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The Neon Demon - Trailer und Kritik zum Film

Nicolas Winding Refn ist einer der großen Ästheten des Kinos, der mit Werken wie "Drive" einen Look der übersteigerten Coolness als Markenzeichen etabliert hat. Sein neues Werk "The Neon Demon" steht dem in nichts nach und widmet sich nach testosterongeschwängerten Streifen der Modelszene. Allerdings scheitert das Hochglanzprodukt am eigenen Anspruch.

Die Geschichte von “The Neon Demon” ist im Kern eine denkbar klassische.

The Neon Demon – Die Handlung

Der 16-jährige Teenager Jesse (Elle Fanning) kommt aus dem ländlichen Georgia nach Los Angeles und versetzt die dortige Modelszene mit ihrer Mischung aus Naivität und authentischer, unerklärlicher Schönheit in Erregung. Zugleich ruft die mysteriöse Ausstrahlung, die durch keine Schönheits-OP herstellbar ist, Neiderinnen auf den Plan. Stylistin Ruby (Jena Malone) fühlt sich zwar von Jesse angezogen, die Models Sarah (Abbey Lee) und Gigi (Bella Heathcote) würden hingegen töten für die Aura der unbedarften Konkurrentin. Aber was heißt hier würden?

The Neon Demon – Die Kritik

Die Aschenputtel-Geschichte im Thriller-Gewand stilisiert Winding Refn bis an die Grenzen der Abstraktion, wenn die Protagonistinnen nur als farbige Impressionen auf tiefschwarzem Grund im Stroboskoplicht aufblitzen, eine Ästhetik, die durch ein extremes Spiel mit Tiefenschärfe noch unterstütz wird. Dass Winding Refn das Bild dabei primär mittels Linsen bereits beim Dreh verfremdet und nicht im Nachhinein bearbeitet hat, verleiht “Neon Demon” einen Look, der an 80er-Jahre-Rauschwerke wie Tony Scotts “Begierde” erinnert. Wenn die Hälfte eines Films in Zeitlupe abläuft, sieht man normalerweise eine Tierdoku mit Löwen bei der Jagd oder eben “The Neon Demon”. Diese jeglichem Naturalismus gänzlich enthobene Gestaltung unterstützt der 45-jährige Däne noch durch die Tonmischung, die zwischen wummernden Beats von Stammkomponist Cliff Martinez und Szenen changiert, die in einem schalldichten Raum zu spielen scheinen.

Letztlich wird aber eben dieser Fokus auf die Erscheinung zum Problem des Films. Durch die penetrante Äußerlichkeit wird der Aufmerksamkeitsfokus des Zuschauers von den gehaltvollen Elementen wie dem zynischen Humor oder dem beeindruckenden Charakterspiel von Elle Fanning (“Trumbo”) abgelenkt, die den Übergang vom schüchternen Landmädchen zur kalten Modelqueen fließend gestaltet. (Die krude Entscheidung, Keanu Reeves als schmierigen Motelbesitzer zu besetzen, lassen wir hier beiseite).

Wie ein überlanger Werbespot läuft sich der Film im Stillstand tot, ist letztlich hohl. Die Mehrheit der Figuren hat die Tiefe von Schaufensterpuppen – nichts als glänzende Oberfläche. “The Neon Demon” ist blutverschmiert und doch blutleer. Das Werk wird so zum Opfer seines eigenen Anspruchs und geht in die Falle der stilisierten Oberfläche – also just des Umstands, den es zu kritisieren vorgibt. Der Anspruch, nach “Männerfilmen” wie “Drive” oder “Only God Forgives” einem weiblichen Blick auf der Leinwand zu seinem Recht zu verhelfen, wird so allenfalls als unfreiwillig komische Karikatur eingelöst. Ist das Kunst, oder kann das weg? Diese klassische Frage muss man im Falle von “The Neon Demon” wohl so beantworten: Beides.

>> Alle Filmstartzeiten zu “The Neon Demon”

(APA)

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