AA

Vorzug für Langzeit-Wiener: Zugang zu Gemeindebauwohnungen wird strenger

Das Vormerksystem wird einfacher
Das Vormerksystem wird einfacher ©APA
Eine neue Regelung gibt es in Wien für die Vergabe von geförderten und Gemeindewohnungen. Das zieht in einigen Bereichen strengere Kriterien nach sich. Zudem werden künftig - wie bereits kolportiert - Langzeit-Wiener gegenüber Zuzüglern bevorzugt. Mit Wahlkampf bzw. einer Annäherung an die FPÖ-Klientel habe das freilich nichts zu tun, beteuerte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) bei der Präsentation am Mittwoch, den 17. Juni.
Vergabe von Gemeindewohnungen
Alles zur Wien-Wahl

Das neue Regelwerk tritt mit 1. Juli in Kraft und ersetzt ab dann das bisherige System der Vormerkscheine. Einen solchen musste man bisher lösen – und zwar für jede Fördersparte einen eigenen. In Zukunft erhält man ein “Wohn-Ticket”, das vom Gemeindebau über Genossenschaftswohnungen bis zum geförderten Eigentum alles umfasst.

Die Interessenten werden informiert, sobald etwas Passendes frei wird, wobei man sich natürlich an den Wünschen der Kunden orientiere, wie Ludwig versprach.

Zugang zum städtisch subventionierten Wohnbau verschärft

Gleichzeitig wird der Zugang zum städtisch subventionierten Wohnbau verschärft. So muss man künftig nicht nur für Gemeindewohnungen, sondern auch für den sonstigen geförderten Bereich zumindest zwei Jahre lang in Wien hauptgemeldet sein. Außerdem wird der sogenannte Überbelag strikter gehandhabt. Bisher konnte man Anspruch auf eine größere Wohnung anmelden, wenn durch Zuzug oder Nachwuchs mehr Platz gebraucht wird. Hier habe es immer wieder Missbrauch gegeben, versicherte Ludwig: “Da kam es vor, dass plötzlich sieben Leute in einer 25-Quadratmeter-Wohnung gemeldet waren.” Berücksichtigt werden ab Juli somit nur noch enge Familienmitglieder wie Eltern, Geschwister oder Kinder. Tanten oder Cousins zählen nicht mehr.

Es färbt sich der Gemeindebau

Für Aufregung hatte zuletzt vor allem das Gerücht gesorgt, dass alteingesessene Wiener bei der Vergabe bevorzugt werden sollen. Das wird nun tatsächlich umgesetzt. Konkret rückt man pro fünf Jahre Hauptwohnsitz automatisch drei Monate auf der Warteliste nach vorn. Die maximale Zeitersparnis gegenüber potenziellen Mietern, die nicht das Glück haben, Langzeit-Städter zu sein, beträgt neun Monate. Dieser Punkt hatte Ludwig im Vorfeld – u.a. vom grünen Koalitionspartner – den Vorwurf eingebracht, im Vorfeld der Wien-Wahl im Herbst bewusst die FPÖ-Klientel bedienen zu wollen. Immerhin färbt sich der Gemeindebau – einst unumstrittene rote Bastion – seit Jahren zusehends politisch blau.

“Dieser Vorwurf ist aus der Luft gegriffen”

Der Wohnbaustadtrat wies heute jeglichen diesbezüglichen Zusammenhang zurück: “Dieser Vorwurf ist aus der Luft gegriffen.” Denn die Vergabereform sei Teil einer langfristigen Gesamtstrategie – dazu zählt der Ressortchef auch den bereits umgesetzten Ausbau der Videoüberwachung im kommunalen Wohnbau oder die verschärfte Kontrolle der Hausordnung – und eine solche könne man ob des hohen Vorbereitungsaufwands nicht von Wahlterminen abhängig machen.

Alle seien herzlich willkommen

Außerdem betonte Ludwig, dass ja weiterhin niemand vom Zugang ausgeschlossen werde – egal, ob er aus einem anderen Bundesland oder einem anderen Staat komme. Alle seien herzlich willkommen, aber “die müssen sich halt hinten anstellen”, brachte es der Stadtrat auf den Punkt.

Kürzere Wartezeiten

Durch das neue “Wohn-Ticket” rechnet Ludwig jedenfalls mit kürzeren Wartezeiten. Denn bisher seien viele Menschen sehr auf einen Wohnungstyp – also Gemeindewohnung oder Genossenschaft – fixiert gewesen. Wer schon im Besitz von Vormerkscheinen ist, kann diese freilich behalten. Vom Wiener-Bonus kann man allerdings nur bei einem Umstieg auf das neue System profitieren.

Zwischen 10.000 bis 11.000 Neuvergaben

Laut Ludwig warten derzeit rund 16.500 Personen auf eine geförderte Wohnung. Jährlich gibt es zwischen 10.000 bis 11.000 Neuvergaben. Je weniger spezifisch die Wünsche (z.B. bestimmte Bezirke, Balkon, Öffi-Nähe), desto schneller das neue Zuhause, lautet die Regel.

(APA/Red.)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Vorzug für Langzeit-Wiener: Zugang zu Gemeindebauwohnungen wird strenger
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen