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Wiener Stephansdom zeigt in Ausstellung Reliquienschatz und Graffiti

Ein Besucher in der Ausstellung "Der Reliquienschatz von St. Stephan" im Wiener Stephansdom
Ein Besucher in der Ausstellung "Der Reliquienschatz von St. Stephan" im Wiener Stephansdom ©APA
Ein Hauch Grusel zieht derzeit durch Wiens bekanntestes Gotteshaus: Der Stephansdom stellt ab Mittwoch, dem 24. April 2013, seinen Reliquienschatz aus. Mehr als 400 Objekte aus mehreren Jahrhunderten - zumeist Gebeine von Heiligen, die in kunsthandwerklich reich verzierten Behältern oder Gegenständen aufbewahrt werden - können bestaunt werden.
Bei der Ausstellung

Als Präsentationsort dient die Valentinskapelle, die sich hoch oben im Sakralbau auf der Seite des Riesentors versteckt und bis vor kurzem aufwendig restauriert wurde. Sie ist dank Ausstellung erstmals öffentlich zugänglich.

Reliquien vervollständigen Schau

Der Reliquienschatz komplettiert die bereits im vergangenen Sommer eröffnete Schau “Der Domschatz kehrt zurück”, die sich bis dato über die Bartholomäuskapelle und die Westempore erstreckt hat. Mit der Erweiterung kommen nun zwei weitere Räume hinzu.

Im neuen Ausstellungsteil sind auch zwei Mittelaltergraffiti aus dem Jahr 1479 zu sehen, die im Zuge der Kapellenrestaurierung unter dem Wandverputz aufgetaucht sind. Die rötlichen Kritzeleien stammen von einer Studentengruppe und stellen einen damals üblichen, entwürdigenden Initiationsritus für Neo-Studiosi dar, erklärte Inschriftenspezialistin Renate Kohn bei einer Presseführung am Dienstagnachmittag. Der künftige Kommilitone musste – mit Narrenkappe und Eberzähnen ausgestattet – Spott und Hohn über sich ergehen lassen, wurde bäuchlings liegend mit einem Hobel bearbeitet und mit widerlichen Substanzen “gewaschen”. Erst nach derlei Schmach reichte man ihm schließlich das Salz der Weisheit, womit er als für das Studium würdig befunden wurde.

Die Aufbewahrungsgefäße im Stephansdom

Während sich die Dom-Reliquien selbst über die Jahrhunderte zusammengesammelt haben, sind die Reliquiare – also die überwiegend in Gold gehaltenen Aufbewahrungsgefäße – deutlich jünger. Das habe damit zu tun, dass wertvolle Metalle zwischenzeitlich an die Obrigkeit abgeliefert werden mussten, erklärte Domarchivar Reinhard Gruber. Folglich fertigte man später neue Gehäuse bzw. Prunkstücke an: “Ein großer Teil stammt aus dem 19. Jahrhundert.”

Gewissermaßen diametral wird in der romanischen Turmkammer, die unmittelbar neben der Valentinskapelle liegt, die Ausstellung durch rund 150 Objekte aus der privaten Reliquiensammlung Dechant Thomas Lambrich, Pfarrer in Erdberg, ergänzt. Während hier die Reliquiare angefangen vom Barock bis nach dem Zweiten Weltkrieg viele Jahrhunderte überspannen, stammt der Großteil der sterblichen Überreste selbst erst aus der jüngeren Vergangenheit – teilweise von Personen, die erst zu Zeiten von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen wurden, betonte Ausstellungsgestalter Roman Gerhardt.

Auf Erklärungstafeln wird bei der Präsentation verzichtet. Touchscreens liefern – falls gewünscht – Infos zu den im Stephansdom ausgestellten Objekten und vielen Heiligen.

(apa/red)

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