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VW-Dieselskandal: Wie der Konzern das Abgasproblem technisch lösen könnte

Rückrufaktion ab Jänner geplant - Verschiedene Arten von NOx-Katalysatoren betroffen.
Rückrufaktion ab Jänner geplant - Verschiedene Arten von NOx-Katalysatoren betroffen. ©AP
Der Autobauer VW kämpft mit den Folgen des Skandals um Manipulationssoftware in der Steuerungselektronik von weltweit elf Millionen Diesel-Fahrzeugen. Im Jänner will der Konzern nach Angaben seines neuen Chefs Michael Müller eine Rückrufaktion starten, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Wie aber kann das technisch gehen?

Worin liegt das Grundproblem überhaupt?

Viele Einzelheiten sind bisher nicht klar, zumindest öffentlich. Der Vorwurf der US-Umweltschutzbehörde EPA lautet, dass VW eine Software eingesetzt hat, um die Abgasreinigungssysteme von bestimmten Fahrzeugen bei Testläufen anders zu kalibrieren als im Alltagsverkehr.

Betroffen sind demnach einerseits Fahrzeuge mit einem SCR-Katalysator, der den Ausstoß von Stickoxiden (NOx) durch Einspritzung einer wässrigen Harnstofflösung in den Abgasstrang durch eine chemische Reaktion stark senkt. Andererseits sollen laut EPA auch Modelle mit NOx-Speicherkatalysatoren betroffen sein. Das sind Katalysatoren, die mit Materialien beschichtet sind, an denen sich die schädlichen Stickoxide chemisch anlagern.

Was bewirkt die Manipulationssoftware?

Auch dazu fehlen bisher definitive Antworten. Im Fall der SCR-Katalysatoren legen die bisher vorliegenden Informationen der US-Behörden den Verdacht nahe, dass das Programm im Normalbetrieb die Harnstoffeinspritzung in den Abgasstrang unter das eigentlich erforderliche Maß senkt, wodurch der Reinigungseffekt kleiner wird.

Speicherkatalysatoren für Dieselfahrzeuge haben nur eine begrenzte Aufnahmekapazität für Stickoxide und müssen in gewissen Abständen “regeneriert” werden. Dafür muss die Motorensteuerung zumindest kurzzeitig mehr Kraftstoff in die Kolben einspritzen als üblich, um einen Luftmangel im Abgasstrom zu erzeugen. Eventuell setzt die Software hier beim Motorenmanagement an, das ist aber nicht klar.

Was muss VW jetzt tun?

Zu den Details der nötigen Nachbesserungen hat sich der Autobauer bisher recht bedeckt gehalten. Grundsätzlich gibt es zahlreiche Stellschrauben, um die Leistungs- und Emissionswerte zu beeinflussen. Die Nachbehandlung der Abgase durch Katalysatorentechnik ist dabei nur eine.

Neuesten Äußerungen von Konzernchef Müller zufolge kommen je nach Modell für VW offenbar grundsätzlich drei Varianten in Frage: In den allermeisten Fällen reicht demnach ein Software-Update in der Werkstatt, bei manchen Modellen könnten aber auch neuen Injektoren (Einspritzdüsen im Motor) oder Katalysatoren nötig sein, damit die Modelle letztlich die versprochenen NOx-Emissionswerte einhalten.

Injektoren etwa sind ein wichtiges Konstruktionselement und haben großen Einfluss auf die Abgasbildung im Motor. Moderne Hochleistungsventile können dazu beitragen, dass Stickoxide gar nicht erst entstehen. Letztlich dürften die VW-Ingenieure nach Ansicht von Experten derzeit die Effekte von diversen möglichen Nachbesserungsvarianten auf die betroffenen Modelle genau analysieren, um die effektivste Art der Abhilfe herauszufinden. Dabei geht es vermutlich nicht allein um Kosten oder Aufwand, auch die Verfügbarkeit von Ersatzteilen dürfte angesichts der großen im Raum stehenden Autozahl eine Rolle spielen.

(APA)

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