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Tiere und Pflanzen in der Alten Donau: Von Wels "Wenzel" bis hin zu Quallen

In der Alten Donau werden immer wieder riesige Welse entdeckt
In der Alten Donau werden immer wieder riesige Welse entdeckt ©Österreichische Fischereigesellschaft, gegr. 1880
Die Alte Donau ist Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Doch was genau tummelt sich alles in dem Naturgewässer, das so viele Wienerinnen und Wiener gerne zum Baden aufsuchen? Stimmt es, dass es darin Quallen gibt? Und was ist mit dem zweieinhalb Meter langen Wels "Wenzel", der vor Jahren die Alte Donau unsicher machte? VIENNA.at hat nachgefragt.
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Mit rund 65 – teils sehr selten gewordenen – Wasserpflanzenarten und vielen Fischarten zählt die Alte Donau zu den artenreichsten Gewässern im Wiener Raum. Wenn es um Fischbestand, Wassermanagement und vieles mehr rund um die Alte Donau geht, ist man bei zwei Anlaufstellen in Wien goldrichtig: Bei der MA 45 – Wiener Gewässer sowie bei der Österreichischen Fischereigesellschaft  gegr. 1880 (ÖFG). VIENNA.at hat mit Mathilde Urban von der MA 45 – Wiener Gewässer und mit Franz Kiwek, dem Präsidenten der ÖFG und zugleich Revierbetreuer der Alten Donau, einige spannende Fragen geklärt.

Fischen in der Alten Donau: Lizenz vonnöten

VIENNA.at: Wenn man an der Alten Donau fischen möchte – welche amtliche “Lizenz” ist dazu vonnöten?

Franz Kiwek: Man benötigt dafür zwei Dinge: Eine amtliche Fischerkarte und eine Lizenz. Die amtliche Fischerkarte für das Bundesland Wien erhält man, wenn man eine Fischerprüfung abgelegt hat, beim Wiener Fischereiausschuss. Alternativ dazu kann man eine Fischergastkarte erwerben, diese ist für drei Wochen gültig. Und zusätzlich zu einer dieser beiden Karten braucht man eine Lizenz dafür, dass man genau in diesem Gewässer, in dem Fall eben in der Alten Donau, angeln gehen darf. Die Lizenz ist käuflich bei der ÖFG zu erwerben. Diese gibt es als Tages- oder Jahreskarte. Allerdings bekommt man derzeit nur eine Tageskarte ohne Verzögerung, für die Jahreskarte muss man eine 5-jährige Wartezeit in Kauf nehmen.

Von Wels “Wenzel” und anderen Zwei-Meter-Fischen

Vor 10 Jahren war die Aufregung groß, weil ein 2,5 Meter langer Wels mehrmals in der Alten Donau gesichtet wurde. “Wenzel” war in aller Munde. Welse können ja bis zu 80 Jahre alt werden – weiß man, ob Wels “Wenzel” noch die Alte Donau unsicher macht?

Franz Kiwek (schmunzelt): Einen Hinweis konkret auf Wels “Wenzel” gab es nicht mehr. Wenn man aber bedenkt, wie alt Welse eben werden, kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass es ihn in der Alten Donau noch gibt. Und nicht nur “Wenzel” – Jahr für Jahr werden Welse mit rund 2 Metern Länge in der Alten Donau gefangen.

Welse haben ja nicht zu unterschätzende scharfe Zähne. Können “Wenzel” und Co. den Badegästen gefährlich werden? Gab es diesbezügliche Vorfälle?

Franz Kiwek: Welse haben an sich ein weiches Bürstengebiss mit nach innen gerichteten Zähnen. Das kann man sich vorstellen wie eine Drahtbürste. Das sorgt dafür, dass Beutetiere, die ihnen ins Maul geschwommen sind, nicht mehr entwischen können. Dann gibt es noch Hechte, die haben dagegen spitze Zähne und werden über einen Meter lang. Ich sag mal so: Es gibt hie und da Vorfälle, dass ein Schwimmer durch einen Hecht in die Füße gebissen wird. Man kann es nicht hundertprozentig ausschließen. Doch es ist sehr unwahrscheinlich. Die Gefahr, dass man als Schwimmer in der Alten Donau von einem Boot gerammt wird, ist definitiv größer, als dass einen ein Wels oder Hecht beißt.

Wie klappt das Miteinander an der Alten Donau?

Franz Kiwek: Wir von der ÖFG sind sehr glücklich, dass das Mähmanagement der MA 45 – Wiener Gewässer so gut klappt. Die Alte Donau ist ja ein sehr naturnaher Lebensraum, der von Millionen Menschen in der Millionenstadt Wien genutzt wird. Die Alte Donau läuft sogar Gefahr, “übernutzt” zu werden. Prinzipiell betreiben wir dort ein “Bewirtschaftungsteam” aus sechs Betreuern und zwei Mediatoren, die dafür sorgen, dass vom Schwimmer über den Bootfahrer bis zum Fischer die verschiedensten Interessensgruppen friedlich miteinander auskommen.

Seerosen und Schwäne sind an der Alten Donau vielfach vertreten
Seerosen und Schwäne sind an der Alten Donau vielfach vertreten ©Schaub-Walzer / PID

MA 45 informiert über Fische und Pflanzen in der Alten Donau

Mit welchen anderen Tieren zu Wasser und an Land teilte man sich an der Alten Donau das Badevergnügen?

Über 20 Fischarten leben laut MA 45 – Wiener Gewässer in der Alten Donau. Sie ist ein von Weißfischen wie Rotfeder, Laube, Güster, Brachse und Karpfen dominiertes Gewässer. Dazu kommen Raubfischarten wie Hecht, Zander und eben der Wels.

Auch Biber leben an der Alten Donau, auch wenn man diese selten sieht. Sie sind scheu und lassen sich vor der Dämmerung kaum sehen. Dass es sie gibt, zeigen ihre Nagespuren, Uferburgen, Fressplätze und Biberrutschen. Um die fleißigen Nager davon abzuhalten, wertvolle Bäume anzuknabbern, lässt die MA 45 an verschiedenen Abschnitten der Alten Donau junge Weidenbäume als Futterbäume für die Biber pflanzen.

Libellen kommen an der Alten Donau ebenfalls vor – man kann sie hauptsächlich in Gewässernähe beobachten. Die meisten Arten bevorzugen ja stehende Gewässer wie dieses. Von den weltweit über 5.000 bekannten Arten treten etwa 85 in Mitteleuropa auf.

Wasservögel wie Schwäne bevölkern auch die Alte Donau. Sie können gegenüber Menschen angriffslustig auftreten, wenn sie ihre Jungen verteidigen wollen – hier empfiehlt es sich, Abstand zu halten. Füttern soll man Schwäne laut MA 45 übrigens nicht – mehr dazu hier.

Wer es genauer wissen will: Zu Tieren und Pflanzen, die aktuell an der Alten Donau zu finden sind, hat die MA 45 – Wiener Gewässer einen kleinen Folder im Rahmen von LIFE+ Alte Donau herausgebracht – hier geht es zum Download

Bootssteg an der Alten Donau (21. Bezirk)
Bootssteg an der Alten Donau (21. Bezirk) ©Bootssteg an der Alten Donau (21. Bezirk)

Keine Angst vor Quallen in der Alten Donau

Gerüchteweise soll es in der Alten Donau auch Quallen geben – ist da etwas dran?

In der Alten Donau gibt es tatsächlich immer wieder Quallen. Nur in Jahren mit besonders hohen Wassertemperaturen entwickeln sich aus kleinen festsitzenden Polypen auch freischwimmende Quallen. Ganz wichtig: Mit den berüchtigten Quallen im Meer, deren Nesselwirkung äußerst schmerzhaft sein kann, haben die Süßwasserquallen in Sachen Verletzung für den Menschen wenig gemein. Auch bei Quallenvorkommen ist das Baden in der Alten Donau daher völlig unbedenklich.

Welche Pflanzen wachsen im Bereich der Alten Donau – und welche unter Wasser?

Der Artenreichtum des Uferröhrichts der Alten Donau ist mit 45 Arten erfreulich hoch. Die dominierende Art ist das Schilf, weitere wichtige Arten sind der Rohrkolben, Rohrglanzgras, Seggen, Binsen und Igelkolben sowie Blutweiderich, Schwertlilie und die Grüne Teichbinse. In der Schwimmblattzone gedeihen z. B. die Weiße Seerose, die Teichrose und die Seekanne.

Derzeit dominiert das Ähren-Tausendblatt die Unterwasservegetation. Es wächst bis an die Wasseroberfläche und erfordert aufwändige Mäharbeiten. Daher forciert die MA 45 durch verschiedene Maßnahmen die Ausbreitung von niederwüchsigen Wasserpflanzen wie z. B. Armleuchteralgen in der Alten Donau. Unterwasserpflanzen sind wichtig für die gute Wasserqualität, denn sie stehen in Konkurrenz zu den Planktonalgen und bieten in der Alten Donau einen wichtigen Lebensraum z. B. für Jungfische.

>>Baden in der Alten Donau in Wien: Fakten, Gefahren, Do’s and Don’ts

 

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