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Vorarlberg: Oma-Revolte-Anführerin Gertraud Burtscher war Mitglied in Neonazi-Parteien

Laut Recherchen der "Wiener Zeitung" war Oma-Revolte-Anführerin Gertraud Burtscher jahrelang Mitglied von Neonazparteien.
Laut Recherchen der "Wiener Zeitung" war Oma-Revolte-Anführerin Gertraud Burtscher jahrelang Mitglied von Neonazparteien. ©VN/Paulitsch
Mit ihrer Oma-Revolte mobilisiert die Feldkircherin Gertraud Burtscher medienwirksam für die Pensionen älterer Frauen, denen auf Grund langer Erziehungszeiten nicht mehr als die Mindestpension zusteht. Nun berichtet die "Wiener Zeitung", die Juristin habe zu Kadern von Neonazi-Parteien gehört und huldigte Holocaust-Leugnern.

Seit Monaten mobilisiert die 74-Jährige unentwegt für ihre Sache, am Freitag erwartet sie mindestens 500 Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf dem Wiener Heldenplatz. Ein parteiübergreifendes Bündnis aus FPÖ, Grünen, KPÖ Graz und SPÖ hat sich angekündigt. Die Vita der Initiatorin der “Oma-Revolte”, die sie für den Kampf um gerechtere Pensionen ausgerufen hat, klingt auch zu gut, um sie nicht für diesen Zweck zu nutzen.

Beispielhafte Vita

Sieben Kinder hat Burtscher zur Welt gebracht, 32 Jahre lang in deren Erziehung gesteckt. Nach ihrer zweiten Scheidung arbeitete sie fünf Jahre lang als Kassiererin, bis zu ihrer Pension. Mehr als 643,54 Euro pro Monat blieben jedoch nicht übrig. Mit 60 beschloss die resolute Frau, noch einmal die Schulbank zu drücken und studierte Jus. Bis heute sie in einer Steuerberaterkanzlei um über die Runden zu kommen.

Nun wird sie jedoch von ihrer Geschichte eingeholt. In den 80er-Jahren gehörte sie laut “Wiener Zeitung” zu den Kadern verschiedener Neonazi-Parteien wie der Nationaldemokratischen Partei (NDP) und der Österreichischen Bürgerpartei (ÖBP). Das gehe aus dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) hervor.

DÖW dokumentiert Brief

Auch ein Brief, den sie selbst dem DÖW zukommen ließ, beweist die braune Gedankenwelt, in der sie zu dieser Zeit beheimatet war. Dabei handelt es sich um ein “orientalisches Märchen”, das sie den Holocaustleugnern Robert Faurisson und Emil Lachout widmete. Es strotzt vor neonazistischen Codes:

“Obwohl es nicht einen einzigen Sachbeweis über die Badehäusermorde, sondern nur Zeugenaussagen der Minderheit gab, und obwohl die Kadis wußten, dass die Religion dieser Minderheit ausdrücklich Meineide erlaubt, wenn diese beim Schwur ihrer Kopfbedeckung nicht aufhaben und kein Gleichgläubiger im Raum ist, wurden die Massenmorde als kadibekannt angesehen”, schreibt sie.

Die Badehäuser stehen für die Gaskammern, die Minderheit für die Juden und mit “kadibekannt” kritisiere sie, dass Gerichte keine Beweisführung in puncto Holocaust zulassen, ein klassischer Vorwurf aus Neonazikreisen, dechiffriert der Rechtsextremismusforscher Andreas Peham vom DÖW.

Und heute?

Heute könne sie sich nicht mehr daran erinnern, beteuert Burtscher gegenüber der “Wiener Zeitung”. “Das habe ich alles vergessen.” Auch daran, dass sie als Autorin für die Zeitschrift des verurteilten Holocaustleugners Gerd Honsik, “Halt – demokratisches Kampfmittel gegen ausländische Unterwanderung” tätig war, wie es das DÖW dokumentiert, erinnert sie sich nicht mehr.

Auf die Frage, ob sie den Holocaust heute anerkenne antwortet die 74-jährige gebürtige Wienerin: “Selbstverständlich. Das wird schon alles so sein. Ich beschäftige mich nicht damit.” Wenn sie sich jedoch an ihre Kaderzeit erinnere, könne sie schon Parallelen zu heute erkennen: “Wenn Sie den Herrn Kurz hören, dann kann man sagen: So ungefähr wurde früher auch geredet. Das hat mir gefallen.”

(red)

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