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Und wer folgt Häupl?

Die Frage um Häupls Nachfolge steht im Raum
Die Frage um Häupls Nachfolge steht im Raum ©APA
Gastkommentar von Johannes Huber. Im Unterschied zu Pröll hat es Häupl verabsäumt, sich um seine Nachfolge zu kümmern. Die wenigen Kandidaten sind daher schnell aufgezählt.


Was Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) diese Woche weh getan hat, war nicht die Tausendste Rücktrittsaufforderung durch Christian Deutsch, einem nur dadurch bekannten Parteifreund. Nein, es war die Ankündigung des niederösterreichischen Landeshauptmannes Erwin Pröll (SPÖ), sich noch in diesem Frühjahr in die Pension zu verabschieden. Dieser nämlich stand ihm wirklich nahe; beim Heurigen oder in einem guten Wirtshaus konnte er mit „dem Erwin“ stundenlang über Gott und die Republik diskutieren.

Gut möglich, dass Michael Häupl aufgrund dieses Ereignisses vom Dienstag nicht einmal mitbekommen hat, was sonst noch los war. Beispielsweise, dass sich viele fragen, wie denn seine Zukunftsplanung ausschaut. Vielleicht jedoch verdrängt der 67-Jährige dieses Thema auch; immerhin ist es aus gutem Grund unangenehm für ihn.

Erwin Pröll war 1995 noch keine drei Jahre Landeshauptmann und Chef der niederösterreichischen ÖVP, da erhielt er eine Schülerin: Johanna Mikl-Leitner durfte als Marketingleiterin lernen, wie (s)eine Partei funktioniert. Sie bewährte sich so sehr, dass sie wenig später deren Geschäftsführerin wurde. Und dann Landesrätin, zwischendurch Innenministerin und im vergangenen Jahr das Höchste, was unter Pröll möglich ist: Landeshauptmann-Stellvertreterin.

Bis Mitte April soll sie ihn nun als Landeshauptfrau und -ÖVP-Vorsitzende beerben. Das hat er sich so gewünscht und das haben seine Parteifreunde denn auch einstimmig so beschlossen. Wobei all das irgendwie klar ist: Pröll hat vor einer halben Ewigkeit erkannt, dass Mikl-Leitner etwas kann. Also hat er sie gefördert und zur Nachfolgerin aufgebaut; da ist es geradezu logisch, dass sie nun zum Zug kommt. Widerspruch zwecklos.

Häupl ist Pröll eng verbunden, so etwas versäumte er jedoch: Unterhält man sich mit (grundsätzlich) sehr gut informierten Sozialdemokraten über die Frage, wie es weitergehen wird, herrscht Rätselraten. Die Bürgermeister-Kandidatin oder den Bürgermeister–Kandidaten, der es „mit Sicherheit“ werden wird, kennt niemand. Die einen tippen auf Umweltstadträtin Ulli Sima, die anderen auf den Klubobmann der Parlamentsfraktion, Andreas Schieder. Wetten werden aber keine angenommen. Was weiß man schließlich? Nichts. Häupl macht keine Anstalten.

Das fällt ihm jetzt auf den Kopf. Schon allein, um zu verhindern, dass sein größter Widersacher, Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, die Gunst der Stunde nützen könnte, um sich um seine Nachfolge zu bemühen, muss er bleiben. Der Floridsdorfer ist kein Leichtgewicht; er könnte sich unter Umständen sogar durchsetzen – vor allem gegen Leute wie Sima und Schieder, die in der SPÖ eher dem linken Flügel angehören und die bis heute nicht einmal annäherungsweise zeigen durften, dass sie das Zeug dazu hätten, Stadt und Partei zu führen.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik.

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