Meyerhoff, der ab der kommenden Saison wieder am Burgtheater spielt, hält die Lessons nämlich am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. So kamen Kentridge und Hinterhäuser am Dienstagabend auf die Idee, Meyerhoff am Mittwoch einfach dazuzubitten. Und der gerade in Wien weilende Schauspieler sagte zu.
Joachim Meyerhoff bei Wiener Festwochen
Die Nummer vier der sechsteiligen Folge an Performance-Vorträgen, die Einblick in die Gedanken- und Arbeitswelt des südafrikanischen Zeichners, Animationsfilmers und Universalkünstlers Kentridge gewähren, “Praktische Erkenntnistheorie – Leben im Studio”, dreht sich um das Künstleratelier als “Raum für nötige Dummheit”, aber auch um die Entwicklung und Techniken des Laufbildes.
Letzteres stellte sich als geradezu prädestiniert für ein Duo heraus, denn so konnten Kentridge und Meyerhoff Stilmittel des Films wie Rückwärtsabspulung oder die gleichzeitige Einblendung ein und derselben Person live auf der Bühne vorführen.
Doppelconference Kentridge und Meyerhoff
Für Erheiterung sorgte insbesondere beider gemeinsame Darstellung der “fünf Spannungsgrade” des menschliche Körpers. Was als “Konsekutiv-Dolmetschen” – Kentridge auf Englisch, Meyerhoff auf Deutsch – begann, entwickelte sich zu einem Spiel zweier Alter Egos in schwarzer Hose und weißem Hemd, die einander ins Wort fielen, einander übertrieben bestärkten, oder beim Wassertrinken und Spiel mit dem für Kentridge typischen Binokel karikierend nachahmten. So eingespielt lief die Doppelconference ab, dass man kaum glaubte, dass es sich um eine spontane und nicht um ein effizient geprobte Aktion handelte.
Im Vortrag Nummer zwei, “A Brief History of Colonial Revolts”, hatte Kentridge zuvor als Solist Aufklärung, Kolonialismus erläuternd um die Konzeption seiner “Zauberflöten”-Inszenierung kreisen lassen. Die umjubelte “Winterreise” mit Filmbegleitung aus dem Studio Kentridge wird noch am 12. Juni sowie am Wochenende bei den Wiener Festwochen gezeigt.
(APA)