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Wiener Theater Nestroyhof mit neuem Konzept

©Stadt Wien
Nach Jahren temporärer Bespielung mit mehr provisorischer als professioneller Ausstattung will das Wiener "Theater Nestroyhof Hamakom" nun mit einem neuen Konzept programmatische Kontinuität garantieren.

Unter der Leitung von Frederic Leon und Amira Bibawy sollen in den Leopoldstädter Räumlichkeiten ab Herbst neben Theaterproduktionen auch Lesungen, Ausstellungen oder Filmvorführungen stattfinden. Bis zum Saisonstart soll dann auch die noch anstehende Sanierung abgeschlossen sein.

Wien bekommt kein neues Theater”, verwies Leon in einer Pressekonferenz am Mittwoch auf die langjährige Geschichte der Spielstätte. Als Teil eines von Oskar Marmorek erbauten Jugendstilhauses 1898 als “Etablissement Nestroy-Säle” eröffnet, bot der Bühnenort bis zu seiner Arisierung Anfang der 1940er Jahre unter anderem der “Trianon”-Theatergruppe von Karl Kraus Raum. Ab dem Zweiten Weltkrieg bezogen Supermarktketten die Räume, bis ab 2004 mittels unregelmäßiger Projekte an der Reaktivierung der Kulturstätte gearbeitet wurde.

Im Mai 2008 wurde schließlich die Hamakon Theater- und Veranstaltungs GmbH gegründet, welche die strukturellen Grundlagen zur Wiederbelebung bildete. Mit einer jährlichen Förderung von 295.000 Euro über die nächsten vier Jahre seitens der Stadt und einem Baukostenzuschuss von 400.000 Euro soll nun eine langfristige Bespielung sichergestellt sein. Das Konzept von Leon und Bibawy hätte sowohl die Wiener Theaterjury als auch den Hauseigentümer überzeugt, freute sich Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) über die künftige “vielschichtige Nutzung”.

Das klassische Theaterprogramm, das im Oktober startet, besteht aus einer Mischung aus Eigen-, Gast- und Koproduktionen. Bereits fixiert ist laut Leon das Stück “Small Talk oder Rückkehr nach Haifa” des israelischen Satirikers Ilan Hatsor, bei dem der künstlerische Leiter selbst Regie führen wird. Darüber hinaus sind das abendfüllende Projekt “Hennir” vom Dramolett-Autor Antonio Fian für Dezember sowie Werner Koflers “Tanzcafe Treblinka” für Jänner 2010 in Vorbereitung. Für letzteres konnte der Nestroyhof Kammerschauspielerin Erni Mangold gewinnen. In der zweiten Saison sind beispielsweise unter dem Titel “Berties Nightclub” eine Lyrikrevue nach Bert Brecht sowie ein Else Lasker-Schüler-Abend geplant.

Eine fixe Bühne soll das Theater nicht bekommen, sondern das Verhältnis zwischen Publikums- und Schauspielerraum je nach Produktion variabel sein, so Leon. Maximal könnte der Nestroyhof bis zu 200 Besucher fassen. Bibawy, zuständig für die interdisziplinäre Programmierung, kündigte unter anderem eine Wanderausstellung zur Wehrmachtsjustiz (“Was damals recht war”) sowie das Festival “El Hakawaty” an, bei dem Musik, Film und Literatur geboten werden. Jüdische Stummfilme (“Jewish Comedians”) und Emigrationslyrik mit Vera Borek (“In welcher Sprache träumen Sie?”) sollen ebenfalls stattfinden.

Bis zum Herbst sind allerdings noch einige Baumaßnahmen fällig. So werden etwa ein neuer theatertauglicher Boden verlegt, Heizungs- und Elektrosysteme sowie die Sanitäranlagen auf Vordermann gebracht und der Theatersaal mit Glasdecke in seinen ursprünglichen Zustand gebracht.

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