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Türkisches Gericht: Leggings einer Frau provozierten Gewalttäter

Angeklagter in Prozess erhält Strafnachlass
Angeklagter in Prozess erhält Strafnachlass ©AP
Ein Gericht in der Türkei hat die engen Leggings einer Frau als Provokation gewertet und ihrem Angreifer Strafnachlass gewährt.
Türkinnen lachen verbieten
Lachender Widerstand

Der Mann habe seine Frau, die sich von ihm scheiden lassen wollte, mit mehreren Messerstichen verletzt, berichtete die Online-Ausgabe der Zeitung “Hürriyet” am Donnerstag.

Ankara. In dem Prozess in Erzurum im Osten des Landes hätten die Richter nun als strafmildern unter anderem gewertet, dass das Opfer seinen Mann mit engen Leggings provoziert habe. Sie verurteilten den Angeklagten zu sechs Jahren und drei Monaten Haft; die Anklage hatte bis zu 15 Jahren Gefängnis gefordert.

Makeup statt Kopftuch

Der Angeklagte hatte seine Frau an einer Tankstelle im Wagen eines anderen Mannes gesehen und sie daraufhin mit einem Messer attackiert. Vor Gericht sagte der Angeklagte laut “Hürriyet” aus, seine Frau hätte ihm vor der Ehe versprochen, das islamische Kopftuch anzulegen. Dann habe sie sich aber eine Arbeitsstelle gesucht und sei mit Makeup und offenem Haar auf die Straße gegangen. Das Paar lebte in Scheidung, als der Mann seine Frau mit dem Messer verletzte.

Gewalt gegen Frauen gehört zu den größten sozialen Problemen der Türkei. Nach einer Zählung des Internetportals Bianet wurden im ersten Halbjahr 129 Frauen von ihren Männern oder Lebenspartnern getötet und fast 300 verletzt. Frauenverbände werfen der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vor, nicht genug gegen die Gewalt zu tun. In den vergangenen Tagen hatte Erdogans Stellvertreter Bülent Arinc mit der Forderung, Frauen sollten sich in der Öffentlichkeit sittsam kleiden und nicht laut lachen, die Kritik von Frauengruppen und der Opposition auf sich gezogen.

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