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Uni Wien vergab anlässlich 80. Jahrestags des "Anschlusses" zwei Ehrendoktorate

Die Uni Wien vergibt zwei Ehrendoktorate.
Die Uni Wien vergibt zwei Ehrendoktorate. ©APA/HANS PUNZ
Die Universität Wien nach den 80. Jahrestag des "Anschlusses" Österreichs an Hitler-Deutschland zum Anlass, um die Ehrendoktorwürde an den Chemiker Robert A. Shaw und den Biochemiker und Immunologen Isaac P. Witz zu verleihen.

Beide Wissenschafter kamen in Wien zur Welt und mussten vor dem NS-Regime nach England bzw. Palästina flüchten. Nach 1945 sei es der Republik schwergefallen, “sich der Geschichte zu stellen und sich einzugestehen, dass Österreich sowohl Opfer als auch Täter war”, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei der Veranstaltung. Es wurden kaum Einladungen an Vertriebene ausgesprochen, in die Heimat zurückzukehren, “und wenn sie kamen, so waren sie nicht immer willkommen. Die Republik Österreich muss sich heute die gemachten Fehler eingestehen”. Die Ehrendoktorate seien “Zeichen, dass Österreich die Konsequenzen zieht”, so der Präsident, der sich bei Shaw und Witz für die Annahme der Ehrung bedankte.Shaw wurde als Robert Schlesinger am 2. November 1924 geboren und kam im Sommer 1939 mit einem der letzten Kindertransporte nach England. In London zunächst als Laufbursche eines Delikatessengeschäftes tätig, machte er eine Ausbildung zum Dreher und meldete sich 1944 als Freiwilliger zur Armee mit Dienst in Indien, Thailand und Singapur. In dieser Zeit erwarb er im Fernunterricht die Qualifikation zum Universitätsstudium. 1947 begann Shaw Chemie zu studieren, 1954 promovierte er an der University of London und wurde am dortigen Birkbeck College 1965 vom Lecturer direkt zum Full Professor ernannt. Wissenschaftlich beschäftigte er sich vor allem mit der Phosphazen-Chemie, einer Verbindungsklasse, die als Grundlage für Polymere auch technisch eine breite Anwendung findet.

Uni-Wien verleiht Ehrendoktor an Witz

Witz, am 7. November 1934 in Wien geboren, floh mit seiner Familie 1939 in das Britische Mandatsgebiet Palästina. Er promovierte 1965 an der Hebrew University in Jerusalem und wechselte später an die Tel Aviv University, wo er noch heute tätig ist. Witz beschäftigte sich mit der Erforschung der Tumormikroumgebung und ihrer Bedeutung bei der Metastasenbildung bei Krebs. Damit schuf er die Grundlagen für die heutigen Krebs-Immuntherapien. Unter anderem war er federführend an der Gründung des Tel Aviv University Cancer Biology Research Center beteiligt, das er auch einige Jahre leitete, sowie langjähriger Präsident der von ihm mitbegründeten International Cancer Microenvironment Society. An der Universität Wien wirkte er bereits 1998, 2000 und 2002 sowie im Wintersemester 2017/18.

Zudem vergab die Universität wie jedes Jahr an ihrem Gründungstag Ehrenringe “sub auspiciis praesidentis” für ausgezeichnete Studienleistungen. Voraussetzungen dafür sind ein Abschluss aller Oberstufenjahrgänge einer Höheren Schule mit Vorzug, die Ablegung der Matura mit Auszeichnung, ein Studienabschluss, in dem alle Bereiche der Bachelor- und Masterprüfungen sowie die Masterarbeit mit “Sehr gut” beurteilt werden, und der ausgezeichnete Abschluss des Rigorosums und der Dissertation.

Wiener Matthias Schmidt schloss an der Uni Wien ab

Dieses Jahr schafften das drei Absolventen: Der Linzer Alexander Degelsegger-Marquez studierte Politikwissenschaft und Internationale Entwicklung an den Universitäten Wien und Granada und ist nach einer Station am Institut für Technikfolgenabschätzung der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) seit 2008 am Zentrum für Soziale Innovation tätig. Seit 2018 koordiniert er ein EU Horizon 2020-Projekt zum Thema “Science Diplomacy”. Seine Dissertation im Bereich der Wissenschaftsforschung beschäftigt sich mit Formen und Funktionen kollaborativer Forschung und deren Bezug zur politischen Steuerungsebene.

Der Eisenstädter Christoph Harrach studierte an der Uni Wien Mathematik und war bereits während seines Doktorats in einer Forschungsgruppe im Bereich der Differentialgeometrie tätig. Seine Dissertation verfasste er zum Thema “Poisson transforms for differential forms adapted to the flat parabolic geometries on spheres”. Derzeit ist er an der Uni Wien als Postdoc und externer Lehrender beschäftigt.

Der Wiener Matthias Schmidt schloss an der Uni Wien sowohl ein Germanistik- als auch ein Philosophiestudium ab und arbeitete dort ab 2009 in mehreren literaturtheoretischen Forschungsprojekten mit. Für seine germanistische Dissertation, die unter dem Titel “Versehrtes Erkennen” die differenzsensible Ausrichtung theoretischer Schreibweisen im Exil anhand von Walter Benjamin und Siegfried Kracauer untersucht, erhielt er ein DOC-Stipendium der ÖAW. Nebenbei schloss er 2017 auch noch ein Studium der Buchgestaltung an der New Design University St. Pölten ab und ist seither Partner im Wiener Sonderzahl Verlag.

APA/Red.

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