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Türkei wirft Nachbarn Vertuschung vor

Die Türkei hat einigen Nachbarstaaten vorgeworfen, die Ausbreitung der Vogelgrippe auf ihrem Staatsgebiet zu verschweigen. Ohne Namen zu nennen, sagte der türkische Landwirtschaftsminister Mehdi Eker in Ankara.

Dies betreffe Länder mit „geschlossenen“ politischen Systemen. Inoffiziell sei bekannt, dass die Vogelgrippe auch in diesen Ländern aufgetreten sei. Der Minister dürfte mit seiner Bemerkung unter anderem den Iran gemeint haben, der an die Vogelgrippe-Gebiete der Osttürkei angrenzt. Unterdessen wurden im ostanatolischen Dogubeyazit fünf weitere Kinder mit Verdacht auf Vogelgrippe ins Krankenhaus eingeliefert.

Landwirtschaftsminister Eker sagte bei einer Vogelgrippe-Konferenz von Regierungsvertretern und Repräsentanten der 81 Provinzen der Türkei, die Behörden im Osten des Landes sollten die vermutete Ausbreitung der Vogelgrippe in den Nachbarländern bei ihren Vorsichtsmaßnahmen gegen die Krankheit mit berücksichtigen. In der Türkei sind seit Neujahr vier Kinder an der Vogelgrippe gestorben, die engen Kontakt zu infizierten Hühnern gehabt hatten; bei 17 weiteren Patienten wurde das lebensgefährliche Virus H5N1 ebenfalls diagnostiziert.

Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi meldete, fünf Kinder einer Familie aus Dogubeyazit seien mit Vogelgrippe-Symptomen ins Krankenhaus gekommen. Die Kinder im Alter zwischen sechs und 15 Jahren hätten vor einer Woche Hühnerfleisch gegessen und seien daraufhin krank geworden. Auch die bisher vier Todesopfer waren Kinder aus Dogubeyazit. Viele arme Familien in der Gegend weigern sich, ihre Hühner an die Behörden herauszugeben.

Um die weitere Verbreitung der Vogelgrippe zu unterbinden, prüft die türkische Regierung die Einführung spezieller Unterrichtseinheiten in den Grundschulen zur Aufklärung über die Gefahren der Krankheit. Der wirksamste Weg zur Bekämpfung der Krankheit sei aber die Schlachtung der etwa zehn Millionen Hühner, Enten, Gänse und Puten, die in Gärten und Hinterhöfen überall in der Türkei gehalten werden, sagte Gesundheitsminister Recep Akdag der Zeitung „Milliyet“.

Auch eine bessere Beobachtung der Zugvögel in der Türkei soll beim Kampf gegen die Vogelgrippe helfen. An 135 Seen und Feuchtgebieten, die von Zugvögeln als Rastplätze genutzt werden, sollen jeweils zehnköpfige Teams der „Vogelwächter“ die Tiere beobachten, wie die Zeitung „Zaman“ berichtete. Die Feuchtgebiete sollten in der Zugvögel-Saison 24 Stunden am Tag unter Beobachtung stehen.

Zugleich beschloss Ankara ein Hilfsprogramm für die türkische Geflügelindustrie, die wegen der Angst der Verbraucher vor der Vogelgrippe in den vergangenen Wochen Einbußen von 70 Prozent und mehr hinnehmen musste. Zu den Unterstützungsmaßnahmen gehören Entschädigungszahlungen für die Keulung von insgesamt 14 Millionen Hühnern in den verschiedenen Betrieben. Außerdem erhalten die Unternehmen Aufschübe bei der Zahlung von Steuern, Abgaben und Kreditzinsen. Das Hilfsprogramm hat ein Gesamtvolumen von umgerechnet 33 Millionen Euro.

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