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USA "sehr enttäuscht" über Asyl für Snowden in Russland

Die USA sind sehr enttäuscht, dass Russland Snowden Asyl gewährt hat.
Die USA sind sehr enttäuscht, dass Russland Snowden Asyl gewährt hat. ©AP
Nach mehr als fünf Wochen in der Transitzone des Moskauer Flughafens Scheremetjewo hat der Ex-US-Geheimdienst-mitarbeiter Edward Snowden Asyl in Russland erhalten und sich zunächst an einem unbekannten Ort niedergelassen.

Der Aufenthaltsort des Enthüllers umfassender Überwachungsprogramme solle auch geheim bleiben, meinte sein russischer Anwalt Anatoli Kutscherena, zumal sich Snowden um Leben und Gesundheit sorge. “Er glaubt, dass Leute vom amerikanischen Geheimdienst hinter ihm her sind.” Die USA zeigten sich unterdessen “sehr enttäuscht” darüber, dass Russland Snowden Asyl gewährte, und stellten ein Gipfeltreffen von Präsident Barack Obama mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin im September infrage.

“Er hat viele Freunde gefunden”

Snowden werde bei Amerikanern, die in der russischen Hauptstadt wohnten, unterkommen, so Kutscherena. Er habe sie online kennengelernt. “Er hat hier viele Freunde gewonnen”, sagte er dem Sender CNN. Für Snowden sei es “großartig”, dass es in Moskau Amerikaner gebe, “die sich seiner Situation bewusst sind und mit ihm in Kontakt gekommen” seien, fügte der Anwalt hinzu. Nach Angaben von Wikileaks wird Snowden weiter von deren Mitarbeiterin Sarah Harrison begleitet. Sie ist wahrscheinlich schon bei ihm, seit er am 23. Juni von Hongkong nach Moskau geflogen war.

Ablaufdatum 31. Juli 2014

Die Einwohnerbehörde in Moskau hatte bestätigt, dass dem 30-Jährigen vorläufiges Asyl gewährt wurde. “Am Ende hat das Recht gesiegt”, ließ Snowden über die Enthüllungsplattform Wikileaks mitteilen, die ihn auf seiner Flucht unterstützt. Sein Anwalt hielt Fernsehkameras eine Kopie des russischen Flüchtlingsausweises hin, mit seinem Foto, Namen und dem Ablaufdatum 31. Juli 2014. Snowden wolle vorerst in Russland bleiben.

Arbeit bei sozialem Netzwerk

Jetzt will sich der IT-Experte dort um Arbeit bemühen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Ein erstes konkretes Angebot gibt es nach CNN-Angaben bereits: Pawel Durow, Gründer des Sozialen Netzwerks VKontakte, habe Snowden angeboten, als Entwickler im St. Petersburger Büro der russischen Firma mitzuarbeiten. “Ich denke, Edward wäre daran interessiert, am Schutz persönlicher Daten von Millionen von Nutzern zu arbeiten”, zitierte der Sender Durow. VKontakte ist nach eigenen Angaben Europas größtes Soziales Netzwerk mit mehr als 100 Millionen aktiven Nutzern. Die Plattform ist vor allem in Russland und den GUS-Staaten beliebt.

USA “sehr enttäuscht”

Möglicherweise kann Snowden auch in den kommenden Wochen seinen Vater treffen. Er warte darauf, dass er ein Visum für Moskau bekomme, sagte Lon Snowden dem russischen Staatsfernsehen. Er sei dankbar für die Entscheidung Russlands, seinem Sohn Asyl zu gewähren.
Die Vereinigten Staaten kritisierten Russland hingegen mit deutlichen Worten für die Asylgewährung. “Wir sind sehr enttäuscht, dass die russische Regierung diesen Schritt trotz unserer offenen wie auch vertraulichen Anfragen vollzogen hat”, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney.

Treffen bei G-20-Gipfel unsicher

Ob es trotzdem ein Treffen zwischen den Präsidenten Obama und Putin im Rahmen des G-20-Gipfels in St. Petersburg geben wird, muss nach Angaben Carneys noch überdacht werden. Er stellte aber bereits klar: “Dies ist keine positive Entwicklung.” Die USA suchen Snowden wegen Geheimnisverrats und fordern seine Auslieferung. (APA)

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