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Traum, Realität und das Irrationale

Traum, Realität und das Irrationale

Ab 21. Mai lädt die Malerin Evelyn Doll in den Kunstraum Ewigkeitsgasse und zeigt eine Auswahl ihrer 2008 bis 2010 entstandenen Arbeiten, die zwischen Traum und Wirklichkeit angesiedelt sind, mit dem Anspruch, neue Dimensionen des Sehens und der Wahrnehmung zu erschließen. Dies vollzieht sich auch in ihrer neuen Serie über Licht und optische Täuschungen, die erst mit einer 3D- Brille sichtbar werden. Zur Eröffnung spielt Bernhard Kulisz am Klavier Neue Musik und Eigenkompositionen.

Evelyn Doll verfolgt mit ihrer meditativen Malerei, basierend auf philosophischen, wahrnehmungspsychologischen, aber auch gesellschaftspolitischen Betrachtungen, komplexe Ziele: Sie will Dimensionen der Wahrnehmung und des Bewusstseins visualisieren. Entgegen der gewohnten Sehweisen versucht sie in ihren Bildern das physikalische und begriffliche Weltverständnis und Vorstellungsvermögen zu erweitern.

In den vergangenen Jahren entstanden bereits mehrere Serien zum Thema (luzider) Traum, der visuellen Umsetzung von Jazz und Neuer Musik, zu der Frage von Wirklichkeit und Illusion und Freiheit der Phantasie. Kreativität, Meditation, Schamanismus sind für Evelyn Doll notwendige Voraussetzungen, um ihr kritisch reflektierendes Bewusstsein aufrechtzuerhalten.

Begriffe aus der Metaphysik wie Sein und Nichts, Zeit, Nicht-Zeit, Bewusstsein, dessen Potential und Grenzen, Kausalität versus Synchronizität, Geist, Denken, Existenz, Wahrnehmung, und deren Vielfalt an Möglichkeiten, fließen in Dolls Bilder ein, die stilistisch zwischen konkret und abstrakt angesiedelt sind.

Zeit und Raum sind durch Farbe und Rhythmus (musikalisch) bzw. Dynamik (optisch) definiert. Bewegung versus Statik, Verfall versus Neubeginn, Kontinuität versus Impulsivität, Endlichkeit versus unendliche Ausdehnung – mit diesen begrifflichen Gegensätzen spielt die Künstlerin in ihren Werken. Ihr Augenmerk liegt auf dem Vorhandensein des menschlichen kreativen Potentials, auf dem Illusorischen in der Beschränkung von Phantasie und Freiheit. Die unerschöpflichen Möglichkeiten von Wahrnehmung, Geist und Entwicklung stehen für sie im Kontrast zum sinnentleerten, rein kapitalistisch denkenden Bewusstsein, zur erzwungenen Reduktion des Menschseins auf rein wirtschaftliche Interessen und Bedürfnisse zur Erhaltung des Konsumvermögens, denen in einem immer enger werdenden Rahmen nachgegangen werden muss.

Die Auseinandersetzung mit (Irr)realitätsbildern soll verdeutlichen, dass es fraglich ist, was die Realität überhaupt ist. Sie ist relativ und subjektiv, durch unsere Sinne geschaffen, eine Übereinkunft mit gesellschaftlicher, macht- und sozialpolitischer wie historischer Verankerung. Die gegenwärtige Tendenz, in der Wirtschaft Profitgier zur Bürgerpflicht zu erheben, scheint es notwendig zu machen, ein Gegengewicht zu positionieren. Im Gewahrsein der und der Liebe zur multidimensionalen Wirklichkeit der menschlichen Natur setzt sich Doll mit den Ausdrucksmitteln ihrer Kunst gegen ihre Verleugnung und Entwertung, gegen die durch Werbung und Medien vorgegaukelten Realitätsmodelle zur Wehr.

Dolls Malerei führt und verführt in eine Welt des Traums, mit der Freiheit, die Wirklichkeit ständig neu zu definieren und dem Anspruch an den Betrachter, sich darauf einzulassen. Die Herausforderung besteht darin, sich intellektuell und visuell auf diese Spurensuche zu begeben und den Versuch zu wagen, ihre experimentelle Bildsprache zu dekodieren oder für sich neu zu interpretieren. Für die neue Serie über Licht und optische Täuschungen werden für die Ausstellungsbesucher 3D-Brillen zur Verfügung stehen.

Evelyn Doll arbeitet als freischaffende Malerin in Wien. Sie begann ihre Ausstellungstätigkeit 1989.
1988-1989 war sie Mitbelegerin an der Universität für Angewandte Kunst in Wien bei Prof. Oswald Oberhuber und lernte als (tägliche) Besucherin der Klasse von Arik Brauer an der Akademie der Bildenden Künste die Technik der Radierung. Bis 1990 arbeitete sie nach ihrer ersten Ausstellung in der Galerie Vanaf, 1080 Wien, und publizierte Zeichnungen, Drucke und Lyrik in der Kunstzeitschrift UM. Die Arbeiten bis 1993 entstanden vorwiegend aus Visionen, induziert durch Techniken kontemplativer Meditation, visuell umgesetzter Musik und wurden zunehmend auch durch Träume inspiriert. Im Laufe des Studiums der Psychologie erweckte auch der empirische Zugang zum Thema Traum ihr großes Interesse. Seit 2008 ist sie im Schlaflabor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie als EEG Forschungsassistentin tätig.
Maltechnische Inspiration fand Evelyn Doll ebenfalls durch die Bekanntschaft mit dem Maler Ludwig Baran. In zahlreichen Ausstellungen und Beteiligungen in Wien, NÖ, OÖ, London, Zadar (Kroatien), Berkeley (Kalifornien), Sofia (Bulgarien) und Medana (Slowenien) wurden überwiegend Acryl- und Ölbilder präsentiert. Sie ist Mitglied der Art Society JADERTINA.

Die Klaviermusik, die Bernhard Kulisz zur Eröffnung spielen wird, ist gedacht als Rhythmus und Farbe.
Das Anliegen, kaum Gehörtes zu spielen, macht die Funktionalität der klassischen Musik (starrer Takt statt flexibler Rhythmus) deutlich. Gleichzeitig wird eine mögliche positive Veränderung der Gesellschaft vorweggenommen.

zeit:(t)raum
Traum, Realität und das Irrationale
Evelyn Doll – Malerei
Kunstraum „Ewigkeitsgasse“ Thelemangasse 6, 1170 Wien
Vernissage Freitag, 21. Mai 2010, 19 Uhr
Zur Eröffnung spielt Bernhard Kulisz am Klavier zeitgenössische Neue Musik und Eigenkompositionen
Ausstellung bis Ende Juni
Öffnungszeiten: Mo-Fr 14-18 Uhr
www.galeriestudio38.at/zeit.traum
www.traum-u-art.blog.de

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