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Volkshilfe: Immer mehr Armut trotz Vollzeitjob

Arm und reich liegt auch in Wien ganz nah nebeneinander.
Arm und reich liegt auch in Wien ganz nah nebeneinander. ©Bilderbox
Die sogenannte Armutsspirale fängt immer mehr Menschen. Besonders bedenklich ist, dass immer mehr zwar arbeiten, mit dieser Arbeit allerdings weniger verdienen als die Mindestsicherung von 774 Euro.

“Immer mehr Menschen können trotz Arbeit finanziell nicht überleben. Sie arbeiten in unterbezahlten Branchen oder sie haben nicht das ganze Jahr über eine durchgehende Beschäftigung, sodass ihr Einkommen unter der Mindestsicherung von 774 Euro liegt. Arbeit schützt nicht vor Armut und hat immer weniger Integrationskraft, denn niedrig bezahlte Erwerbsarbeit ist nur selten ein Ausstieg aus der Armut. Auch Studien aus Deutschland zeigen: Mehr als 70 Prozent der Menschen, die in schlecht bezahlten Jobs arbeiten, schaffen keinen Aufstieg in besser bezahlte Jobs”, so Josef Weidenholzer, Präsident der Volkshilfe Österreich

Gefangen in der Armutsspirale

“Wer einmal in der Armutsspirale gefangen ist, kommt trotz Beschäftigung selten wieder heraus. Dass Menschen in unserem Land, obwohl sie 40 Stunden arbeiten , so wenig verdienen, dass sie armutsgefährdet sind, ist eine Schande”, so Weidenholzer weiter. Die Volkshilfe unterstützt deshalb Forderungen der Arbeiterkammer nach neuen Kollektivverträgen und geht noch einen Schritt weiter: “Wir brauchen existenzsichernde Beschäftigungsverhältnisse und fordern deshalb einen gesetzlichen Mindestlohn”, so der Volkshilfe-Präsident.

Gründe dafür seien prekäre Jobs, nicht existenzsichernde Notstandshilfeleistungen, Arbeitslosigkeit, psychische Erkrankungen und hohe Lebenshaltungskosten beim Wohnen. Prekäre Jobs mit daraus folgendem nicht existenzsichernden Arbeitslosengeld nehmen zu. Die neuen “working poor” erhalten von der Mindestsicherung “Richtsatzergänzungen”, um zu überleben.

Erschreckende Zahlen der Volkshilfe

173. 000 Menschen in Österreich müssen unter Sozialhilfebedingungen leben, darunter 40 Prozent Kinder. Damit hat sich die Zahl der Menschen, die Sozialhilfe beziehungsweise Mindestsicherung beziehen, seit den 1990-er Jahren mehr als verdoppelt. Und die Statistik Austria stellt fest: Für 511.000 Menschen ist der absolute Mindestlebensstandard nicht mehr finanzierbar, berichtete die Statistik Austria Ende letzten Jahres. Eine Million Österreicher, zwölf Prozent der Gesamtbevölkerung, sind demnach armutsgefährdet.

Wien ist am meisten betroffen

Naturgemäß ist Armut ein urbanes Problem. Als einziges echtes urbanes Ballungszentrum Österreichs ist Wien auch die Armutshauptstadt des Landes. Beinahe 20 Prozent der Wiener sind armutsgefährdet: 304.000 Personen oder 18,4 Prozent. Rasant angestiegen ist die Zahl der Sozialhilfeempfänger: Von 35.285 im Jahr 1999 auch 100.031 im Jahr 2009 (Zahlen: Volkshilfe). 

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