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Unglücksfähre Sewol wird geborgen

Knapp drei Jahre nach der "Sewol"-Schiffskatastrophe vor Südkorea mit etwa 300 Toten haben Spezialisten das Wrack vom Meeresgrund an die Wasseroberfläche gebracht.
Bergung der Sewol

Bis zum Donnerstagnachmittag ragte die rechte Seite der Fähre bis zu 8,5 Meter über das Wasser, wie das Meeres- und Fischereiministerium mitteilte.Seoul. Vorrangiges Ziel der mehr als 70 Millionen Euro teuren Bergung ist es, die Körper der neun noch vermissten Passagiere zu finden. Zudem erhoffen sich die Behörden wie auch die Opfer-Familien weitere Erkenntnisse über die Unglücksursache.

295 Leichen geborgen

Die “Sewol” war am 16. April 2014 auf dem Weg von Incheon zur Ferieninsel Jeju vor der Südwestküste gesunken. Nur 172 Menschen hatten sich retten können, darunter die leitenden Besatzungsmitglieder. Aus dem Schiffsinnern und der Umgebung wurden 295 Leichen geborgen. Die meisten Opfer waren Schüler auf einem Ausflug.

Wie Ermittler später herausgefunden haben, war das 146 Meter lange Schiff überladen gewesen. Der Rechnungshof hat auch Korruption und fahrlässiges Verhalten südkoreanischer Beamter für das verheerende Fährunglück mitverantwortlich gemacht.

Bergung dauert mehrere Tage

Nach einer Probehebung war erst am Mittwochabend beschlossen worden, die Bergung der fast 7.000 Tonnen schweren “Sewol” in vollem Umfang zu starten. Der von Rostspuren und tiefen Kratzern überzogene Schiffskörper, der zuvor mehr als 40 Meter unter Wasser lag, soll zwischen zwei großen Schwimmplattformen mit Hilfe von Kabeln zunächst bis zu 13 Meter über die Wasseroberfläche gezogen werden. Dann kann das Wrack nach Angaben der Behörden auf ein Bergungsschiff geladen werden.

Die “Sewol” soll danach zu einem Trockendock der Küstenstadt Mokpo geschleppt werden, wo sie gereinigt und zugleich untersucht werden soll. Der Bergungsvorgang kann mehrere Tage in Anspruch nehmen. Die Vorbereitungen dazu hatten bereits im Jahr 2015 begonnen.

Einige der Opfer-Familien befanden sich auf Schiffen unweit der Unglücksstelle, wo sie die Bergungsarbeiten beobachten konnten, wie der südkoreanische Rundfunksender KBS berichtete. “Es ist nicht wichtig, das Heben des Schiffs selber zu sehen. Das Einzige, was ich will, ist, zusammen mit meinem Kind nach Hause zurückzukehren, wenn das Schiff gehoben ist”, sagte die Mutter der vermissten Schülerin Cho Eun Hwa dem Sender. Eine Gruppe, die die Interessen der Familien vertritt, forderte in einer Erklärung, dass sie in die neuen Untersuchungen einbezogen werde.

Die Regierung war wegen des Unglücks stark unter Druck geraten. Unzureichende Rettungsmaßnahmen werden für das Ausmaß der Katastrophe mitverantwortlich gemacht. Der Kapitän der “Sewol” wurde wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, die Passagiere im Stich gelassen zu haben.

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