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Tops und Flops von Südafrika 2010

©EPA
Die Tops und Flops der Fußball-WM 2010 in Südafrika:

TOPS:
Südamerikanische Teams: Sechs Mannschaften aus Südamerika waren bei der WM-Endrunde dabei – und alle zogen in das Achtelfinale, vier sogar ins Viertelfinale ein. Das gab es für Südamerika noch nie. Im Finish ging Brasilien, Argentinien und Paraguay aber die Luft aus – Uruguay kam immerhin unter die Top Vier des Turniers.

Gastgeber: Alle Welt hatte Bedenken, doch die Südafrikaner wischten sie fast alle weg. Hilfsbereit und gelassen – wenn es nicht gerade um den Streik der Sicherheitskräfte oder um einen überfüllten Luftraum ging – brachten sie das Turnier über die Bühne.

Thomas Müller: Vor einem Jahr kannte den Jungspund aus Weilheim in Oberbayern noch niemand. Heute ist er der gesamten Fußball-Welt ein Begriff. Während Superstars wie Rooney und Ronaldo mit leeren Händen heimgefahren sind, eifert der 20-Jährige seinem berühmten Namensvetter Gerd Müller nach.

Deutschland: Für deutsche Verhältnisse zeigte die DFB-Elf ungewohnt verspielte und ästhetische Vorstellungen und wurde dafür mit Platz drei belohnt. Beim Halbfinale gegen Spanien (0:1) wurden der Truppe von Joachim Löw aber auch die Grenzen aufgezeigt.

Sicherheit: Entgegen den Horrorszenarien, die vor der WM entworfen wurden, erwies sich das Großereignis als ziemlich sicher, friedlich und unbeschwert. Dies gelang mit einem neuem Konzept, zusätzlichen Polizisten, besserer Ausbildung und Ausrüstung, einer Unzahl von Überwachungskameras sowie Schnellgerichten und großem Ehrgeiz der Bürokratie. Etwas getrübt wurde das Bild nur durch den Streik der Stadion-Ordner. Auch die Ernsthaftigkeit mancher Kontrollen ließ zu wünschen übrig.

Tintenfisch Paul: Die treffsichere Krake aus dem Oberhausener Sealife-Aquarium hat alle Spiele der deutschen Mannschaft vorhergesagt und bei allen sieben Begegnungen bis inklusive dem Spiel um Platz drei richtig getippt. Paul ist inzwischen weltbekannt.

Neuer Weltmeister: Einer der Finalisten Spanien oder die Niederlande wird sich erstmals zum Weltmeister krönen. Nach Uruguay, Italien, Deutschland, England, Brasilien, Argentinien und Frankreich ist es die achte Fußballnation, die sich die Trophäe sichert.

Vuvuzela: Das ebenso simple wie lautstarke Instrument hat die WM im Sturm erobert, zu Zehntausenden bliesen die Fans in den Stadien zum Angriff. Selbst in Europa fand die Trompete ihre Anhänger – wenn auch in bescheidener Zahl. Der Hersteller, die Masincedane Sport Company aus Kapstadt, darf sich jedenfalls zum geglückten Einfall gratulieren.

FLOPS:
Frankreich: Les Miserables. Die WM war für den WM-Finalisten 2006 ein riesiges Desaster. Von einem schwachen Trainer Raymond Domenech angeführt, sportlich nicht konkurrenzfähig, total zerstritten und in der Außenwirkung beschämend. Selbst Staatspräsident Nicolas Sarkozy schaltete sich in die Krisenbewältigung ein. Auf Neo-Coach Laurent Blanc wartet viel Arbeit.

Italien: Schlechter hätte es für Bella Italia nicht laufen können. Dabei war man doch vom Confed-Cup gewarnt. Ein Fußball-Zwerg wie Neuseeland durfte die alten Männer von Marcello Lippi vorführen. In der Endabrechnung wurde der Weltmeister als Gruppenletzter sogar von Neuseeland und der Slowakei abgehängt.

Angsthasen-Fußball: Nordkoreas Neunerkette war nur die Spitze des Eisbergs. Was euphemistisch als Spiel aus sicherer Defensive bezeichnet wurde, erwies sich in vielen Partien als lähmendes taktisches Element, mit dem die Kleinen teilweise erfolgreich versuchten, den Großen ein Bein zu stellen. Verlierer war freilich stets das schöne Spiel.

Superstars: Ihr Konterfei prangte noch auf Plakatwänden, als sie längst wieder zu Hause waren: Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Kaka und Wayne Rooney wollten die Fans in Südafrika verzaubern. Spätestens im Viertelfinale war für die vermeintlichen Superstars Schluss.

Schiedsrichter: Gegebene Hand- und Abseitstore – klare Treffer, die nicht anerkannt wurden – wie Englands Tor im Achtelfinale gegen Deutschland. Einige der WM-Referees, vor allem die Assistenten an den Seitenlinien, leisteten sich haarsträubende Fehler. Da konnte selbst FIFA-Chef Blatter nicht mehr wegschauen. Er kündigte Diskussionen über technische Neuerungen an.

Vuvuzela: In Südafrika heiß geliebt, im Rest der Welt scheel beäugt oder regelrecht verdammt. Tausendfach geblasen lässt die Trompete nicht nur Spielerkommandos am Platz in einem “Hornissenschwarm” verschwinden, sondern würgt mit ihrer Monotonie auch den Rhythmus der üblichen Sound-Kulissen ab. TV-Sender reagierten mit speziellen Ton-Filtern, ein zu Beginn von der FIFA angedachtes Verbot wurde schließlich verworfen.

Afrikanische Teams: Bis auf Ghana, das als erst drittes afrikanisches Team ein WM-Viertelfinale erreichte, blieben die Teams vom Kontinent des Gastgebers hinter den Erwartungen zurück. Fünf von sechs Auswahlen scheiterten bereits in der Gruppenphase. Kamerun, erster afrikanischer WM-Viertelfinalist der Geschichte, kassierte gar drei Niederlagen.

Leere Sitze: 97 Prozent aller Karten verkauft. Ticket-Umsätze höher als in 2006 in Deutschland. Die Jubel-Meldungen von FIFA und OK waren beachtlich. Die Realität ist eine andere. Viele Plätze in den Stadien blieben leer, weil Karten einfach an Behörden und Verbände verkauft worden, ohne dass sie dann bei den richtigen Fans landeten. Schade.

Nordkorea: Die große Unbekannte hatte außer ihrer Mauertaktik nicht viel zu bieten. So respektabel das 1:2 gegen Brasilien ausfiel, so desaströs beendete man mit der 0:7-Schlappe gegen Portugal und der 0:3-Niederlage gegen die Elfenbeinküste die WM.

Die Torhüter: Vor allem in der Gruppenphase zeigten zahlreiche Schlussleute, wie man es nicht macht. Allen voran Englands Robert Green, der beim 1:1 gegen die USA einen kapitalen Bock schoss und den harmlosen Schuss von Clint Dempsey über den Handschuh rutschen ließ.

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