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Tödlicher Supermarkt-Überfall in Wien-Penzing: Prozess für Chauffeur

Der Chauffeur des Supermarkt-Räubers wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Der Chauffeur des Supermarkt-Räubers wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. ©APA (Sujet)
Am 2. Juli 2016 wurde eine Billa-Filiale in Wien-Penzing überfallen und dabei ein Polizist getötet. Am Freitag wurde der Chauffeur des Supermarkt-Räubers im Bezirksgericht Wien-Innere Stadt zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Das Verfahren stand in keinem Zusammenhang mit dem Überfall, bei dem der Täter am Ende von einer Sondereinheit der Polizei erschossen wurde.
Am Tatort in Penzing
Schusswechsel in Penzing
Professionelles Vorgehen
Komplize bedrohte Polizei
Zweitverdächtiger ist Jurist
Angeschossener Polizist starb
63-Jähriger bestreitet Vorwürfe

Der 64-jährige Jurist wurde wegen illegalen Waffen- und Sprengmittelbesitzes zu drei Monaten bedingt verurteilt. Bei einer Hausdurchsuchung hatte man in seiner Wohnung mehrere Schusswaffen, einen Handgranatenzünder und Zündschnüre sichergestellt. Der 64-Jährige gilt als Militaria-Liebhaber. Den Granaten-Zünder habe er auf einem Flohmarkt erworben, die Zündschnüre vor rund 30 Jahren gekauft, gab er in seiner Verhandlung zu Protokoll. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, die Bezirksanwältin gab vorerst keine Erklärung ab.

Chauffeur ging von Fahrt zu “Schwarzarbeit” aus

Spezialkräfte der Polizei hatten wenige Stunden nach dem Billa-Überfall seine Wohnung gestürmt, weil der Jurist als Helfer des gefährlichen Räubers vermutet wurde. Er hatte den 49 Jahre alten Bosnier 2015 kennengelernt und bei sich wohnen lassen. Die beiden Männer dürften sich gut verstanden haben – der 49-Jährige revanchierte sich für die ihm zur Verfügung gestellte Unterkunft, indem er dem Wohnungsbesitzer die Wäsche wusch und die Hemden bügelte. Der 64-Jährige wiederum chauffierte den Bosnier immer wieder zu Baustellen oder an Adressen, wo dieser Pfuscharbeiten verrichtete.

Zuletzt brachte er den 49-Jährigen mit einem Leihauto zum Tatort – allerdings ohne von dessen verbrecherischen Plänen zu wissen, wie sich herausstellen sollte. Ursprünglich war gegen den 64-Jährigen wegen Beteiligung am schweren Raub ermittelt worden. Das entsprechende Verfahren wurde jedoch eingestellt. Der Jurist war davon ausgegangen, dass sein Mitbewohner auch diesmal “Schwarzarbeiten” verrichten würde.

Billa-Überfall in Wien-Penzing

Während sich der Jurist in ein Kaffeehaus setzte und mehrere Bier trank, um den Bosnier nach getaner Arbeit wieder heimzubringen, überfiel dieser in unmittelbarer Nähe kurz nach Kassa-Schluss eine Billa-Filiale. Der 49-Jährige brachte drei Angestellte in seine Gewalt, die er in einer Büroräumlichkeit fesselte und in Schach hielt. Unbemerkt vom Täter löste eine Geisel allerdings stillen Alarm aus. Als die Polizei eintraf und die Filiale verschlossen vorfand, begaben sich mehrere Beamte zur Hintertür und klopften. Der Räuber machte sofort von seiner Schusswaffe Gebrauch.

Ein 23 Jahre alter, erst Wochen zuvor in den Exekutivdienst übernommener Polizist wurde am Kopf getroffen, ein 25-jähriger Polizeischüler an der Hüfte und im Oberschenkelbereich. Eine Beamtin kam zu Sturz und wurde leicht verletzt. Die WEGA (Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung) spürte schließlich den Räuber auf, der nach den ersten Schüssen aus dem Supermarkt gestürmt war und sich in dem Gebäudekomplex verschanzt hatte. Der Mann eröffnete ein zweites Mal das Feuer, worauf er von der Sondereinheit erschossen wurde.

Der junge, aus Kärnten stammende Polizist überlebte seine schweren Kopfverletzungen nicht. Er starb wenige Tage später, nachdem er in ein Kärntner Spital verlegt worden war. Der zweite angeschossene Polizist befindet sich nach einem längeren Krankenstand mittlerweile wieder im Dienst.

(APA/Red)

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