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Teamporträt Tschechien - Generationswechsel ist vollzogen

Neue Gesichter folgten auf Nedved und Co. Langzeit-Teamchef Brückner strafte seine Kritiker in der Qualifikation Lügen.

Die Fußball-Nationalmannschaft der Tschechischen Republik hat den Generationswechsel offenbar mit Erfolg vollzogen. Im „Jahr eins“ nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der WM in Deutschland qualifizierte sich die Auswahl von Teamchef Karel Brückner hinter Deutschland in souveräner Manier für die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz.

Coach Brückner baute das Team erfolgreich um
Der bald 68-jährige Brückner, der seit Dezember 2001 im Amt weilt, strafte mit der vierten Teilnahme eines rein tschechischen Teams an der EM-Endrunde seine Kritiker Lügen. Seit einer 1:2-Heimpleite gegen Deutschland im März samt einer rauschenden Party einiger Spieler stand der Teamchef unter Erfolgsdruck, Medien forderten eine neue, harte Hand. Von Verbandsseite wurden auch Gespräche mit dem bei Salzburg beurlaubten Lothar Matthäus geführt.

Für den bis Herbst 2008 unter Vertrag stehenden Alt-Coach spricht jedoch, dass er den Umbau nach der wohl bittersten Stunde des tschechischen Fußballs geschafft hat. Bei den EURO 2004 schickte sich die mit Jungstars wie Tomas Rosicky verstärkte „Goldene Generation“ um Mittelfeldstratege Pavel Nedved am Höhepunkt ihres Zenits an, in die Fußstapfen jener Tschechoslowakischen Auswahl zu treten, die mit dem 5:3-Finalsieg im Elfmeterschießen gegen die BRD 1976 den Titel errungen hatte.

Neue Stars in Sicht
Schon 1996 hatten die Tschechen überrascht, als man Deutschland im Finale im Wembley-Stadion erst durch das erste „Golden Goal“ der Geschichte 1:2 unterlegen war, vier Jahre später war man in der schwierigsten Vorrundengruppe am Heimteam Niederlande und dem späteren Europameister Frankreich gescheitert – der große Wurf sollte demnach auf der iberischen Halbinsel folgen.

Doch im Halbfinale fanden die kombinationsfreudigen Tschechen unglücklich im späteren Champion Griechenland (0:1 n.V.) ihren Meister. Unmittelbar nach der Pleite erklärte ein frustrierter Nedved seinen Rücktritt, um nach geschaffter WM-Quali Ende 2005 sein Comeback zu geben – ohne Erfolg. Auch Altstars wie Rekordnationalspieler Poborsky oder Smicer zogen sich daraufhin zurück.

Trotz „Oldies“ wie Jan Koller oder Tomas Galasek (beide 34) haben bei Österreichs nördlichem Nachbarn nun andere Spieler das Kommando übernommen. Zu Stars gewachsen sind Torhüter Petr Cech (Chelsea), Neo-Kapitän Rosicky (Arsenal) oder Milan Baros (Olympique Lyon), mit Karel Pitak von Red Bull Salzburg darf sich auch ein Österreich-Legionär Chancen auf einen Kader-Platz im EM-Aufgebot ausrechnen.

Dass Tschechiens Fußball-Szene über großes Potenzial verfügt, zeigte unlängst die U20-WM in Kanada, als sich die jungen tschechische Auswahl erst im Finale Argentinien geschlagen geben musste. Mit Martin Fenin und dem um fünf Mio. Euro zum VfL Wolfsburg transferierten Jan Simunek stehen bereits zwei Akteure im A-Team.

Daten und Fakten
Größe: 78.866 km2
Einwohner: 10,23 Mio.
Hauptstadt: Prag
Staatsform: Republik (seit 1993)
BIP (US-Dollar pro Kopf): 11.220
Verband: Ceskomoravsky Fotbalovy Svaz (CMFS), gegr. 1901
Homepage: http://www.fotbal.cz
FIFA-Beitritt: 1907/1994, UEFA 1993
Ausrüster: Puma
Dressen: Rot-Weiß-Blau
EM-Teilnahmen: 4 (seit 1996), Tschechoslowakei: 3
Größte Erfolge: EM-Finale 1996, EM-Halbfinale 2004. Tschechoslowakei: WM-Finale 1934, 1962, Europameister 1976, Olympiasieger 1980
FIFA-Weltrangliste: 11.
Teamchef: Karel Brückner (seit Dezember 2001)
Bekannteste Spieler: Tomas Rosicky (Arsenal), Milan Baros (Olympique Lyon), Petr Cech (Chelsea), Marek Jankulovski (AC Milan)

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