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Wien: Gendarmen-Mörder bringt sich in Zelle um

Der Häftling brachte sich in seiner Zelle selbst um.
Der Häftling brachte sich in seiner Zelle selbst um. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Der in die Kriminalgeschichte eingegangene Gendarmen-Mörder Amyn Radwan Gindia hat sich in seiner Zelle das Leben genommen. Der Tote wurde am Donnerstag bei der Frühstücksausgabe in der Justizanstalt Josefstadt in Wien entdeckt, berichtete Anstaltsleiterin Helene Pigl. Der 48-jährige ehemalige "Lebenslange" hätte am Montag wegen einer Schießerei wieder vor Gericht stehen sollen.
Doppelmord: Nochmals vor Gericht


Gindia war auf eigenen Wunsch in einem Einzelhaftraum untergebracht. “Er wurde von einem Psychologen betreut, es war keine Gefährdung zu erkennen”, sagte Pigl. “Man kann so etwas leider nicht ausschließen, man muss die Privatsphäre der Häftlinge wahren.” Die genaue Todesursache soll nun eine Obduktion klären. Im kommenden Prozess hätte sich Gindia, im November 2014 bedingt entlassen, wegen versuchten Mordes verantworten müssen.

Der Mann soll schwer krank gewesen sein. “Er hatte gesundheitliche Probleme. Bei der letzten Untersuchung dürfte etwas gefunden worden sein, was das Ganze noch verstärkt hat”, sagte sein Verteidiger Rudolf Mayer im Gespräch mit der APA. Für Mayer war die Erkrankung des 48-Jährigen der “Hauptgrund” für den Suizid: “Daneben hatte er Zweifel an der Geschworenengerichtsbarkeit. Er hatte kein Vertrauen und hat befürchtet, dass die ihn als zweifachen Mörder einfach wegsperren”.

Überraschender Selbstmord

Bei seiner letzten Besprechung mit Gindia am vergangenen Dienstag habe er “eine gewisse Mutlosigkeit in Bezug auf den Ausgang des Prozesses” bemerkt, erklärte Mayer. Ungeachtet dessen sei der Selbstmord für ihn doch überraschend gekommen, meinte Mayer. Für den Anwalt – einen der erfahrensten Strafverteidiger des Landes – ist es das erste Mal, dass ein Verfahren gegen einen Mandanten wegen Todes abgebrochen werden muss: “Das ist mir in den 35 Jahren, in denen ich im Geschäft bin, noch nicht passiert.”

Gendarmen-Mörder: 1992 wegen Doppelmords verurteilt

Der Österreicher libanesischer Herkunft ist im März 1992 von einem Wiener Schwurgericht wegen Doppelmordes zur Höchststrafe verurteilt worden. Er hatte 1987 einen türkischen Waffenschieber bei Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg) in einen Hinterhalt gelockt und erschossen. 1989 tötete er in Maria Lanzendorf (Bezirk Wien-Umgebung) einen 33-jährigen Gendarmen mit zwei Kopfschüssen, der ihn im Zuge einer Fahndung nach Einbrechern einer Personenkontrolle unterziehen wollte. Nachdem er über 24 Jahre in der Justizanstalt Krems-Stein abgesessen hatte, kam Gindia bedingt frei.

Drei Monate später lieferte sich der 48-Jährige nach einem gescheiterten Einbruch ein Feuergefecht mit der Polizei. Mit einem Komplizen wollte Gindia am 23. Februar 2015 in einem Shoppingcenter in Floridsdorf in eine Apotheke eindringen. Der Anklageschrift zufolge waren die beiden Männer auf Potenzmittel und Suchtmittelpräparate aus. Sie wurden von Passanten beobachtet, als sie sich an der Rückseite des Gebäudes auffällig mit Einbruchswerkzeug zu schaffen machten. Der Komplize ergab sich der verständigten Polizei widerstandslos.

Doppelmörder versucht bei Tat zu flüchten

Der Doppelmörder zog allerdings eine Glock 17, rief “Lasst mich gehen oder ich erschieß’ euch!” und versuchte zu flüchten. Als ihn die Beamten verfolgten, drehte sich Gindia im Davonlaufen mehrfach um, richtete seine Waffe auf die Einsatzkräfte und gab mehrere Schüsse ab. Laut Staatsanwältin Gabriele Müller-Dachler kam es ihm darauf an, die Polizisten zu töten, um seine Festnahme zu verhindern. Gindia wurde von drei Projektilen aus den Dienstwaffen getroffen und dabei schwer verletzt.

Gindia wollte sich vor dem Schwurgericht demgegenüber mit einer Sonderform des Selbstmords, dem “Suicide by Cop”, verantworten, wie sein Verteidiger Rudolf Mayer angekündigt hatte. Motiv: Gindia habe den Widerruf seiner bedingten Entlassung befürchtet und nicht bis zu seinem Lebensende im Gefängnis sitzen wollen.

(APA)

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