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Wiener Mafiaprozess endet nach 6 Monaten mit Schuldsprüchen

Der Wiener mafiaprozess ging am Donnerstag mit Schuldsprüchen zu Ende.
Der Wiener mafiaprozess ging am Donnerstag mit Schuldsprüchen zu Ende. ©APA
Im Wiener Mafiaprozess wurden am Donnerstag nach sechs Monaten Verhandlungszeit Urteile gefällt. Alle Angeklagten, die in Wien auf Schutzgeld-Erpressungen spezialisiert gewesen sein sollen, wurden schuldig gesprochen. 
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Mit Schuldsprüchen ist am Donnerstagnachmittag der Prozess um eine mutmaßliche Mafia-Bande zu Ende gegangen, die in Wien auf Schutzgeld-Erpressungen spezialisiert gewesen sein soll. Der Hauptangeklagte und mutmaßliche Kopf der Gruppe, Edin D., erhielt zehn Jahre Haft, seine mutmaßlichen Komplizen 18 Monate bis sechs Jahre Gefängnis. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Schuldsprüche im Wiener Mafiaprozess

Die sechs Männer und eine Frau, die in den angeblichen Boss verliebt war, wurden am Landesgericht allesamt u.a. wegen schwerer Erpressung, Mitgliedschaft einer kriminellen Vereinigung und Körperverletzung schuldig gesprochen. Sie sollen der kriminellen Vereinigung “Struja” (auf Deutsch: Strom) angehört haben, deren Spitze Edin D. gebildet haben soll. Den mittlerweile 38-Jährigen kennt man in der sogenannten Balkan-Meile am Wiener Gürtel unter seinem Spitznamen “Edo”. Vor zehn Jahren beschäftigte der gebürtige Bosnier eingehend die Kriminalisten, als im von damals von ihm betriebenen Cafe “Cappuccino” in Hernals ein Lokalbesucher erschossen und ein weiterer Mann schwer verletzt wurde. Der Mord konnte nie aufgeklärt werden, inwieweit “Edo” in die Schießerei verwickelt war, blieb ungeklärt.

Der 38-Jährige leugnete stets, etwas mit der Schutzgeld-Erpressung zu tun zu haben, er habe lediglich einen Sportklub gegründet, um sich Burschen aus Tschetschenien und Ex-Jugoslawien anzunehmen. Allerdings wurde einer seiner Schützlinge, einst ein großes Nachwuchstalent im heimischen Boxsport, am Donnerstag ebenfalls verurteilt, weil ihn sein Förderer als Türsteher in einem Lokal in der Ottakringer Straße untergebracht haben soll, wo gezielt Schlägereien angezettelt wurden, bei denen Lokalbesucher teilweise erheblich verletzt wurden.

Damit wollte man die Eigentümer dazu bringen, einen weiteren Mann aus “Edos” Verein als Türsteher und die mitangeklagte Frau, die dem 38-Jährigen nahe stand, als Kellnerin anzustellen. Im November 2015 soll schließlich einer der Eigentümer mittels anhaltender Drohungen dazu genötigt worden sein, seinen Anteil am Lokal zu verkaufen, um mit Nachdruck geforderte 50.000 Euro aufbringen zu können.

Aus dem im Gegenzug dafür in Aussicht gestellten Rückzug der Bande wurde aber nichts. Obwohl zum Jahreswechsel die 50.000 Euro den Besitzer wechselten, wurde der Staatsanwaltschaft zufolge nunmehr der neue Teilhaber des Lokals bedrängt, der Ende Februar 5.000 Euro flüssig machte, um seine Ruhe zu haben.

“Edo” als Kopf der Bande

Das Schöffengericht (Vorsitz: Michael Tolstiuk) sah es nun als erwiesen an, dass es sich bei “Edo” um den Kopf der Bande handelte. Seine Leute sollten die Schlägereien in den Lokalen anzetteln, um anschließend Schutz zu bieten. “Die Raufereien und Körperverletzungen waren bewusst gesteuert, um hier für Unruhe zu sorgen, damit sie später ihre Dienste anbieten können”, sagte Tolstiuk in seiner Urteilsbegründung. Die Zeugen – Lokal- und Geschäftsbesitzer – seien sehr glaubhaft gewesen.

Die Angeklagten wurden nicht in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. In einigen Fakten – Erpressung, Körperverletzung und Raub – gab es Freisprüche. Drei Angeklagte, die 18 Monate, 2,5 bzw. 3,5 Jahre Haft erhalten haben, verzichteten auf Rechtsmittel, alle anderen erbaten sich drei Tage Bedenkzeit, darunter “Edo”, der von Anwalt Herbert Eichenseder vertreten wurde. Die einzig angeklagte Frau, die von Philipp Wolm vertreten wurde, fasste zwei Jahre aus, wobei ihr 16 Monate bedingt nachgesehen wurden. Staatsanwalt Filip Trebuch meldete sofort Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an.

(APA)

 

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