische Liebe” gesehen hat, ist vorbelastet, muss sich von der steten sexuellen Konnotation erst lösen. Tatsächlich wird jeder Zuseher etwas anderes in diese Geschichte hineinlegen: das Erwachen weiblicher Lust etwa, das Tier im Menschen, den Drang nach Freiheit, der zugleich die Aufgabe sämtlicher Sicherheiten mit sich bringt. Entziehen kann man sich all dem nicht, wenn Krebitz’ Vision auch nicht vollends aufgeht: Einen richtigen Fluss entwickelt “Wild” nämlich nie, reiht mit meist beherrschter Kamera und wenig Dialog zum Techno-Soundtrack eher mal irritierende, dann sinnliche, zunehmend auch traumhafte und absurde Momente aneinander. Die haben es aber in sich.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Wild”

(APA)

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