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Wien: Erhöhung der Hundesteuer sorgt für Empörung und massive Kritik

Sie sind so lieb - aber in Zukunft durch die saftige Hundesteuer leider auch ziemlich teuer ...
Sie sind so lieb - aber in Zukunft durch die saftige Hundesteuer leider auch ziemlich teuer ... ©Bilderbox
Dass Wiens Hundehalter ab 2012 um einiges mehr für ihre geliebten Vierbeiner bezahlen müssen, sorgt derzeit für viel Wirbel. Nicht nur der Österreichische Tierschutzverein kritisiert die saftige Erhöhung der Hundesteuer um über 65% - auch die Hundebesitzer laufen Sturm.
Erhöhung der Hundesteuer

Mit Jahresbeginn 2012 soll in Wien die Hundesteuer um rund 65% von bisher Euro 43,60 auf Euro 72 pro Hund erhöht werden. Beim Zweithund steigt die Gebühr von Euro 65,50 auf stattliche Euro 105. Erich Goschler vom Österreichischen Tierschutzverein bezeichnet die Erhöhung der Hundesteuer als “unmenschlich und kontraproduktiv”.

Will Wien keine Hunde mehr?

Er argumentiert: “Gerade für ältere oder einsame Menschen ist ein Hund oft der einzige Lichtblick im Leben. Die Haltung eines Hundes, die ohnehin schon sehr teuer ist, nochmals zu verteuern, ist unmenschlich.” Der Tierschutzverein wirft die Frage auf: Möchte die Stadt Wien möglichst gar keine Hunde mehr in der Stadt haben? Eine Wiener Hundehalterin bemerkte dazu im Gespräch mit Vienna Online: “Wien ist ja eigentlich eine hundefreundliche Stadt! Aber so wird einem die Freude am Hund schon verdorben.”

Empörung über Hundesteuer-Erhöhung auch online

Viele Hundehalter fassen die saftige Erhöhung jedenfalls als Provokation auf. Die User der Facebook-Seite von Vienna Online machen ihrer Empörung mit klaren Worten Luft: “diese ganze hundesteuer ist an sich schon eine frechheit weil nicht mal zweckgebunden aber die erhöhung ist ja wohl das allerletzte!,” kommentierte ein User. “und das trauen sie sich alles zu beschließen ohne eine nulllohnrunde im parlament in erwägung zu ziehen?,” postete eine Userin verständnislos.

Etwas gemäßigter dagegen die Meinung eines anderen besorgten Users: “Das ist nicht nett, hoffe es werden tiergerechte Projekte gefördert mit dem vielen Geld, die Tier und Mensch verbinden und NICHT Trennen und Polarisieren.” Auch sozial Schwächere empfinden die Erhöhung als harten Schlag, wie unsere Postings zeigen: “ich muss meinen hund wohl abmelden… als ARBEITSLOSE kann man sich 72 euro nur schwer leisten,” so eine Userin betroffen.

Nach Erhöhung der Hundesteuer: Nicht-Anmeldungen befürchtet

Als mögliche Folge ist nun zu befürchten, dass viele Hunde künftig von ihren Besitzern einfach nicht mehr angemeldet werden. Die Strafe, falls man mit einem nicht angemeldeten Hund erwischt wird, ist verhältnismäßig gering. Die Hundehalterin aus Wien meinte dazu gegenüber Vienna Online: “Die spinnen ja! Das ist eine bodenlose Frechheit. Ich hab meinen Hund bis jetzt angemeldet gehabt – aber ich bin absolut nicht bereit, so viel zu zahlen. Das steht in keiner Relation. Bisher hat es sich die Waage gehalten: Bei 43,60 Euro für die Steuer und ich glaube 42 Euro Strafe, wenn sie dich ohne Anmeldung erwischen. Aber jetzt? Kontrolliert bin ich sowieso noch nie worden. Ich meld ihn jetzt einfach ab. Oder vielleicht kann ich ihn über eine Verwandte in Niederösterreich anmelden, dort zahlen sie um einiges weniger.”

Besonders kritisiert die Wienerin das unfaire Verhalten der Stadt Wien: “Die Erhöhung kommt aus heiterem Himmel. Das ist einfach unfair! Zuerst kommen sie mit den Sackerln daher und alle Hundehalter machen brav mit. Seitdem können sich die Politiker damit rühmen, wie sauber die Stadt ist. Und jetzt das!” Die junge Frau kopfschüttelnd: “Eigentlich mag ich die Ulli Sima – aber man macht sich echt keine Freunde mit einer solchen Politik.”

Tierschutzverein: Wenn höhere Steuer, dann wenigstens Konzepte

“Die Hundesteuer zu erhöhen, kann durchaus Sinn machen, wenn dadurch die Situation der Hunde verbessert und das Zusammenleben Mensch-Hund konfliktfreier gesteuert werden kann”, sagt Alexander Willer, Kampagnenleiter des Wiener Tierschutzvereins. Was aber seitens des Tierschutzvereins stark kritisiert wird, ist eine Erhöhung, ohne dazu wenigstens neue Konzepte zu präsentieren. “Diese Steuererhöhung ist leider eine verpasste Chance, aktiv dem Hundeelend entgegenzusteuern”, so Willer.

Denn nach Ansicht des Tierschutzvereins sollte die erhöhrte Steuer wenigstens dazu verwendet werden, die Herkunft und Haltung von Hunden strenger zu kontrollieren bzw. reglementieren. Während für “Ostwelpen” der Höchststeuersatz gelten soll, um den “Schacher” mit Rassehundebabys einzudämmen, soll ein niedriger Steuersatz für Hunde aus dem Tierheim gelten. Auch eine bessere “Sozialisierung” der Hunde hält man für wünschenswert.

Vorschlag: Gewinnbringende Hundezonen

Zu der Argumentation von Stadträtin Ulli Sima, dass die Hundesteuer die Kosten für die Hundeinfrastruktur der Stadt bei weitem nicht decke, bemerkt Goschler, dass der Österreichische Tierschutzverein der Stadt Wien beispielsweise bereits vor Jahren ein Konzept vorgeschlagen hat, die Hundezonen gewinnbringend zu betreiben. Stadträtin Sima hat auf den Vorschlag überhaupt nicht reagiert und das Stadtgartenamt, obwohl fragwürdig, ob dieses überhaupt zuständig ist, hat sich klar gegen das Projekt ausgesprochen.

Petrovic: “Erhöhung ist Alleingang der Stadt Wien”

Auch Madeleine Petrovic, die Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins, ist mehr als irritiert: “Die Erhöhung der Hundesteuer war ein Alleingang der Stadt Wien. Es wurde kein Einvernehmen mit dem Tierschutz gesucht, wie das in einer partnerschaftlichen Gesprächskultur üblich wäre.” Petrovic weiter: “Außerdem handelt es sich bei den im Zuge der Hundesteuer-Pressemeldungen kolportierten Euro 800.000 keineswegs um eine Subvention der Stadt Wien für den Wiener Tierschutzverein, es ist ein Leistungsvertrag”, so Petrovic.

“Der Wiener Tierschutzverein leistet als Privater das, wozu die Stadt eigentlich verpflichtet wäre, nämlich herrenlosen Tieren, Fund- oder Abnahmetieren eine Bleibe zu bieten, sie medizinisch zu betreuen und für ihre Vermittlung in ein dauerhaftes Zuhause zu sorgen. Dafür erhalten wir ein Entgelt, das weit davon entfernt ist, kostendeckend zu sein. Für 85% unseres Budgets kommen wir selbst auf. Die Hundesteuer wurde also sicher nicht erhöht, um den Wiener Tierschutzverein zu ‘subventionieren’.”

Gemessen an den Reaktionen der Betroffenen ist die Erhöhung der Hundesteuer jedenfalls beim besten Willen nicht als kluger Schachzug der Stadt Wien zu betrachten.

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