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Viel Klamauk um Paula Wessely

"Und wer spielt jetzt die Paula Wessely?" Wie ein Spielball wurde die Rolle der „größten Schauspielerin des 20. Jahrhunderts“ zwischen den Akteuren in der Uraufführung von „paulschi unplugged. Der Mythos Paula Wessely“ am Sonntag im Hundsturm weitergereicht.

Das 60-minütige Stück von Barbara Weber und Mike Müller lässt das Leben der Burg-Legende im Zitat-Staccato Revue passieren.

Die erste Hundsturm-Premiere seit dem Ausscheiden des einzig verbliebenen Hausregisseurs Wojtek Klemm behandelt ein viel diskutiertes Thema: Paula Wessely und ihre glanzvolle Karriere. Und den großen Fehltritt: Die Mitwirkung im NS-Propaganda-Film „Heimkehr“. Ein heikles Unterfangen, zumal Elfriede Jelinek 1985 in ihrem Stück „Burgtheater“ diesen dunklen Fleck in Wesselys Biografie zum Thema gemacht hat.

Das junge Ensemble scheint ein wenig mit dieser historischen Last zu kämpfen. Ausgehend vom fiktiven Versuch, als Schauspiel-Truppe das Leben der Wessely nachzuspielen, wechseln sich die Akteure in den Rollen ab. Ambitioniert mimt Katharina Strasser mal Propagandaminister Goebbels, den Star-Regisseur Willi Forst, den Wessely-Gatten Attila Hörbiger oder eben die Burg-Doyenne selbst. In rasendem Tempo wird das aufregende Schauspielerleben mit Hilfe von zahlreichen Zitaten von und über Wessely abgespult.

Kritik findet ebenso Platz wie Lob, jedoch schafft es das Autoren-Duo Barbara Weber und Mike Müller nicht, eine klar konturierte Position sichtbar zu machen. Allzu hektisch wechseln die Rollen, das an Improvisationstheater erinnernde Schauspiel wirkt oft ziellos. Einigermaßen lustig wird es, wenn Susa Meyer (Hausmädchen Goschi) symbolisch für Lobeshymnen von Goebbels bis Andre Heller unter allen auf der Bühne verfügbaren Blumen begraben wird.

Die Bühne von Sara Valentina Glancane zeigt eine chaotisch überladene Haus-Karikatur des Wessely-Clans, in die zahlreichen Familienporträts mischt sie Fotos von Adolf Hitler, „Dallas“-Matrone Barbara Bel Geddes und der jungen Jelinek. Doch der Bezug auf die Nobelpreisträgerin beschränkt sich auf einige Zitate und die hasserfüllten Reaktionen darauf. Ein kurzweiliger Theaterabend, der es allerdings nicht vermag, in die Wessely-Rezeptionsgeschichte tragend einzugreifen.

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