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Vor Start der neuen NBA-Saison: Jakob Pöltl "besser in Form als letztes Jahr"

Jakob Pöltl im Interview
Jakob Pöltl im Interview ©APA
Am Sonntag feiert Basketball-Profi und heimischer NBA-Export Jakob Pöltl seinen 22. Geburtstag, Gedanken drehen sich jedoch bei ihm nur um die bevorstehende zweite NBA-Saison.

Der 2,13 Meter große Power Forward/Center bei den Toronto Raptors erzählt im Interview von seinen Vorbereitungen und Erwartungen.

Vor zweiter NBA-Saison: Jakob Pöltl im Interview

APA: Sie stehen vor Ihrer zweiten NBA-Saison, die Erwartungen sind gestiegen. Warum ist diese Saison so wichtig für Sie?

Jakob Pöltl: “Die zweite Saison ist für jeden Spieler, der in der NBA bleiben will, sehr wichtig. Die erste Saison war solide, aber ich will auf jeden Fall jetzt einen Schritt nach vorne machen. So wie unser Team aufgebaut ist, ist die Möglichkeit für mich da, eine größere Rolle zu haben. Für mich ist es wichtig, dass ich mich da auch durchsetze.”

Es besteht die Chance, als zweiter Center regelmäßig zu vielen Einsatzminuten zu kommen. Was wird dafür nötig sein?

“Es geht darum, konstant Leistung zu bringen. Einer meiner Coaches hat oft gesagt, dass es wichtig ist, nie zwei schlechte Spiele hintereinander zu haben. Ein schlechtes Spiel passiert, wir haben ja 82. Aber es ist wichtig, dass man sich schnell wieder fängt und mit einer besseren Partie daherkommt. Ich hoffe, dass ich meine Rolle, wenn ich sie mir einmal erkämpft habe, nicht blöd wieder verliere durch schlechte Leistungen.”

In den Testspielen hat es ganz gut ausgesehen. Was ist Ihr Ziel in dieser Mannschaft? Kann man das in Spielminuten messen?

“Ein Ziel habe ich mir da nicht wirklich gesetzt. Es geht um solide Backup-Minuten, sagen wir 15 bis vielleicht 20. Ich glaube aber, es ist durchaus auch Luft nach oben da. Ich will mir kein Ziel setzen, mit dem ich dann schon zufrieden bin. Wenn ich sehr gut spiele, warum soll ich dann nicht mehr spielen? Ich will einfach immer das Beste zeigen und so viel wie möglich auf dem Spielfeld stehen.”

Es gibt bei den Raptors nur fünf wirklich erfahrene Spieler und eine junge Garde, die sehr viel Verantwortung übertragen bekommen wird. Wie gehen Sie damit um?

“Das habe ich gemeint. Es ist eine Chance da für uns, aufzuzeigen. In dieser zweiten Unit sind kaum Leute, die wirklich viel Erfahrung haben. Es muss aber irgendjemand die Verantwortung übernehmen. Wir müssen als Kollektiv trotz des Erfahrungsmangels mit anderen Stärken punkten, zum Beispiel mit unserer Energie.”

Sehen Sie es als große, vielleicht einmalige Chance, dass man in dieser Situation bei einem so starken Team wie Toronto ein “Breakout”-Jahr haben kann?

“Auf jeden Fall, die Möglichkeit ist da. Ein ‘Breakout-Year’ zu definieren ist aber auch wieder schwer. Es geht mir hauptsächlich darum, wie auch immer meine Rolle dann definiert ist, das Beste daraus zu machen.”

Der Rookie-Bonus, der Welpenschutz sozusagen, ist auf jeden Fall weg. Wie äußert sich das?

“Man merkt im Training, dass die Coaches von mir und uns erwarten, dass wir Führungsqualitäten zeigen. Letztes Jahr haben wir noch gelernt von den Älteren. Jetzt ist es oft schon so, dass sie zu uns kommen, zu mir zum Beispiel, und sagen, ich soll meine Leute auf die Reihe bekommen. Die Diskussionen mit Coaches und Mitspielern sind auf einem ganz anderen Level. Letztes Jahr war vieles neu. Jetzt kenne ich theoretisch alles, was auf mich zukommen wird.”

Wie viel weiter fühlen Sie sich als vor einem Jahr?

“Verglichen mit diesem Zeitpunkt letztes Jahr sind es Welten. Sowohl in der Summer League als auch in der Pre-Season habe ich viel freier und meiner Meinung nach auch besser spielen können. Es ist keine Nervosität mehr da. Es gibt eine gewisse Sicherheit, dass keine Überraschungen mehr auf mich zukommen, dass ich meine Mitspieler kenne und das System, die Coaches, meine Rolle. Das alles macht schon einen sehr großen Unterschied.”

Ihr Team spielt eine neue Offensiv-Taktik, mit mehr Distanzwürfen. Wird man auch Sie öfter aus der Mitteldistanz werfen sehen?

“Dadurch, dass wir viel mehr Bewegung drinnen haben, sollte auch ich viel mehr Verantwortung zu übernehmen haben. Mitteldistanz tendenziell eher nicht, weil wir versuchen von diesen Würfen wegzukommen. Wenn, dann vielleicht hin und wieder ein Dreier. Wir haben jetzt mehr Freiheit in unserer Offense. Wir haben weniger fixe Spielzüge und müssen selbst etwas kreieren. Das ist schon eine große Änderung.”

Wie gut fühlen Sie sich physisch vorbereitet?

“Gut, körperlich sehr gut. Wir haben diesen Sommer auch sehr viel Konditionstraining gemacht. Ich bin besser in Form als letztes Jahr. Krafttraining habe ich nicht ganz so viel machen können, wie ich es gerne gemacht hätte über den Sommer, ich fühle mich aber wohl damit. Das ist kein großer Nachteil.”

Mit welcher Zielvorgabe gehen die Raptors in die neue Saison? Es ist sicher nicht einfacher geworden in der Eastern Conference.

“Das Ziel ist wie jedes Jahr eine NBA-Championship. Das ist das ultimative Ziel. Ob das jetzt leichter oder schwerer geworden ist, ist eine andere Frage. Dass sich die Topteams noch einmal verstärkt haben, ist auch klar. Im Endeffekt geht es für uns darum, alles daran zu setzen, eine Meisterschaft zu holen. Hoffentlich ist es dieses Jahr soweit. Da gilt es vermutlich zuerst einmal an Boston und Cleveland vorbeizukommen, darauf müssen wir hinarbeiten.”

Durch neue Stars bei den Topmannschaften gibt es in der Liga eine Zuspitzung auf einige wenige “Superteams”. Das wird in Amerika teils heftig diskutiert. Wie stehen Sie dazu?

“Ich kann nicht sagen, dass ich ein großer Fan davon bin. Aber so ist es halt. Grundsätzlich ist es erlaubt, da spricht nichts dagegen. Wenn sich Spieler oder Teams so zusammentun, dann musst du sie eben trotzdem schlagen. Wenn das ihr Weg ist – und er hat sich auch als erfolgreich herausgestellt in den vergangenen Jahren -, warum sollten sie es dann nicht machen?”

Hat es dann einen noch größeren Reiz, diese Teams zu schlagen? Ihr seid kein “Superteam”, sondern ein ganz normales, gutes Basketball-Team.

“Ja, das ist auch ein bisschen unser Motto: ‘Built instead of bought’, also dass wir das aufgebaut haben. Das ist Teil unserer Team-Philosophie. Kyle Lowry, DeMar DeRozan oder Jonas Valanciunas, aber auch viele von uns Jungen – wir sind nicht alle irgendwie zusammengekauft. Wir sind hier gedrafted worden oder von jung auf in Toronto. Das ist ein bisschen Teil unserer Identität.”

(Das Gespräch führte Florian Haselmayer/APA/Red.)

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