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Viennale 10: Spielfilme abseits des Mainstreams

Besucher dürfen sich auf Sehenswertes aus aller Welt freuen.
Besucher dürfen sich auf Sehenswertes aus aller Welt freuen. ©Alexander Tuma
Immer weniger große Namen finden sich in der knapp 140 Filme umfassenden Spiel- und Dokumentarfilmsektion. Sofia Coppola und Woody Allen gelten dabei als Zugpferde.
Porträtdokus, wenig Österreicher
Tributes und Specials
Französischer Eröffnungsfilm
Am Samstag startet der Vorverkauf

“Jeder Film ist kommerziell”, zitiert Viennale-Direktor Hans Hurch den französischen Filmemacher Jean Renoir, weil stets Geld dahinter stehe, nicht jeder Film aber Gegenwert dieses Geldes sei. “Man muss Filme machen, als ob es das Geld nicht gäbe”, fügt Hurch hinzu. Im Hauptprogramm zum 50-Jahr-Jubiläum der Viennale ist diese Einstellung augenscheinlicher denn je. Immer weniger große Namen finden sich in der knapp 140 Filme umfassenden Spiel- und Dokumentarfilmsektion, wobei 80 Streifen den Spielfilmen und knapp 60 dem Dokumentarbereich zuzuschreiben sind. Stattdessen wird der Fokus auf bekannte Viennale-Gesichter gelegt – und auf Weltkino, das in der vergangenen Festspielsaison von Cannes bis Venedig und Locarno Beachtung fand.

Festspielgewinner punkten

Als bekannte Namen bieten sich vor allem die Festspielgewinner dieses Jahres an. So ist neben Sofia Coppolas “Somewhere”, dem Gewinner des Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig, auch der Cannes-Gewinnerfilm “Lung Boonmee Raluek Chat” des renommierten thailändischen Regisseurs Apichatpong Weerasethakul vertreten. Als Zugpferde sind vor allem Woody Allen (“You will meet a tall dark stranger”), Robert Rodriguez (“Machete”), Francois Ozon (“Potiche” mit Catherine Deneuve und Gerard Depardieu), Mike Leigh (“Another Year”) und Altmeister Monte Hellmann (“Road to nowhere”) im Programm. Auch das Doku-Feature “Exit through the gift shop” des britischen Street-Art-Künstlers Banksy kann als Programmhöhepunkt gesehen werden

Edward Norton in Doppelrolle

Olivier Assayas, dem 1996 ein Viennale-Tribute gewidmet war, stellt sein in Cannes gefeiertes Epos “Carlos” vor, in dem die österreichische Schauspielerin Nora von Waldstätten mitwirkt. Charakterdarsteller Vincent Gallo überzeugt in Jerzy Skolimowskis “Essential Killing” als Taliban, dem die Flucht aus einem US-Geheimgefängnis gelingt. Hollywoodschauspieler finden sich vereinzelt in Werken von US-Regisseuren wieder: Edward Norton ist in einer Doppelrolle in dem skurrilen Thriller “Leaves of Grass” von Tim Blake Nelson zu sehen und John C. Reilly kämpft in “Cyrus” (von Jay und Mark Duplass) um Marisa Tomei, während Oscarpreisträger Adrien Brody in der Kiffer-Komödie “High School” von John Stalberg einen Drogendealer mimt.

US-Independentkino stark vertreten

Das US-Independentkino nimmt wie in den Vorjahren eine starke Position im Rahmen des Hauptprogramms ein, die Regisseure Aaron Katz (“Cold Weather”), Matt Porterfield (“Putty Hill”) und Mike Ott (“Littlerock”) werden persönlich in Wien sein, um ihre neuen Filme vorzustellen. Neben US-Produktionen ist eine große Vielfalt an der Länderverteilung zu erkennen, auffällig viele von ihnen beschäftigen sich mit turbulenter Kindheit und Jugend. Der philippinische Regisseur Pepe Diokno porträtiert in “Engkwentro” Jugend-Gangs in den Slums von Manila und Li hongqi zeichnet in “Han Jia”, das in Locarno den Goldenen Leoparden gewonnen hat, ein trauriges Bild fadisierter Teenager in der Einöde.

Viele asiatische Komödien

Während das französische Kino erneut stark präsent ist (u.a. mit dem Viennale-Eröffnungsfilm “Des hommes et des dieux” von Xavier Beauvois), ist auch ein Fokus auf lateinamerikanische Produktionen zu erkennen. Von den insgesamt 14 Spiel- und Dokumentarfilmen stammen allein fünf aus Argentinien, darunter “Carancho” von Pablo Trapero, einem berühmten Vertreter des neuen argentinischen Kinos und Viennale-Dauergast. Unter den asiatischen Produktionen finden sich viele Komödien, allen voran “Shinboru”, in dem Matsumoto Hitoshi, einer der bekanntesten Komödianten Japans, Regie führt und die Hauptrolle übernimmt.

Auch Osteuropa vetreten

Musste sich Hurch in der Vergangenheit stets anhören, dem mittel- und osteuropäischen Kino zu wenig Beachtung zu schenken, sind heuer gleich fünf rumänische Produktionen zu sehen. Radu Muntean stellt in Wien seinen neuen Film “Marti, dupa craciun” über ein von einem Seitensprung erschüttertes Ehepaar vor, Marian Crisan ist mit seiner in Locarno mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichneten Komödie “Morgen” vertreten.

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