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Verleihung in Beverly Hills

Der Western "Brokeback Mountain" über eine schwule Cowboyliebe ist als bester Film mit dem Golden Globe ausgezeichnet worden. Alle Promis:     

Nach dem Gewinn von vier Golden Globes ist der Film „Brokeback Mountain“ über eine schwule Cowboyliebe nun Favorit für die diesjährigen Oscars. Der unkonventionelle und in Teilen der USA umstrittene Western wurde in der Nacht zum Dienstag von Hollywoods Auslandspresse zum besten Film gekürt.

Er setzte sich unter anderem gegen George Clooneys „Good Night, and Good Luck“ über die Kommunistenverfolgung im Amerika der 50er Jahre und gegen den Woody-Allen-Film „Match Point“ durch. Blockbuster wie „King Kong“ gingen völlig leer aus. Die Golden Globes gelten als wichtigste amerikanische Filmpreise nach den Oscars. Die Gala in Beverly Hills wurde von schätzungsweise einer halben Milliarde Fernsehzuschauer verfolgt.

„Brokeback Mountain“, der sieben Mal nominiert war, erhielt insgesamt vier Preise: als bester Film in der Kategorie Drama, für die beste Regie (Ang Lee), für das beste Drehbuch (Larry McMurtry und Diana Ossana) und für den besten Filmsong („A Love That Will Never Grow Old“). Der etwas andere Western von Oscar-Gewinner Ang Lee („Tiger & Dragon“) mit Heath Ledger und Jake Gyllenhaal in den Hauptrollen kommt in Österreich Anfang März in die Kinos.

Der Film wird zurzeit mit Preisen überhäuft, unter anderem gewann er den „Goldenen Löwen“ von Venedig. Doch Kirchen und konservative Gruppen in den USA haben ihn scharf kritisiert und dem Regisseur vorgeworfen, „mit raffinierten Mitteln“ einen homosexuellen Lebensstil zu propagieren.

Auch in anderen Filmen, die mit Golden Globes prämiert wurden, geht es um Minderheiten oder brisante politische Themen. Die Trophäe für den besten Hauptdarsteller gewann Philip Seymour Hoffman für seine Verkörperung des homosexuellen Schriftstellers Truman Capote. Zur besten Hauptdarstellerin wurde Felicity Huffman ausgerufen, die in „Transamerica“ eine Transsexuelle spielt.

Zum besten fremdsprachigen Film wählten die Auslandsjournalisten die palästinensische Produktion „Paradise Now“ über zwei Selbstmordattentäter. George Clooney erhielt den Golden Globe als bester Nebendarsteller für seine Rolle als CIA-Agent Robert Barnes in dem Thriller „Syriana“, der sich kritisch mit den Praktiken amerikanischer Ölgesellschaften auseinander setzt.

Der Film „Walk the Line“ über das Leben des Country-Sängers Johnny Cash (1932-2003) erhielt drei Golden Globes: für das beste Musical, den besten Musical-Hauptdarsteller (Joaquin Phoenix) und die beste Musical-Hauptdarstellerin (Reese Witherspoon). Der 68-jährige Anthony Hopkins („Das Schweigen der Lämmer“) nahm einen Golden Globe für sein Lebenswerk in Empfang. „Es war ein tolles Leben“, sagte er.

In der Fernsehsparte ging der Preis für die beste Comedy-Serie an „Desperate Housewives“. Geena Davis wurde für ihre Darstellung der US-Präsidentin in „Commander in Chief“ ausgezeichnet. Die Preisgala selbst bekam am Dienstag in der US-Presse schlechte Noten. „Eine Sache, die man am Besten schnell vergisst“, urteilte die „Daily News“ aus New York. Die „Los Angeles Times“ schrieb, die Zeremonie habe „wie eine Selbst-Parodie“ gewirkt: „Man fragte sich, ob die Gewinner ihren Sinn für Humor zu Hause gelassen hatten.“

Mit Spannung erwartet die Filmbranche nun die Oscar-Nominierungen am 31. Jänner und die Oscar-Verleihung am 5. März. Sollte „Brokeback Mountain“ dabei seinen Triumphzug fortsetzen, wäre es das erste Mal, dass ein Film mit dem Hauptthema Homosexualität die Oscars dominiert.

Amerikas Rechte empört

Es war der Abend von Hollywoods Coming-out. Vier Golden Globes für den Schwulen-Western „Brokeback Mountain“ – damit ist auf den Hügeln der Filmstadt die Regenbogenfahne gehisst. Die mit wenig Geld verfilmte Geschichte zweier Cowboys, die sich am Lagerfeuer bei Speck und Bohnen näher kommen, räumte in der Nacht zum Dienstag in Beverly Hills ab und gilt nun als Favorit für die Oscars. Amerikas Rechte ist erschüttert.

Es gab immer schon Leute, die misstrauisch wurden, wenn amerikanische Westernhelden gegenseitig ihre Revolver bestaunten. Aber noch nie zuvor gab es auf der Leinwand explizit schwule Marlboro-Männer. In seiner Dankesrede sprach der taiwanesisch-amerikanische Regisseur Ang Lee von „der Macht des Kinos, unser Denken zu ändern“. Manche Kritiker meinen, dass nun die Zeit des Nischenkinos für Schwulen-Filme vorbei ist. Die religiöse Rechte ist alarmiert: “’Brokeback Mountain’ ist antiamerikanische Propaganda“, wetterte der Präsident der Christlichen Film- und Fernsehkommission, Ted Baehr.

In seinen Augen ist Hollywood ein einziger Sündenpfuhl. Denn nicht genug damit, dass „Brokeback Mountain“ von Hollywoods Auslandspresse zum besten Film ausgerufen wurde und noch drei andere Golden Globes dazu bekam: Bester Hauptdarsteller wurde zudem Philip Seymour Hoffman für seine Verkörperung des schwulen Schriftstellers Truman Capote und beste Hauptdarstellerin Felicity Huffman für ihre Rolle als Transsexuelle in „Transamerica“. Die bisher vor allem als „Desperate Housewife“ bekannte Huffman erklärte: „Ich möchte mich vor all den Männern und Frauen verneigen, die Ächtung, Isolierung und ein Leben als Außenseiter in Kauf nehmen, um endlich diejenigen werden zu können, die sie wirklich sind.“

George Clooney bekam einen Globe für seine Rolle als CIA-Agent in „Syriana“ – auch nicht gerade ein Film, der Bush-Wählern Freude macht. Hinter der Bühne bestritt Clooney zwar, dass sich der Thriller direkt gegen den Präsidenten richte, doch gehe es um 60 Jahre misslungener US-Politik im Nahen Osten. Das Fachmagazin „Entertainment Weekly“ sagt voraus: „Die Oscars werden dieses Jahr von politischen Filmen dominiert werden.“

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