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Viennale-Hauptprogramm gestärkt: Über 140 Beiträge

Ethan und Joel Coen
Ethan und Joel Coen
Viennale-Direktor Hans Hurch setzt immer weniger auf bekannte Namen und mehr auf Kontinuität - und auf den populären Rand. Als Zugpferde laufen bei der 47. Auflage des Filmfestivals wieder Von Trier, Herzog, Coppola, Soderbergh, Allen und die Coen-Brüder.

Das Hauptprogramm der Viennale ist – in Relation zu den Tributes und Special Programs – heuer stärker als in den vergangenen Jahren. Man ist dabei jedoch versucht, an die Worte des ehemaligen Fußball-Teamchefs Josef Hickersberger zu denken, der seine Auswahl vor der Europameisterschaft mit den Worten begründete, man werde “nicht die Besten, sondern die Richtigen” zu sehen bekommen. Ähnlich verhält es sich mit der mehr als 140 Filme umfassenden Spiel-und Dokumentarfilmselektion von Viennale-Direktor Hans Hurch, der sich immer weniger auf bekannte Namen verlässt, sondern vielmehr auf Kontinuität und die populären Ränder der kinematographischen Weltkarte setzt.

Natürlich finden sich auch wieder ein paar große Zugpferde im Programm: Lars von Triers umstrittener “Antichrist” steht da neben Werner Herzogs “Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans”, Francis Ford Coppolas “Tetro” neben Woody Allens “Whatever Works”, Steven Soderberghs “The Girlfriend Experience” neben dem Abschlussfilm “A Serious Man” von den Coen-Brüdern. Dazu kommen einige französische Arthaus-Lieblinge wie Claire Denis (“White Material”), Philippe Lioret (“Welcome”), Jacques Audiard (“Un Prophete”) oder Jacques Rivette (“36 vues de Pic Saint Loup”). Und bei Namen wie Jane Birkin (mit ihrem Kino-Regiedebüt “Boxes”) oder Duncan Jones (David Bowies Sohn debütiert mit “Moon”) werden auch Musikfreunde aufhorchen.

Doch im Großen und Ganzen hat es sich damit auch mit den großen Namen. Im Dokumentarfilmbereich treten noch Romuald Karmakar (“Villalobos”), Frederick Wiseman (“La Danse – Le Ballet de l’Opera de Paris”), Tom DiCillo (“When You’re Strange: A Film About The Doors”) und Davis Guggenheim (“It Might Get Loud”) auf den Plan – sie alle beschäftigen sich in ihren Arbeiten mit der Abbildung von Musik im Film. Werner Herzog ist zudem mit den “Encounters at the End of the World” zu Gast und darf sich auch in dieser Sektion mit Abel Ferrara matchen: Der New Yorker zeichnet nämlich nicht nur für das Original des “Bad Lieutenant” verantwortlich, sondern hat mit “Napoli Napoli Napoli” auch eine neue Doku im Programm.

Sieht man einmal von den Stars und Sternchen ab, fallen auf den zweiten Blick vor allem jene vielen (vor allem europäischen) Namen auf, die schon in den vergangenen Jahren das Viennale-Programm bevölkert haben – sei es im regulären Programm oder als Special: Peter Whitehead etwa (“Terrorism Considered as One of the Fine Arts”), Harun Farocki (“Zum Vergleich”), Thomas Heise (“Material”), Peter Nestler (“Tod und Teufel”), Luc Moullet (“La Terre de la Folie”), Pedro Costa (“Ne change rien”), Bahman Ghobadi (“Nobody Knows About the Persian Cats”), Volker Koepp (“Berlin – Stettin”), Manoel de Oliveira (“Singularidades de uma Rapariga Loura”) oder Rudolf Thome (“Pink”). Hurch setzt auf Kontinuität und erschafft so eine Festivalfamilie.

Sieht man sich schließlich im Überblick die Länderverteilung an, fällt nicht nur der große Österreicher-Anteil auf, sondern auch die breite Vielfalt des asiatischen Kinos (v.a. Japan, China, Südkorea, Philippinen) und die Nähe zum südamerikanischen Film (v.a. Argentinien). Und während das afrikanische, australische oder osteuropäische Kino einmal mehr kaum im Programm vertreten sind, bekommt der unabhängig produzierte US-Film (Andrew Bujalskis “Beeswax”, Damien Chazelles “Guy and Madeline on a Park Bench”, Scott Sanders’ “Black Dynamite”, etc.) wieder viel Platz eingeräumt. Die roten Fäden durch das Programm schlussendlich, die muss man sich bei der Viennale wie immer selbst erarbeiten.

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