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Wahlkampf-Endspurt bei der ÖVP: Die "Mensch Khol"-Show

Kandidat Andreas Khol wollte sich "menschlich" zeigen.
Kandidat Andreas Khol wollte sich "menschlich" zeigen. ©APA/EXPA
Heimspiel in Tirol für ÖVP-Präsidentschaftskandidat Andreas Khol am Donnerstagabend, wo er in seine finale Intensivwahlkampfphase startete. Dabei stand vor allem der  "Mensch" Khol im Vordergrund. Unter anderem wurde mit Kritik an Heinz Fischer in der Flüchtlingsfrage nicht gespart.
Khol ist optimistisch für Wahl
"Österreich stärken"

Als “Joker” agierten Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Gattin Heidi.

Der Kandidat betrat als letzter Redner die Bühne des “Saals Tirol” im Congress. Im Gegensatz zu seinen Vorrednern stellte sich der 74-Jährige nicht hinter das Rednerpult, sondern ging die Bühne auf und ab. Khol, wie immer mit rot-weiß-roter Krawatte, begann seine rund halbstündige Rede mit seiner persönlichen “Kandidaten-Werdung”, als ihn der Anruf von ÖVP-Chef und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner während des Holz-Hackens zuhause ereilte. Es folgte eine Schilderung des Gesprächs mit seiner Frau, ob auch sie sich eine Kandidatur vorstellen könnte – und diese bejahte.

Jubel für Kandidat Khol und Gattin Heidi

Sogleich wurde Gattin Heidi auf die Bühne gebeten und warb ausgiebig für ihren Mann: “Er lebt nicht im Glassturz, irgendwo abgehoben da oben”. Er möge die Menschen und liebe das Land. Zudem sei er sehr belastbar, könne auch witzig und humorvoll sein und beherrsche obendrein die Verfassung nahezu auswendig.

Auch das Bild des sechsfachen Familienvaters und 15-fachen Großvaters wurde immer wieder bemüht. Und um den “Menschen” Khol noch konturenhafter darzustellen, wurde ein kurzer Imagefilm präsentiert, mit Slogans wie “Gemeinschaft macht stark”, “Ausdauer macht stark” und “Geradlinigkeit macht stark”. Auch Berggipfel, Seen und Diskussionsrunden mit Senioren und der Jugend durften darin nicht fehlen.

Khol will ein “Sicherheitspräsident” sein

Dann hob der ehemalige Nationalratspräsident vor den versammelten Parteigranden zum inhaltlichen Part an. In erster Linie wolle er ein “Sicherheitspräsident” sein, der sich für ein Ende des “Kaputtsparen” des Bundesheeres ausspreche. An Finanzminister Hans Jörg Schelling gewandt sagte Khol, er werde – sollte er gewählt werden – 70 Millionen Euro für einen verbesserten Grundwehrdienst sowie dieselbe Summe jeweils für die Wiederbelebung der Miliz und den Grenzschutz fordern.

In der Flüchtlingspolitik lobte Khol den derzeitigen Kurs der Bundesregierung und hoffte dass Kontrollen an den Binnengrenzen bei einem gemeinsamen Schutz der EU-Außengrenzen bald wegfallen könnten. Eine Breitseite schoss der Bundespräsidentenkandidat gegen das aktuelle Staatsoberhaupt Heinz Fischer ab, ohne diesen namentlich zu nennen. Er, Khol, hätte sich schützend vor das Land gestellte, als Österreich in Brüssel wegen “Solidaritätsverweigerung” vernadert worden sei.

Kritik an Heinz Fischer in Flüchtlingsfrage

Mitterlehner hob in seiner Rede Khols außenpolitische Kompetenz hervor und kritisierte ebenfalls indirekt den amtierenden Bundespräsidenten. In der Flüchtlingskrise wäre es wichtig gewesen, die österreichische Position nach außen zu bringen und sie anderen Staatspräsidenten zu erklären, anstatt nach Kuba zu fahren, meinte Mitterlehner: “Es geht um Österreich zuerst”. Khol habe die außenpolitische Kompetenz aus seiner Erfahrung, attestierte Mitterlehner. Dieser könne ein Bundespräsident sein, der repräsentiert und für die Wirtschaft Türen öffnet, argumentierte er.

Zudem sei Khol jemand der statt “Politentertainment” Sicherheit garantieren könne, so der Vizekanzler. Zudem könne er eine “moralische Instanz” im Land darstellen. Im Hinblick auf die derzeit kursierenden Meinungsumfragen, erklärte Mitterlehner, nicht allzu viel auf Meinungsfragen zu geben. “Daran dürfen wir uns nicht orientieren”, gab Mitterlehner aus: “Wir haben eine Wahl und das Ergebnis müssen wir uns erarbeiten.”

“Multikulti ist gescheitert”

Der bayerische Ministerpräsident Seehofer würdigte Khol als “vertrauenswürdigen” Politiker: “Deine Vertrauenswürdigkeit ist deine größte Tugend.”

Seehofer dankte außerdem in seiner Rede Österreich für seine Politik in der Flüchtlingskrise: “Österreich ist Vorbild und die ÖVP Taktgeber. Bayern und Deutschland profitieren von Österreich.” Denn Österreich habe mit der Balkankonferenz und der damit verbundenen Schließung der Balkanroute “das getan, was man tun muss”. Diese “wirksame Maßnahme” habe die EU zum Handeln gezwungen. “Die Zuwanderung braucht Begrenzung”, betonte Seehofer, nur so könne Integration funktionieren. Zudem sei Integration keinesfalls Beliebigkeit: “Wer bei uns leben will, muss mit uns leben und nicht neben uns. Multikulti ist gescheitert.” Kein Land sei in der Lage, “pro Jahr eine Million Menschen zu integrieren”.

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(APA)

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