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Thees Uhlmann: Poetischer Deutschrock in der Szene Wien

Thees Uhlmann präsentierte sein erstes Solo-Album.
Thees Uhlmann präsentierte sein erstes Solo-Album. ©dapd
Der Tomte-Sänger versammelte die Wiener Deutschrock-Fans am Donnerstagabend in der ausverkauften Szene Wien: Sympathisch, intelligent und erfrischend präsentiert sich Thees Uhlmanns erstes Solo-Album.

“Wenn es eine Lektion gibt, habe ich sie gelernt, das Leben ist wie Feuer, es brennt und es wärmt”, singt Thees Uhlmann auf seiner Single “Zum Laichen & Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf”. Der Song ist charakteristisch für das erste Solo-Album von Thees Uhlmann

Uhlmann, begleitet von einer gut aufgelegten Gruppe, bot Rock ‘n’ Roll mit aufgekrempelten Ärmeln, mal kräftiger, mal zärtlicher, stets nah am Publikum. Die Lieder des Albums “Thees Uhlmann” haben Stil und Originalität, verneigen sich aber auch vor Vorbildern, die der Pop-Künstler gerne zitiert. Live fiel die Verneigung mit Fragmenten von Pink Floyd und The Clash sogar etwas tiefer aus.

“Mir geht es beim Rock and Roll auch darum, ein Erbe weiterzutragen”, betont Uhlmann. “Es gibt bestimmt Leute im Publikum, die sind 17, 18 und die haben sich nie mit Bruce Springsteen beschäftigt. Aber ich hab mir so viel von dem geklaut, mich von ihm inspirieren lassen, er hat mir so viele schöne Momente geschenkt, das muss weitergetragen werden. Oder No Means No – eine CD dieser kanadischen Punkband gehört in jede Schultüte. Darum ging’s mir immer beim Rock ‘n’ Roll: Dass man was nimmt, was Neues daraus macht, aber sagt: ‘Hey Mann, deswegen habe ich das gemacht.’ Alles andere wäre ja Betrug.”

Der “Thees Uhlmann-Blick im Alltag”

Uhlmann unterscheidet sich mit seiner genialen wie brachialen Art zu reimen, mit seiner bildlichen bis abstrusen Sprache und den mehrdeutigen Phrasen vom deutschen Einheitstext. “Es macht mir riesigen Spaß, 40 Sachen aufzuschreiben, dreimal drüber zu schlafen, dann 39 Zeilen zum Kotzen zu finden, aber den einen wirklich guten Satz zu behalten”, betonte er mit einem fast spitzbübischen Grinsen.

“Ich gehe mit so einem Thees Uhlmann-Blick durch den Alltag”, erklärte er seine Arbeitsweise und lieferte sogleich ein Beispiel. “Es gibt diese Zeile auf der Platte, ‘von der Arbeit des Tages haben wir uns befreit durch orchestrale Manöver in der Dunkelheit’. Ich bin an einer Litfaßsäule vorbeigegangen und hab gesehen, dass OMD wieder spielen. Orchestral Manoeuvres In The Dark – das ist doch der beste Bandnamen. Da habe ich den schnell im Kopf übersetzt und mir gedacht: ‘Das bringst du in einem Song.’ Das ist ein Sport, auf solche Sachen zu kommen. Und ansonsten will ich mich halt nicht schämen für meine Texte und immer etwas Wahrhaftigkeit drinnen haben.”

Uhlmann bot live das gesamte Album plus einem Tomte-Song (“New York”). Man durfte einen klassischen Frontman erleben, der sein kindliches Gemüt bewahrt, aber klaren Blick für die Gegenwart hat. “Ich bin nicht mehr 24, ich bin 37”, meinte er dazu im Interview. “Die meisten Leute hören mit 30 auf, in Bands zu spielen. Entweder sind sie Millionäre oder entnervt. Ich habe es weiter durchgezogen, aber keine Lust, den Berufsjugendlichen zu verkörpern. In meinem Alter weiß man es: mal himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt, dazwischen der normale Alltagsmist, der aber auch großartig ist – und vor allem gute Geschichten birgt.”

(apa)

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