AA

Teheran Tabu - Trailer und Kritik zum Film

Wie leben die Menschen im Iran der Mullahs? Dieser scheinbar so einfachen wie selten gestellten Frage geht Regisseur Ali Soozandeh in seinem Debüt "Teheran Tabu" nach, das heuer in Cannes Weltpremiere feierte. Der mittlerweile in Deutschland lebende Filmemacher nimmt dabei die Perspektive der Frauen ein - und setzt stilistisch auf einen besonderen Kniff. 

Im Zentrum des Films stehen drei starke Iranerinnen: Die unter ihrer repressiven Ehe leidende Hausfrau Sara (Zahra Amir Ebrahimi), die junge Donya (Negar Nasseri), die nach einem Onenightstand mit dem Musiker Babak (Arash Marandi) ihr Jungfernhäutchen wiederherstellen lassen will, und allen voran die dominanteste, weil stärkste Figur Pari (Elmira Rafizadeh). Die alleinerziehende Mutter verdient ihren Lebensunterhalt als Prostituierte und widersetzt sich den Repressionen als der kraftvollste Charakter der drei Protagonistinnen dennoch am geschicktesten.

Teheran Tabu – Die Handlung

So porträtiert “Teheran Tabu” ein rigoros patriarchales, doppelmoralisches System, das den Frauen am Ende keine Chance lässt, sondern sie zum Spielball religiös verbrämter Unterdrückung macht. Dabei zeigt der Film die beiden Ebenen, die das Leben in einem repressiven System wie dem Iran meist einnimmt: Das öffentliche, dem Regime wohlgefällige und das private, in welchem die Verbote kunstfertig umgangen werden. Der gesitteten Fassade steht ein Untergrund aus Drogen, Sex und Gewalt gegenüber.

Tabus kann man entweder brechen oder sich ihnen beugen. Regisseur und Drehbuchautor Soozandeh wählt für seinen Erstling den Weg der Konfrontation, zumindest auf der narrativen Ebene. Nicht mitleidslos, aber doch zugespitzt auf extreme Situationen, folgt das Werk seinen Figuren. Die Rolle des stummen Betrachters und damit des Alter Egos des Zuschauers hat Elias inne, der kleine Sohn der Prostituierten Pari, der selbst dann dabei ist, wenn seine Mutter bei einem Freier ist. Er beobachtet meist scheinbar teilnahmslos das Geschehen, ist Zeuge und zugleich die kleine Hoffnung auf Veränderung durch das Entstehen einer neuen Generation in der jungen Gesellschaft des Iran.

Teheran Tabu – Die Kritik

Dass “Teheran Tabu”, der heuer in der Kritikernebenschiene “Semaine de la Critique” in Cannes Weltpremiere feierte, mit seiner klaren Haltung und Parteinahme nicht in Pathos abgleitet, ist einerseits dem unaufdringlich eingesetzten Humor geschuldet, andererseits dem distanzierenden Umstand, dass er letztlich ein Animationsfilm ist. Die Technik, die hinter “Teheran Tabu” steht, ist die Rotoskopie. Zunächst wurden die Schauspieler in Wien vor einem Green Screen gefilmt, bevor das Material im Nachhinein in eine animierte Welt umgearbeitet wurde. Damit stellt sich die deutsch-österreichische Koproduktion in die Tradition von Werken wie “Waltz with Bashir” oder “Persepolis”, die sich dem Themenkomplex des Nahen Ostens in der Gestalt von Zeichentrickarbeiten stellen. Durch die Abstrahierung des Geschehens in eine animierte Zeichenwelt, kommt man dabei gleichsam einer Kultur entgegen, in welcher das Bilderverbot nach wie vor eine starke Rolle spielt

Und doch bleibt bei dieser ästhetischen Entnaturalisierung die Leistung des Teams aus deutschen Schauspielern mit iranischen Wurzeln unangetastet – ungeachtet einiger hölzerner Nebenrollen. Mit von der Partie ist dabei auch der Österreicher Klaus Ofczarek, Vater von Burgtheater-Ikone Nikolaus, wobei seine Rolle als Großvater nicht der einzige heimische Beitrag ist, zeichnete für die Kamera doch Martin Gschlacht (“Ich seh Ich seh”) verantwortlich, der mit seiner Produktionsfirma coop99 auch als Koproduzent des Werks auftritt.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Teheran Tabu”

(APA)

  • VIENNA.AT
  • Kino-News und Kinotrailer
  • Teheran Tabu - Trailer und Kritik zum Film
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen