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Was bleibt - Trailer und Kritik zum Film

Alle reden miteinander, aber niemand sagt etwas. Wenn die Gespräche an der Oberfläche bleiben, weiß kein Familienmitglied mehr, wie es den anderen wirklich geht. Schnell kreisen Gedanken, Wünsche und Hoffnungen nur noch um das eigene Wohl, und Heimfahrten werden für erwachsene Kinder zu einem belanglosen Pflichtbesuch bei den Eltern. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Wie viele Enttäuschungen und Verletzungen hinter den Fassaden verborgen sind, thematisiert Hans Christian Schmid in seinem Film “Was bleibt”, der am 30.11. in Österreich anläuft.

Der Plot nährt sich von den Widersprüchen innerhalb der Familie Heidtmann. Von außen betrachtet sitzen Eltern und Kinder an ihrem gemeinsamen Wochenende recht harmonisch zusammen. Doch die Beziehungen zwischen ihnen sind gekappt. Der in Berlin lebende Mittdreißiger Marko (Lars Eidinger) konzentriert sich ganz auf sein Dasein als freier Autor, derweil geht gerade seine Beziehung zu Frau und Kind zu Bruch. Seinen Eltern, die er in ihrem bürgerlichen Eigenheim besucht, erzählt er von all dem lieber nichts.

Wenn jede Geste bebt: Familiärer Rosenkrieg in “Was bleibt”

Ausgerechnet jetzt setzt die Mutter Gitte (Corinna Harfouch) ihre Anti-Depressiva ab, die sie seit Jahren nimmt. Von ihrer Familie kann sie für ihre Entscheidung keine Unterstützung erwarten. Ihrem Mann Günter (Ernst Stötzner) ist sie ohnehin im Weg, er geht ohne ihr Wissen fremd und möchte sich im Ruhestand ungestört mit seiner Geliebten vergnügen. Und ihr Sohn Jakob (Sebastian Zimmler) lässt sich von Papi sein Haus luxuriös einrichten, obwohl er insgeheim um die wirtschaftliche Existenz seiner Zahnarztpraxis kämpft. In dem Maße, in dem sich um Gitte der Nebel ihrer Medikamente lichtet, bröckelt nach und nach die Fassade der familiären Harmonie.

Die Darsteller, insbesondere Lars Eidinger und Corinna Harfouch, machen sich diese selbstzentrierten Charaktere mit großer Natürlichkeit zu eigen. Harfouch spielt die Figur der Gitte mit rauer Zerbrechlichkeit, labil und stark zugleich – überragend. Wenn Harfouch als Gitte die Egomanen um sich herum schließlich nicht mehr erträgt, explodiert sie nicht, sondern zieht sich in sich zurück. Und doch sieht man ihr an, wie es in ihr brodelt, jede kleine Geste bebt. Dann verschwindet sie einfach.

Die Männer im Hause Heidtmann sind sich selbst überlassen und von ihrer eigenen Hilflosigkeit überfordert. Aber jeder rechtfertigt sich, dass seine Entscheidungen richtig waren, will nicht daran rütteln – muss man ja auch nicht. Oder? Das Drehbuch entwickelt die Charaktere schonungslos aus ihrer Selbstsucht heraus, vielleicht gar zu konsequent. Manchem Zuschauer dürfte es schwerfallen, Sympathie für diese egoistischen Figuren zu empfinden.

So wandelt sich eine anfängliche Stärke des Films zu einer Schwäche: Das Drama vermittelt zwar zunächst glaubhaft die Impulse, die alle Familienmitglieder antreiben, diesem verquasten Zusammenleben entfliehen zu wollen. Aber ihre Motivationen wirken zunehmend schablonenhaft, und die filmische Erzählweise verliert an Spannung.

Das gilt teilweise auch für die Sprache. Die Dialoge sind, wie für den Alltag einer Familie nicht unüblich, von Banalitäten geprägt. Dadurch wirken Unterredungen schnell ermüdend. Gut möglich, dass dieser Effekt gewollt ist. Aber dennoch: Wenn es ein ums andere Mal floskelhafte Vorwürfe regnet – “Jetzt übernimm halt auch einmal Verantwortung!” – beginnen die Gespräche im Film schematisch zu wirken, mögen die Schauspieler auch noch so glaubhaft agieren. Die Stereotypen, die sie spielen – egomaner Vater Günter, Papi-Söhnchen Jakob, selbstzentrierter Jungautor Marko – sind so extrem durchkonstruiert, dass dieses Kinoerlebnis einen schalen Nachgeschmack hinterlässt.

(APA)

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