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Wien hat seine Tage

©Niels Heidenreich (CC BY 2.0)
Gastkommentar der Gebrüder Moped: Die mit Abstand schönsten Tage im Jahr sind die Tage zwischen den Jahren. Hier in Wien und vielerorts, keine Frage. Generell eine herausragende Zeit, die zwei Wochen zwischen Weihnachten und Dreikönig, diese Zeit der Entschleunigung, des Halbgasgleitens, der Ausnahme.

In dieser Zeit kann dir keiner blöd kommen, du darfst alles. Du darfst verschieben, musst niemandem zusagen, machst alles nicht jetzt, machst alles später.

Das machen wir nach den Feiertagen

so die stille Vereinbarung quer durch alle Schichten und Kreise. Bis zum siebenten Jänner muss überhaupt nichts passieren. Schon ab Mitte Dezember darfst du darauf hinweisen, dass bis zum siebenten Jänner gar nichts passieren wird, und dazwischen schenkt man einander auch noch Geschenke. Was will man mehr? Könnte gerne immer so sein.

Vorsicht vor dem siebenten Jänner

Innerhalb dieser paradiesähnlichen Zustände gibt es natürlich auch mickrigere Tage, wie etwa den dritten Jänner. Da sind dann die richtigen Knüllertage schon vorbei und gleichzeitig rückt der brandgefährliche siebente Jänner näher. Der siebente Jänner ist wahrscheinlich der grausigste Tag des Jahres. Ein geballtes “Aber jetzt!” fegt ab den frühen Morgenstunden durch die Gassen und Gesprächskanäle der geweckten Gemüter. Aber bis dahin ist noch Zeit.

Wiener Wampen on the road

An den Neujahrstagen joggen auffallend viele übergewichtige Menschen durch die Prater Hauptallee, von denen man am ersten Blick nicht vermuten möchte, dass das Laufen zu ihren unmittelbaren Hobbys zählt. Ihr abgeschwitztes Tun sieht auch weniger nach Hobby aus, als vielmehr nach Zwang, nach innerer, verbissener und selbst auferlegter Vorgabe. Die nagelneue Sportkleidung wirkt over-dressed, die Körperhaltung over-wuzelt und alles ein wenig ungeschickt. Der Dickenanteil wird sich in den ersten Jännerwochen wieder lichten, wird schlanker, wenn die ersten Neujahrsvorsätze gebrochen und letztlich vergessen sind. Wir wissen, wovon wir sprechen.

Mit Halbgas ins Finale

Aber bis dahin ist es noch eine Ewigkeit. Vorher noch das gelebte Nichts zelebrieren. Genießen wir den Stephanitag, den einzigen Tag im Jahr, an dem wir freiwillig die C-Liga der Familie besuchen. Spielen wir mit unseren neuen Spielsachen, pfeifen wir auf Verpflichtungen und freuen wir uns daran, dass der siebente Jänner erst in gefühlten zehn Jahren daher kommt.

Wir Gebrüder wünschen jedenfalls allen Leserinnen und Lesern von vienna.at ein wirklich schönes neues Jahr.

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