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Universität Wien-Jubiläum: Jelinek-Sprechchor zur Geschlechtergerechtigkeit

"Frauen AUS/SCHLUSS" von Elfriede Jelinek - aufgeführt als "Jelinek-Choral" von großem Sprechchor an der Uni Wien
"Frauen AUS/SCHLUSS" von Elfriede Jelinek - aufgeführt als "Jelinek-Choral" von großem Sprechchor an der Uni Wien ©APA
Ein Signal in Richtung Geschlechtergerechtigkeit wurde am Mittwoch im Rahmen des 650-Jahr-Jubiläums der Universität Wien gesetzt. Die Uraufführung des Textes "Schlüsselgewalt" von Elfriede Jelinek als Sprechchor bildete im Arkadenhof des Hauptgebäudes den Höhepunkt der Veranstaltung "Frauen Aus/Schluss".
Beim Event

Dieses Event stellte den langen Ausschluss von Frauen aus der Wissenschaft in den Mittelpunkt: Erst 1897 wurden Frauen für ein ordentliches Universitätsstudium an der Uni Wien zugelassen. Die 118 seither vergangenen Jahre wurden durch einen 118-köpfigen Frauen-Sprechchor (plus einer Solostimme) zum Ausdruck gebracht.

Jelinek-Text zum Uni-Jubiläum

Die Literaturnobelpreisträgerin, selbst früher Studierende an der Uni Wien, hatte anlässlich des Jubiläums für die AG UniFrauenJubel den Text verfasst.

“Die Wissenschaft, die Universität, ist das Fremde, in das viele eingelassen werden, das viele für sich nutzen wollen. Doch sie läßt sich nicht auf jeden ein. Nicht ganz so viele sind berufen, noch weniger sind auserwählt”, heißt es in dem Jelinek-Text, der anschließend als Broschüre in einer Auflage von 5.000 Stück zur Mitnahme auflag.

Reden beim Event an der Uni Wien

Uni Wien-Rektor Heinz W. Engl betonte eingangs: “Wir tun viel, um Geschlechterparität zu erreichen.” Im vergangenen Jahr habe man mit 50 Prozent Frauen-Anteil bei den Neu-Berufungen “ein All-Time-High” erreicht. Und auch die beschämende Tatsache, dass 154 Büsten im Arkadenhof nur an männliche Wissenschafter der Universität erinnerten, werde durch einen Gestaltungs-Wettbewerb eine Veränderung erfahren.

Dass all dies für die Frauen nur ein erster Schritt sein könne, dokumentierten zahlreiche im Hof angebrachte oder von Personen gehaltene Plakate, auf denen u.a. gefragt wurde: “Rektor Engl: Wo ist unsere Gender Professur?” In Statements wurde die Nicht-Präsenz von Frauen im Raum der Wissenschaft thematisiert. Die Biochemikerin Renee Schroeder zitierte dafür etwa den Quantenphysiker Anton Zeilinger, der davon gesprochen habe, was man nicht sehe, existiere nicht. “Sichtbarkeit ist also etwas sehr, sehr Wichtiges.” Umso wichtiger sei es für Frauen, auch im universitären Kontext sichtbarer zu werden.

Jelinek über Geschlechtergerechtigkeit

“Für den Mann ist Wissen, das er sich aneignet, niemals Schändung, für die Frau war das jahrhundertelang nicht denkbar, daß sie ins Wissen hineinkommen durfte, man mußte ja in sie hineinkommen, damit was weiterging”, hieß es zuvor in Jelineks “Schlüsselgewalt”, die von der Autorin mit einem bitter-ironischen Rückblick auf ihre eigene universitäre Vergangenheit beendet wurde: “Ich habe abgebrochen, weil mir das Stück vom Kuchen zu groß war und der Ausschnitt zu klein. (…) Mir hat sich damals, vor vielen Jahren, nichts eröffnet, keine Tür, nicht einmal ein Briefkasten, an den mir etwas hätte zugestellt werden können. Es hat sich alles immer nur mit irgendwelchem Gerümpel zugestellt, ich habe den Weg nicht gesehen. Es hat sich mir entzogen. Das passiert Männern genauso. Es ist alles genauso wie immer. Ich habe keinen Grund zur Klage.”

(apa/red)

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