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USA erwarten Zikadeninvasion von biblischem Ausmaß

Zikaden verursachen einen ohrenbetäubenden Lärm
Zikaden verursachen einen ohrenbetäubenden Lärm
17 Jahre lang schlummern sie tief in der Erde. Und in diesem Frühjahr schlüpfen sie in biblischem Ausmaß: Milliarden von Zikaden werden in Kürze wieder Teile des Nordostens in den USA heimsuchen. Die Insekten beißen oder stechen nicht. Aber sie bedecken Sträucher und Bäume, umschwirren Menschen und machen wochenlang einen ohrenbetäubenden Lärm, den niemand vergisst, der ihn einmal gehört hat.

“Es fühlt sich an, als ob ein UFO landen würde”, erzählte ein Anrainer der “Washington Post”. Die sogenannten 17-Jahres-Zikaden schlüpfen fast im gesamten Nordosten, doch da sie unterschiedlichen Brutzyklen angehören, tun sie das nicht überall gleichzeitig. In diesem Mai ist nun “Brut 5” am Start, die in Virginia, West-Virginia und Pennsylvania sowie Teilen Ohios, New Yorks und Marylands heimisch ist. Im Großraum Washington D.C. und den angrenzenden Bundesstaaten wird der nächste große Schwarm 2021 erwartet.

“Brut 5”

“Brut 5” setzt sich aus den drei Zikadenarten Magicicada septendecim, M. cassini und M. septendecula zusammen, wie das Fachportal “Cicada Mania” erklärt. Sie alle sind ausgewachsen knapp vier Zentimeter lang und haben rote, gewölbte Augen. Ihre harten, glatten Panzer bleiben nach dem Absterben der Zikaden zurück und bedecken Straßen und Gärten. Von Kindern werden sie mit Vorliebe gesammelt. Die Insekten trinken Pflanzensäfte, aber futtern keine Blätter und richten bei ausgewachsenen Bäumen meist keine Schäden an.

Daneben gibt es weiter im Süden der USA auch Zikaden, die sich in 13-Jahres-Zyklen entwickeln, andere schlüpfen sogar jährlich. Ihre Bestände sind jedoch überschaubar im Vergleich zu den 17-Jahres-Zikaden, die es auf bis zu 1,5 Millionen Exemplare pro Acre bringen – was etwa zwei Dritteln eines Fußballplatzes entspricht.

Im Liebestaumel

Das flirrende, metallische Sirren, das nach dem Schlüpfen der Tiere für vier bis sechs Wochen die Luft erfüllt, kann so laut werden, dass eine Unterhaltung auf der Terrasse unmöglich ist.

Während das lautstarke Liebeswerben der männlichen Zikaden Menschen also vor allem eiserne Nerven abfordert, wirke es auf Zikaden-Weibchen wie die Stimme von Soulsänger Barry White, berichtete die Nachrichtenseite Vox.com.

“Nachdem die männliche und weibliche Zikade sich begegnet sind, legt das Weibchen die befruchteten Eier in Schlitze ab, die es zuvor mit seinem Legerohr in kleine Äste geschnitten hat”, erläuterte der Insektenkundler Russ Horton. Binnen etwa sechs Wochen wachsen dann Nymphen heran, die schließlich von den Bäumen fallen und sich bis zu 45 Zentimeter tief in den Boden bohren. Dort leben sie je nach Art 17 oder 13 Jahre lang von Wurzelsäften – und buddeln sich schließlich frei, sobald der Boden sich auf 17 Grad erwärmt hat.

Die nun erwartete “Brut 5” ist also 1999 entstanden, als Bill Clinton US-Präsident war und eine Gallone (3,8 Liter) Benzin noch 1,14 US-Dollar kostete. Seitdem hat sich auch der Umgang mit dem Naturphänomen verändert, das viele mit einer Mischung aus Ekel und Faszination betrachten. In Cleveland etwa sind Info-Programme in Parks, Aktionen für Kinder und sogar ein Zikaden-Festival geplant.

“Das wird ein wilder Ritt. Es ist wie ‘Rip van Winkle’ für Insekten!”, sagte Wendy Weirich von den Cleveland Metroparks. Die bekannte Kurzgeschichte von US-Schriftsteller Washington Irving erzählt von einem Bauern in den USA, der als Untertan des britischen Königs in einen 20-jährigen Zauberschlaf fällt und schließlich als amerikanischer Staatsbürger aufwacht. (APA)

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