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U-Kommission: Standort für das Wiener Krankenhaus Nord "nicht ideal"

Besonders der Lärmschutz für das Wiener Krankenhaus Nord war sehr kostspielig.
Besonders der Lärmschutz für das Wiener Krankenhaus Nord war sehr kostspielig. ©APA/HANS KLAUS TECHT
In der U-Kommission zum Krankenhaus Nord im Wiener Gemeinderat beschäftigte sich heute mit dem Standort des Spitals. Laut AIT-Chef Anton Plimon ist der alles andere als ideal.
Opposition kritisiert U-Kommission

Das Wiener Krankenhaus Nord wird an einem Standort in Wien-Floridsdorf gebaut, der zumindest aus technischer Sicht nicht gut dafür geeignet ist. Das hat der Geschäftsführer des Austrian Institute of Technology (AIT), Anton Plimon, am Dienstag in der gemeinderätlichen Untersuchungskommission erklärt. Das AIT hat 2007 die infrage kommenden Örtlichkeiten verglichen.

Drei Standorte in Wien zur Auswahl

Sehe man sich die Gutachten an, könne man sagen, dass der gewählte Platz “nicht optimal” ist, führte Plimon aus. Insgesamt hat das Institut im Auftrag des Krankenanstaltenverbunds (KAV) drei Standorte in Floridsdorf unter die Lupe genommen: Einen beim Heeresspital, einen an der Siemensstraße und eben jenen, der letztendlich auserkoren wurde. Dieser war zur Zeit der Prüfung jedoch keineswegs für einen Spitalsbau geeignet, wie Plimon ausführte. Das Problem waren – zumindest zunächst – Anlagen der ÖBB sowie die nahe S-Bahn-Station.

Hohe Ausgaben für Lärmschutz

Es seien jedenfalls unterschiedliche Maßnahmen nötig gewesen: “Sonst hätte man dort laut Ö-Norm kein Krankenhaus bauen dürfen.” Das betreffe etwa den Lärm. Die Kosten für die umzusetzenden schalldämmenden Maßnahmen wurden vom AIT mit 11 Mio. Euro geschätzt. Auch Vibrationen waren dort ein Thema. 5 bis 10 Mio. Euro würden entsprechende Dämm-Einbauten kosten, hieß es damals.

Belastung durch elektromagnetische Felder

Die Belastung durch elektromagnetische Felder waren zum Zeitpunkt der Untersuchung überhaupt exorbitant hoch – allerdings aufgrund der ÖBB-Geräte, deren Entfernung vom Grundstück ohnehin vorgesehen war. Trotzdem seien Erdströme auch nach Abbau dieser Quelle noch immer vorhanden, was in der Nähe von Eisenbahntrassen laut dem AIT-Chef normal ist. Allerdings seien jene Magnetfelder, die von medizinischen Großgeräten ausgehen würden, ebenfalls hoch, Abschirmmaßnahmen in einem Spital darum sowieso notwendig: “Das ist die Kunst der Krankenhausplanung.”

Am letztendlich ausgewählten Gelände mit der Adresse Brünner Straße 68-70, dessen Kauf 2010 beschlossen wurde, dürften die Grenzwerte inzwischen eingehalten werden – “mit den Maßnahmen, die gesetzt wurden und wenn sie richtig gesetzt wurden”, wie Plimon betonte. Exakte Angaben dazu konnte er nicht machen. Denn aktuell gibt es dazu zwar ein Gutachten aus dem Jahr 2015, das allerdings nicht vom AIT erstellt wurde.

Siemensstraße schnitt günstiger ab

Kostenmäßig wurde das KH-Nord-Areal nur mit einem der beiden anderen möglichen Grundstücke verglichen, nämlich mit der Siemensstraße. Sie schnitt in Sachen Lärmmaßnahmen laut Plimon günstiger ab. Die Kosten wurden auf 8 Mio. Euro geschätzt.

Der KAV entschied sich damals aber doch für das – zumindest laut dem Techniker – problematischere Grundstück. Schon damals wurde die bessere Erreichbarkeit des Standorts ins Treffen geführt.

Wettbewerbsorganisator Lechner verteidigte Projekt

Hans Lechner, der Organisator des Architekturwettbewerbs des Wiener KH-Nord, findet, dass das “Endergebnis gut geworden” ist, wie er am Dienstag gegenüber der gemeinderätlichen Untersuchungskommission sagte. Eine politische Einflussnahme auf die Wahl des besten Entwurfs schloss er aus, wobei man aber dem ausgewählten Architekturbüro “Mängel in der Detailplanung vorwerfen” könne.”Man muss die Kirche im Dorf lassen”, befand der Architekt und Universitätsprofessor. Das “Making-of” sei zwar schwierig, aber ansonsten sei es noch “gut geworden”. “Die Feuerprobe muss der Bau allerdings noch bestehen”, verteidigte Lechner das Projekt.

Architekturwettbewerb qualitativ hochwertig

Lechner wurde mit der Ausrichtung des Architekturwettbewerbs beauftragt, den am Ende der Architekt Albert Wimmer für sich entscheiden konnte. Lechner warf diesem “Mängel in der Detailplanung” vor, so hätte er etwa die Estrich-Fugen nicht eingeplant oder der Haustechnik zu wenig Platz eingeräumt. Wimmer selbst hat derartige Vorwürfe allerdings wiederholt zurückgewiesen.

In Bezug auf die Durchführung des Architekturwettbewerbs fand Lechner, dass dieser “qualitativ hochwertig” gewesen sei. Er schloss gleichzeitig jede politische Einflussnahme durch die Stadtregierung hinsichtlich der Wahl des besten Entwurfs aus. Der Wettbewerb sei anonymisiert erfolgt und wurde durch eine Expertenjury bewertet. Dass sich die damals noch im Gespräch befindlichen Generalunternehmer PORR, Siemens und Vamed ebenfalls in dem Preisgericht befanden, bezeichnete Lechner zumindest als “unüblich”.

(APA/red)

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