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The Interview - Trailer und Kritik zum Film

In der ersten Szene von "The Interview" singt ein nordkoreanisches Mädchen anmutig eine Hymne: "Stirb Amerika, stirb! Mögen eure Frauen von Bestien vergewaltigt werden.

Mögen sie in Blut und Exkrementen ertrinken.” Bei der Weltpremiere in Los Angeles am 11. Dezember sorgte dieser Moment für reichlich Gelächter. Zu lachen haben die Regisseure Seth Rogen und Evan Goldberg dieser Tage jedoch wenig.

The Interview – Die Geschichte

Die Drohungen gegen den Film haben zu einem Debakel geführt. Die US-amerikanische Öffentlichkeit verkündet das “Ende der Meinungsfreiheit” und Präsident Obama kritisiert das Abziehen des Films als “Fehler”. Sony muss sich für seine Entscheidung, die in den Augen vieler feige ist, rechtfertigen. Die US-Kritiken reichen von “ungefähr genauso lustig wie kommunistische Hungersnot” (“Variety”) bis zu “schreiend komisch bis zum Schluss” (“HitFix”). Fakt ist: “The Interview” ist vielmehr Vehikel für eine infantile Bro-Comedy als ein politisch motivierter Angriff auf die nordkoreanische Militärdiktatur.

James Franco spielt Dave Skylark, einen hirnlosen Celebrity-Talkshow-Moderator, während Seth Rogen als Aaron Rapoport das Zerebrum hinter der Produktion verkörpert. Als Eminem (grandioses Cameo) sich als homosexuell outet, stellt das den Höhe- sowie Tiefpunkt in Aarons Karriere dar, denn lieber wäre er ein ernst zu nehmender Journalist. Weil Kim Jong-un ein Fan von “Skylark Tonight” ist, gelingt es den beiden ein Interview mit ihm zu bekommen, doch da schaltet sich die CIA (in Gestalt der Schauspielerin Lizzy Caplan) ein und heuert die beiden an, den “Obersten Führer” Nordkoreas zu vergiften.

Seth Rogen ist der Samweis Gamdschie zu James Francos Frodo Beutlin (eines von vielen “Lord of the Rings”-Zitaten), der sich als übersteuerter Beau selbst übertrifft, doch der eigentliche Star ist Randall Park als Kim Jong-un, der hier süffisant als Margarita trinkender Katy Perry-Fan und “Man-Baby” mit Minderwertigkeitskomplex porträtiert wird. Die Prämisse ist zu stupid, um ernst genommen zu werden.

The Interview – Die Kritik

Rassistische, infantile und skatologische Gags gehören zum Repertoire der “This Is the End”-Langzeitkollaborateure Rogen und Goldberg (mit Drehbuchautor Dan Sterling für die Story verantwortlich), aber der Witz geht auf Kosten des dummen Rassisten oder Rogen, wenn er sich eine Mini-Rakete in den Hintern schiebt. Es gibt Slapstick-Situationen, die nicht mehr als ein Augenrollen abverlangen, und die ein oder andere Zeitlupe zu cooler Musik ist zu viel, aber wenn die Jokes sitzen, dann lacht man Tränen. Kim Jong-un kann ausgehebelt werden, weil er sich vor laufender Kamera und versammeltem Volk buchstäblich in die Hosen scheißt, aber es gibt auch einen Moment, in dem Skylark ihn konfrontiert: “Warum geben Sie Ihrem Volk nichts zu essen?”

Sie seien nicht “die Ersten, die zeigen, wie verrückt Nordkorea ist”, sagte Rogen in einem Interview mit der New York Times. “Die ‘Daily Show’ macht das auf nächtlicher Basis.” Das stimmt, aber ein fiktives Attentat auf ein real politisches Oberhaupt eines Staates ist für eine Studiokomödie beispiellos. In “Inglourious Basterds” (2009) wurde Hitler ermordet, aber der war schon lange tot. Weit entfernt befinden wir uns auch von Charlie Chaplins Ballett in “The Great Dictator” (1940), der später bereute, die Politsatire gedreht zu haben. Matt Stone und Trey Parker karikierten 2004 in “Team America: World Police” Kim Jong-il, doch es war eine Marionette (Paramount hat geplante Screenings für Ende Dezember übrigens abgesagt).

Keine Komödie, aber ein Beispiel für die Eskalation einer solchen Situation ist der Film “Mohammed – The Messenger of God”, der 1977 zu radikalen Ausschreitungen von Muslimen, Bombendrohungen und einem Geiseldrama in Washington DC führte. Der Redefreiheit sind auch in einem Land wie den USA im Übrigen Grenzen gesetzt. Ein ähnlicher Film über Barack Obama könnte hier nie gedreht werden, denn dem Präsidenten der Vereinigten Staaten – wenn auch nur imaginär – zu drohen, ist strafbar.

Für Rogen sind die Geschehnisse jedenfalls “surreal”. “Damit hatten wir absolut nicht gerechnet.” Surreal ist vielleicht auch die Hollywoodseifenblase, in der die Filmemacher leben, ohne sich der realen Konsequenzen bewusst zu sein. Gegen Ende des Films segeln die beiden Helden eng umschlugen und sehr wirkungsvoll zu “Wind of Change” der Freiheit entgegen, nichts ahnend, dass sie damit möglicherweise auch einem globalen Cyberkrieg entgegensteuern. Ist “The Interview” den Lärm wert? Wohl kaum. Aber das Ringen um Meinungsfreiheit ist es.

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(APA)

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