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Tarpaulins - Kritik und Trailer zum Film

Die österreichische Videokünstlerin Lisa Truttmann widmet sich in ihrem Filmessay "Tarpaulins" den markanten Schädlingsbekämpfungszelten, die in den USA über ganze Häuser gestülpt werden, um diese mittels Gas von Ungeziefer zu befreien. Aus diesem zunächst spröde erscheinenden Thema entwickelt Truttmann ein Essay über das Fremdsein, das Ankommen und die Angst vor dem Anderen.

Die markanten Schädlingsbekämpfungszelte, die über ganze Häuser gestülpt werden, um diese mittels Gas von Ungeziefer zu befreien, kennt der gemeine Europäer nur aus Hollywoodfilmen. Nach Lisa Truttmanns Langfilmdebüt “Tarpaulins” kennt man viele. Wirklich viele. Die Filmkünstlerin stellt in ihrem Werk die Exemplare vor. Ab Freitag im Kino.

Tarpaulins – Kurzinhalt zum Film

Zunächst erscheint die Grundidee der in Wien lebenden Truttmann, Jahrgang 1983, leidlich absurd, einen ganzen Film über die bunten Zelte zu machen. Auf diese war die Videokünstlerin, die schon Ausstellungen in Institutionen wie dem MAK vorweisen kann, in Los Angeles gestoßen. Und doch entwickelt der ungewöhnliche Essayfilm im Verlauf einen eigenen, durchaus spröden Charme.

Tarpaulins: Kritik zum Film

Bild und Ton agieren dabei weitflächig unabhängig voneinander, sprechen doch meistens andere Personen aus dem Off, als auf der Leinwand zu sehen sind. So hat Truttmann sich über zwei Jahren im sonnenbeschienenen LA auf die Jagd nach den quietschbunten Zelten gemacht, die wie kleine Zirkusse im Stadtbild aufpoppen und schnell wieder verschwinden.

In langen, ruhigen Einstellungen dokumentiert die Filmemacherin den Aufbau der farbigen Termitenvernichter oder lässt minutenlang einfach bunte Plastikplanen über die Leinwand huschen. Zu den an Verpackungskünstler Christo erinnernden Kunstwerken lässt sie Experten über die holzfressenden Insekten sprechen, schneidet deren Aussagen zu fiktiven Gesprächen und begibt sich auf philosophische Abwege.

So werden die Termiten, die ihrem Tagwerk unbewusst nachgehen und das tote Holz, das sie gerade fressen, für einen gefallenen Baum und nicht für ein Haus halten, im Verlaufe des Films zu Verbündeten der ebenfalls entwurzelt durch die Stadt streifenden Kinokünstlerin. Diese nutzt die temporäre Einhausung der Vorstadttristesse zum Sinnieren über Heim und Heimeligkeit und das Unheimliche. Und am Ende ist man auch als Zuschauer ganz aufseiten der kleinen Holzvernichter – auch wenn es am Nachhauseweg vielleicht hier und da ein wenig juckt.

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(APA/Red)

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